Schlechte Daten gibt es häufig im Internet der Dinge und obwohl es schwer ist, eine Einschätzung darüber zu bekommen, welcher Anteil der von vernetzten Geräten eingehenden Informationen nicht verwendet werden können, zerbrechen sich viele Menschen darüber den Kopf.
Etwa 40 Prozent aller Daten aus den Kanälen der IoT-Netze sind "fehlerhaft ", sagt etwa Harel Kodesh, Vice President von GE Predix Software-Geschäft und CTO von GE Digital. Dabei sei jedoch ein Großteil dieser Daten nicht falsch, sondern nur nutzlos, also etwa doppelte Informationen, die Mitarbeiter versehentlich zweimal hochgeladen haben oder sich wiederholende Meldungen, die Maschinen im Leerlauf automatisch senden.
Darüber hinaus könne es zu Problemen kommen, wenn eine neue IoT-Plattform auf die alten industriellen Reporting-Systeme gebaut werde, sagt Kodesh, weil die Legacy-Tools Daten auf ihre eigene Weise formatierten: "Man erhält nicht die echten elementaren Daten, sondern eine Übersetzung davon."
Wenn das Falsche gemessen wird
Manchmal generieren die Devices aber einfach nur Daten, die falsch oder irreführend sind. Kriecht beispielsweise ein Wurm über einen Temperatur-und Feuchtigkeitssensor in einem Feld, bekommt der Landwirt eine Auswertung darüber, wie warm und feucht der Wurm ist. Dies wird ihm aber nicht dabei helfen, seine Felder effizient zu bewirtschaften. Auch wenn ein Sensor mit Schmutz oder Fabrikschmutz bedeckt ist oder durch Vandalen beschädigt wird, kann dies die generierten Daten verfälschen.
Je härter die Umgebungsbedingungen und je isolierter das Gerät ist, desto größer ist wahrscheinlich das Problem mit den schlechten Daten. Neben der Landwirtschaft sind davon Branchen wie die Öl- und Gasindustrie sowie die Energiewirtschaft betroffen. Aber es sind nicht nur weit entfernte Sensoren, die Probleme bereiten können. Sogar in einem Krankenhaus kann ein am Finger eines Patienten geklemmter Blut-Sauerstoffsensor schlechten Daten liefern, wenn er falsch angelegt wurde.
Hinzu kommt, dass manche IoT-Geräte selbst nicht mehr funktionieren und fehlerhafte Daten ausspucken oder gar keine Berichte mehr abliefern. In vielen anderen Fällen ist menschliches Versagen der Übeltäter: Falschen Einstellungen versauen, was das Gerät generiert.
Ein Weg, um schlechte Daten zu reduzieren, ist es entsprechend sicherzustellen, dass die Ausrüstung richtig eingestellt ist. So etwa beim Landwirtschaftsmaschinenhersteller John Deere: John Deere rüstet seine riesigen Farmwerkzeuge mit Sensoren aus, die erkennen, ob die Maschinen richtig funktionieren. So besitzt etwa die Einzelkornsämaschine ExactEmerge drei Sensoren pro Saatreihe um zu erkennen, wie viele Samen gepflanzt werden und mit welcher Geschwindigkeit. Diese kalibriert der Landwirt oder ein Deere-Händler mindestens einmal im Jahr - vor der Pflanzzeit - händisch, damit sie genau sind, erklärt Lane Arthur, Deere's Direktor für digitale Lösungen.
- Key Findings
Die COMPUTERWOCHE-Studie "Internet of Things 2016" finden Sie in unserem Shop neben anderen Studien der IDG Research Services als PDF-Download. - Bedeutung von IoT
Derzeit bewerten nur 45 Prozent der Unternehmen die Relevanz des IoT als sehr hoch oder hoch, 28 Prozent als eher niedrig oder niedrig. Ganz anders sehen die Werte für die Zukunft aus. 72 Prozent der Unternehmen glauben, dass IoT innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch sieben Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung des IoT als eher niedrig oder niedrig ein. - IoT in der Praxis
Bis dato haben insgesamt nur rund 15 Prozent der befragten Unternehmen bereits IoT-Projekte produktiv umgesetzt oder zumindest abgeschlossen. Immerhin ein Fünftel der Firmen will in den nächsten 12 Monaten oder mittelfristig erste IoT-Projekte realisieren, 12 Prozent erarbeiten derzeit eine IoT-Strategie. - IoT ist noch kein Thema, weil...
Wesentliche Gründe für die (noch) abwartende Haltung vieler Firmen sind andere Prioritäten, mangelnde Relevanz oder ein fehlendes Geschäftsmodell. Auch fehlendes Know-how bei den Mitarbeitern oder zu hohe Kosten spielen eine Rolle. - Auswirkungen (1/3)
Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen IoT als große Chance. Gleichzeitig verkennen fast 45 Prozent das disruptive Potenzial des IoT, wenn sie glauben, sie sein gut genug für die Herausforderungen positioniert. - Auswirkungen (2/3)
Zumindest 39 Prozent der befragten Entscheider glauben, dass IoT ihre Unternehmen sehr verändern wird. Ein Drittel der Firmen befürchtet, dass sie von Start-Ups mit IoT-Technik überholt oder grundsätzlich von der Entwicklung überrollt werden, wenn sie sich nicht auf das IoT einstellen. - Auswirkungen (3/3)
Knapp 20 Prozent glauben immer noch, dass das Thema IoT für ihr Unternehmen nicht relevant sei. - Was ist IoT?
Die meisten bisherigen Projekte fallen unter die Kategorie Industrie 4.0 mit Themen wie Vernetzte Produktion, Smart Supply Chain und Predictive Maintenance, gefolgt von den Schwerpunkten Smart Connected Products. - Der Nutzen von IoT
Durch die Vernetzung aller Prozessketten, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle sowie Kostensenkungen erwarten die Unternehmen als positive Effekte durch IoT. - IoT-Projekte in der Praxis
Neben Kategorien wie Connected Industry und Smart Connected Products gewinnen künftig auch IoT-Projekte aus den Bereichen Gebäudemanagement (Smart Building) und Vernetzte Gesundheit (Connected Health) an Bedeutung. - IoT-Technologien
Als Enabling Technologies für IoT sehen die Entscheider vor allem Cloud Computing und Netz-Technologien wie 5G, Narrowband IoT etc. - IoT-Herausforderungen
Die meisten Unternehmen geben grundsätzliche Sicherheitsbedenken als größte Hürde für IoT-Projekte an, da sie das Internet of Things als neues Einfallstor für Angriffe sehen. - Herausforderungen beim ersten Projekt
Für 57 Prozent der Firmen stellte Security tatsächlich die größte Herausforderung bei ihrem ersten IoT-Projekt dar. Fast die Hälfte der Firmen hatte beim ersten Projekt Probleme mit der Integration von IoT-Devices wie Sensoren und Aktoren in die eigene IT-Infrastruktur. - Hemmnisse bei Projekten
Aber auch in der Komplexität sowie im Know-how der Mitarbeiter sehen zahlreiche Unternehmen Hemmnisse. - Do-it-yourself oder Partner?
Bei der Umsetzung der IoT-Projekte sind die Optionen gleich verteilt. 51 Prozent der Firmen haben ihre IoT-Lösung eigenständig entwickelt, 49 Prozent gemeinsam mit externen Partnern. - In- und Outsourcing
n jeweils knapp einem Drittel der Unternehmen ging die Initiative für das erste IoT-Projekt entweder vom CIO und der IT-Abteilung oder von der Geschäftsführung aus, letzteres vor allem bei den kleinen Unternehmen. In elf Prozent der Firmen war ein eigenes IoT-Team die treibende Kraft für die ersten IoT-Aktivitäten, etwas seltener der CTO oder Fachabteilungen wie Vertrieb, Entwicklung oder Produktion - Wahl des IoT-Partners
Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen die Unternehmen vor allem Wert auf technisches Know-how, Vertrauen in den Anbieter sowie Branchenkompetenz. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht hinter Prozess-Know-how überraschend nur an fünfter Stelle im Anforderungskatalog. - Den IoT-Erfolg messen
Ein Viertel der Unternehmen konnte bislang noch keinen Mehrwert wie höhere Effizienz, niedrigere Kosten oder höhere Umsätze feststellen. In zwei Prozent der Unternehmen sind die IoT-Projekte gescheitert. Erstaunlicherweise gibt es in fast einem Fünftel der Unternehmen überhaupt keine Erfolgsmessung.
Mehr ist besser
Allerdings sind viele IoT-Sensoren zu schwer erreichbar, um eine regelmäßige Kalibrierung und Wartung vorzunehmen. In diesen Fällen kann Redundanz die Lösung sein, obwohl auch dies kein Patenzrezept ist. Mehrere Sensoren des gleichen Typs an einer Maschine, in einer Bergwerkanlage oder in einem Feld erzeugen aber mehr Eingaben, die an sich hilfreich sein können.
Weather Underground, ein Teil von IBM's Tochterfirma Weather Company erstellt seine Reports teils mit Daten von nicht kalibrierten, kostengünstigen Sensoren in den Hinterhöfen von Privatnutzern. Weather Underground erhält so für wenig Geld mehr Datenpunkte, aber die Qualität ist natürlich ein großes Thema. Ein Sensor kann versagen und mehrere Zentimeter Regen melden, während der neben ihm nichts misst, erklärt John Cohn, IBM Fellow für Watson IoT: "Das Großartige daran ist, dass Sie mit einer ausreichenden Dichte an solchen Sensoren mit etwas Mathematik die Ausreißer finden können und so erkennen, welche man sich vornehmen muss."
Unternehmen können auch verschiedene Sensor-Geräte, insbesondere Kameras, nutzen, um Sensoren zu überprüfen, die möglicherweise Probleme haben. Kombiniert man eine Videokamera mit einer Bildanalyse-Software, kann man feststellen, ob ein defektes Gerät schmutzig, beschädigt oder zerstört wurde", sagt Doug Bellin, Senior Manager Global Private Sector Industries bei Cisco. Manchmal können auch bereits vorhandene Sicherheitskameras diese Aufgabe (mit)übernehmen.
Eine Technik zum Verifizieren verschiedener Arten von Sensoren gegeneinander ist die Sensorfusion. Sie wiegt den Input von zwei oder mehr Sensoren gegeneinander ab, um zu einer Einschätzung zu kommen. Sensorfusion werde aktuell besonders in Krankenhäusern eingeführt, da dort falsche Alarme überhandnähmen, erklärt Stan Schneider, Präsident und CEO des IoT-Software-Unternehmens Real-Time Innovations (RTI). Anstelle etwa jedes Mal einen Alarm auszugeben, wenn der Blutsauerstoffsensor am Finger eines Patienten einen niedrigen Sauerstoffgehalt misst, würde ein solches Sensor-Fusionssystem diesen Messwert ständig mit denen der anderen Sensoren des Patienten vergleichen, wie zum Beispiel von Atmungs- und Herzfrequenzmessgeräten.