Fachkräftemangel

Wie CIOs IT-Talente locken

03.08.2022
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Wie werden Unternehmen attraktiv für IT-Fachkräfte, und was schadet ihnen im War for Talents? Junge IT-Profis berichten über ihre Erfahrungen.
Was macht Unternehmen attraktiv für IT-Talente? – Die Managementberatung 4C GROUP ging dieser Frage in einer gemeinsamen Studie mit der TU-München nach.
Was macht Unternehmen attraktiv für IT-Talente? – Die Managementberatung 4C GROUP ging dieser Frage in einer gemeinsamen Studie mit der TU-München nach.
Foto: dotshock - shutterstock.com

Der Nachfrage nach IT-Talenten steigt weiter, der Kampf um die besten Nachwuchskräfte wird durch den demografischen Wandel noch härter. Das gilt vor allem für Nicht-IT-Unternehmen, beobachtet Markus Matschi von der Managementberatung 4C GROUP. Gemeint sind damit etwa klassische Industriebetriebe, deren Produkte nicht primär auf Informationstechnologien basieren und die deshalb weniger auf eigenes IT-Know-how zurückgreifen können. Sie müssten gezielt ihre Attraktivität für IT-Talente steigern, so Matschi.

In einer gemeinsamen Studie mit der Technischen Universität München (TUM) wollten die Berater herausfinden, welche Faktoren zur Arbeitgeberattraktivität besonders relevant sind. Sie sprachen mit jungen IT-Professionals aus neun verschiedenen Sektoren außerhalb der IT-Branche. Die Interviewten mit zwei bis fünf Jahren Berufserfahrung hatten jeweils überdurchschnittliche Abschlussnoten und waren in stark nachgefragten IT-Positionen tätig.

Was macht ein Unternehmen attraktiv für IT-Talente? Aus den Gesprächen leiteten die Studienautoren ein Ranking der wichtigsten Arbeitgeberkriterien ab:

Kriterium 1: Tätigkeit mit Sinn

IT-Talente möchten durch ihre Tätigkeit einen sichtbaren Beitrag zu den Unternehmenszielen leisten, der zu Veränderungen führt - bei den Mitarbeitern, in der physischen Welt durch das Einbinden von IT in Produkte oder für die ganze Gesellschaft. Ein Teilnehmer drückte es so aus: "Es geht auch um die Frage, wie effektiv ich dort sein kann. (…) Mich fasziniert es, das Leben anderer Menschen auf irgendeine Weise ein wenig besser zu machen. Und ich möchte bei meinem Arbeitgeber sehen, dass genau das möglich ist."

Kriterium 2: Selbstverwirklichung

IT-Talente suchen und schätzen intellektuelle, vielseitige und anspruchsvolle Aufgaben und Projekte, die Ihren Fähigkeiten entsprechen.

Kriterium 3: Work-Life-Balance

Die Studienteilnehmer setzen das Thema Work-Life-Balance mit Flexibilität und Familienfreundlichkeit gleich. Sie schätzen es, in ihrer Rolle sowohl zeitlich als auch örtlich ungebunden zu sein: "Ich suche einen Arbeitgeber, bei dem eine freie Gestaltung der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes möglich ist", erklärte ein Befragter.

Kriterium 4: Karriere, Kompetenz und persönliche Weiterentwicklung

IT-Talenten ist es wichtig, sich schnell neues Wissen anzueignen. Sie wollen zudem ihre Hard- und Softskills verbessern. Darüber hinaus sind die Karrierewege bei ihrem Arbeitgeber ein wichtiges Kriterium. Ein Teilnehmer erklärte dazu: "Ich habe mich gefragt, welcher Job der schnellste Weg ist, um so weit wie möglich zu kommen - in Bezug auf meine technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber auch hinsichtlich Projektmanagement und meiner Karriere."

Kriterium 5: Entlohnung und Sozialleistungen

Natürlich will der IT-Nachwuchs auch angemessen entlohnt werden. Geht es um allgemeine Zusatzleistungen, zählt vor allem die richtige Mischung. Wenn Benefits die persönlichen Interessen widerspiegeln oder sich entsprechend anpassen lassen, ist das ein weiterer Pluspunkt.

Kriterium 6: Kultur und Management

Die Unternehmenskultur und das Management spielen für IT-Talente eine große Rolle. Beide Faktoren sind zu Beginn einer Tätigkeit schwer zu beurteilen. "Es sind eher Dinge, die von einem Arbeitgeber wegführen als zu einem hin", erklärte ein Studienteilnehmer. Dessen ungeachtet beschreiben die IT-Profis eine attraktive Teamkultur als "informell, jung, lustig, agil und ergebnisorientiert". Eine gute Unternehmenskultur zeichne sich aus durch Offenheit, Wertschätzung, Individualität und Loyalität gegenüber den Mitarbeitern.

Kriterium 7: Standort

Die befragten IT-Talente bevorzugen Arbeitgeber, die nahe an ihrem Wohnort angesiedelt sind. Sie weisen jedoch darauf hin, dass der Standort des Büros weniger wichtig wird, wenn Home-Office-Optionen verfügbar sind.

Kriterium 7: Image

Ethisches Verhalten des Arbeitsgebers und der transparente Umgang damit hat für junge IT-Professionals eine hohe Bedeutung. Die Bekanntheit von Unternehmen scheint ihnen dabei weniger wichtig zu sein.

Kriterium 8: Unternehmensgröße

Die Studienteilnehmer achten bei Arbeitgebern außerhalb des IT-Sektors auch auf die Unternehmensgröße. Sie verbinden damit einen höheren Reifegrad der Organisation und der IT, aber auch mehr Einfluss, Stabilität und Arbeitsplatzsicherheit.