Alte Netzwerke funktionieren noch
Zeit für die IT findet Neubauer dennoch genug. Je nach Lust und Laune übernimmt der umtriebige Rentner verschiedene Projekte. Zuletzt ließ er sich über das Internet-Portal "Erfahrung Deutschland" an eine Reederei vermitteln. Ein halbes Jahr lang arbeitete er drei Tage die Woche daran, das Computersystem mit dem erwarteten Wachstumsschub der Firma zu synchronisieren. "Es streichelt das Ego, wenn man noch gebraucht wird und zum Unternehmenserfolg beitragen kann", sagt Neubauer. "Und es ist schön zu sehen, dass die alten Netzwerke noch immer funktionieren."
Damit der Übergang in die neue Lebensphase so gut glückt wie bei ihm, können angehende Rentner Rückendeckung erhalten. BMW oder das Betreuungswerk Post Postbank Telekom in Stuttgart etwa bieten älteren Mitarbeitern Seminare zur Vorbereitung auf die Pension an. Dort lernen die Teilnehmer, welche Klippen im Ruhestand zu umschiffen sind, welche Chancen sich bieten - und wie sie ihr Wissen an die jüngeren Kollegen weitergeben.
Kurse für die After-Work-Phase
Wer sich als Privatperson auf die After-Work-Phase vorbereiten will, kann gezielt Kurse buchen. Zur Auswahl stehen Titel wie "Den Übergang meistern" (Seniors4success), "Vom Beruf in den Ruhestand" (60plus-Seminare), oder "Übergang in den Unruhestand" (Care Consulting).
Scharpegge ging seinen Ruhestand im Do-it-yourself-Verfahren an. Neben der Arbeit für den SES bot er dem Heidelberger Theater seine kostenlose Hilfe an. Zweimal wurde er engagiert: einmal für CAD-Schulungen, ein andermal für die Gefährdungsbeurteilung des Baus. Die Engagements ermöglichten dem begeisterten Theaterbesucher neue Einblicke hinter die Kulissen. Weitere Aktivitäten kann er sich durchaus vorstellen. "Doch im nächsten Jahr wird meine freie Zeit vermutlich etwas knapper", sagt Scharpegge und lacht. "Denn da wartet das nächste Ehrenamt auf mich: als Opa meines ersten Enkelkinds!" (hk)
Judith-Maria Gillies ist freie Wirtschaftsjournalistin in Köln.