Wer ein Bewerbungsschreiben formuliert, beendet seinen Text am besten mit einem Satz wie "Ich freue mich, von Ihnen zu hören." Viele Bewerber erwarten dann, dass sich der potenzielle Arbeitgeber schriftlich oder per E-Mail bei ihnen meldet. Kommt stattdessen ein Anruf, sind viele Bewerber perplex und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.
Ein Bewerber meldete sich just mit diesem Problem bei dem Bewerbercoach Gerhard Winkler: "Letztlich wurde ich völlig überraschend von einem Personalleiter angerufen, in dessen Betrieb ich mich beworben hatte. Muss man grundsätzlich mit einer solchen Kontaktaufnahme rechnen und wie kann man sich darauf vorbereiten?"
Winkler antwort: "Glückwunsch zum ersten Erfolg! Sie haben sich in Ihrer Hochstimmung gewiss vertippt - oder wollten Sie nicht 'letztlich wurde ich wie erhofft und erwartet' schreiben?
Ein Anruf ist aus der Sicht eines Bewerbers immer die nahe liegende Personalerreaktion. Nicht ohne Absicht formulierte man ja als kontaktstarker Selbstvermarkter am Ende seines Anschreibens: 'Ich freue mich über Ihren Anruf oder Ihre Mail!'
- Im Vorstellungsgespräch ...
... müssen Bewerber mit Fragen rechnen, auf die sie sich schwer vorbereiten können. Hier einige Beispiele für verschiedene Arten von unerwarteten Fragen. - Wie definieren Sie Zusammenarbeit?
Die Frage zielt auf ihre Fähigkeit zur Teamarbeit ab. Überlegen Sie, ob die Stelle einen Einzelkämpfer oder Teamplayer erfordert. Legen Sie sich nicht fest, sondern machen Sie deutlich, dass Sie beides können. Eine diplomatische Antwort wäre: Ich arbeite gern in einem Team, in dem jeder seine Ideen und Erfahrungen einbringen kann. Ich traue mir zu, Entscheidungen zu treffen und mit Kollegen an einem Strang zu ziehen. - Worin waren Ihr ehemaliger Chef und Sie nicht einer Meinung?
Hüten Sie sich, über Ihren ehemaligen Chef zu lästern. Darauf warten die Unternehmensvertreter vielleicht nur. Gehen Sie diplomatisch vor und äußern Sie sich nur objektiv und loyal gegenüber ihrem alten Arbeitgeber. - Wie hoch schätzen Sie den Marktanteil von Mercedes in Schweden ein?
Was war Ihre erste Reaktion beim Lesen der Frage? "Was für ein Blödsinn" oder "Woher soll ich das wissen“. Es wäre Zufall, wenn Sie auf diese Art Frage eine eindeutige Antwort parat hätten. Der Interviewer möchte einen Lösungsweg hören. Nennen Sie keine Zahl. Denken Sie laut! Damit zeigen Sie, dass Sie logisch und analytisch denken und dass Sie mit Zahlen umgehen können. Erscheint Ihnen die Frage zu allgemein oder ist sie Ihnen unklar, stellen Sie Rückfragen, wie "Wenn Sie von Mercedes in Schweden sprechen, meinen Sie dann den Marktanteil der PKWs oder LKWs?". - Auch bei Gruppendiskussionen in Assessment Centern ...
... geht es nicht um die Lösung, sondern um die Art, wie die Gruppe eine Lösung erarbeitet und wie Sie zu dieser beizutragen. Auch bei scheinbar unbeantwortbaren Fragen im Vorstellungsgespräch ist nur gefragt, wie Sie an ein Problem herangehen.
Es klingelt also. Falls Sie nicht abheben können oder wollen, dann haben Sie zumindest den Anrufbeantworter aktiviert (und für die Dauer der aktuellen Jobsuche die launige Begrüßung ersetzt - sie klang sowieso etwas abgestanden und brachte keinen Ihrer Freunde mehr zum Lachen). Melden Sie sich innerhalb von Stunden!
Schulen Sie Ihre Mitbewohner!
Sollte jemand zu Hause Ihre Anrufe beantworten, dann üben Sie ein, was Ihre Lieben alles zu tun haben: Name des Anrufers erfragen, Name der Organisation notieren und sich immer die Rückrufnummer geben lassen.
Anrufer verpassen, Anrufe vermasseln, das ist besonders schmerzlich, weil man ja die allererste Hürde schon geschafft und das Gespräch vorbereitet hatte. Sollten Sie telefonieren, ohne die Stelle und Ihre Bewerber-Argumentation im Kopf zu haben, werden Sie eher ins Schwimmen geraten als richtig gut ins Gespräch zu kommen und am Ende werden Sie vielleicht gnadenlos untergehen.
Haben Sie Ihren Jobanspruch im Kopf!
Sie haben über den Job zu reden und über sich selbst (keine Angst, nicht über alles, nur über die eigene, besondere Jobbefähigung). Mit einem Wort: Sie brauchen einen Job-Claim, den Sie auf Zuruf spontan artikulieren können. Zu den Hausaufgaben, die das Berufsleben einem stellt, zählt eben, dass man den ureigenen Jobanspruch im Kopf hat.