Innovations-Management

Wie die Cloud disruptiv wirkt

09.07.2015
Von 
Oliver Dehning ist Gesellschafter und Geschäftsführer des Cloud-Security-Providers Hornetsecurity GmbH. Zusätzlich leitet er die Arbeitsgruppe Cloud Security im Bundesverband IT-Sicherheit TeleTrusT und die Kompetenzgruppe Sicherheit im Verband der deutschen Internetwirtschaft eco. Er ist Dipl.-Ing. Nachrichtentechnik (Universität Hannover) und MBA (University of Maryland, USA).

Veränderungen in Anwenderunternehmen

Augenfällige Konsequenz des Paradigmenwechsels in der Business-IT hin zu Cloud Computing: Der Betrieb wesentlicher Teile der IT findet nicht mehr im eigenen Haus der Anwenderunternehmen statt, sondern IT-Ressourcen werden von Dienstleistern bereitgestellt - analog dem klassischen IT-Outsourcing. In beiden Fällen wird der Bedarf vor allem an technischen IT-Kompetenzen bei IT-Anwenderunternehmen deutlich abnehmen, während bei den Anbietern zusätzliches technisches Personal benötigt wird. Auf Grund von Synergieeffekten wird das Verhältnis erwartungsgemäß dabei nicht 1:1 sein. Es ist aber zu erwarten, dass zusätzlicher Bedarf an anderen Stellen durch neue Services entsteht. Frei werdende Ressourcen werden auch jetzt schon vom Markt begierig aufgenommen: Es gibt ohnehin Bedarf an IT-Fachkräften, der nicht gedeckt werden kann.

Disruptive Veränderungen können zu Innovationen führen.
Disruptive Veränderungen können zu Innovationen führen.
Foto: phoenixman-shutterstock.com

Ein wesentlicher Unterschied zu klassischem Outsourcing: Es wird beim Cloud Computing in der Regel nicht die IT als Ganzes ausgelagert, sondern nur einzelne Teile oder Anwendungen. In diesem Zusammenhang wird deshalb gelegentlich auch der Begriff "Outtasking" verwendet. Ein weiterer Unterschied zum klassischen Outsourcing: Vor allem im Bereich Public Cloud sind vom Provider bereitgestellte Leistungen und Verträge in der Regel hoch standardisiert, nur im Rahmen vorgesehener Optionen konfigurierbar und in wesentlichen Teilen nicht verhandelbar.

Wichtige Kompetenzen verbleiben deshalb beim Anwenderunternehmen, unter anderem:

  • Genaue Analyse der Leistungsanforderungen mit Blick auf den konkreten Bedarf des Unternehmens (Business Alignment),

  • Auswahl der einzelnen Services (unter anderem der Abgleich mit Anforderungen, technische Tests, vertragliche Regelungen),

  • Initiale Konfiguration bzw. Konfigurationsänderungen auf hoher Ebene aufgrund sich ändernder Anforderungen oder Umgebungen (neue Benutzer, Änderung von Benutzerrollen, geänderte Policies),

  • Sicherstellung des Zusammenwirkens einzelner Services, auch mit weiterhin intern betriebenen Systemen, unter Umständen mit Unterstützung des Providers,

  • Controlling der Services hinsichtlich Anforderungen und zugesicherter Leistungen.

Wo Anwender profitieren

Bei einem zunehmenden Cloud-Einsatz braucht es im Anwenderunternehmen weniger technisches Detailwissen - etwa über Betriebssysteme, Datenbanken und Netzwerke. Es findet eine Verschiebung zu strategischen Kompetenzen, juristischen Kenntnissen und Managementkompetenzen statt. Diese Kompetenzen können auch wieder von extern als Beratung eingekauft werden. Im Sinne einer optimalen Ausrichtung der genutzten IT-Werkzeuge auf die Anforderungen des Unternehmens und zur Vermeidung von Vendor-Lock-in sollte das aber mindestens unabhängig vom genutzten Cloud-Anbieter geschehen.

Die beschriebenen Veränderungen in Anwenderunternehmen in Verbindung mit der Nutzung von Cloud Computing lösen naturgemäß Ängste und Sorgen bei betroffenen Mitarbeitern aus. Die Gefahr ist groß, dass ein Projekt zur Einführung eines Cloud-Service deshalb in der IT-Abteilung des Anwenderunternehmens auf Ablehnung stößt. Daneben ist zu beachten, dass die Einführung eines Cloud-Services eine Veränderung der IT-Landschaft des Anwenderunternehmens ist - genauso wie die Einführung eines jeden anderen IT-Services. Dieser Umstand bringt zwangsläufig eine Veränderung von Abläufen mit sich, was bei den betroffenen Anwendern ebenfalls Sorgen und Ängste auslösen kann. (sh)