... aus der Modebranche
Quereinsteiger des dritten Typs bezeichnet Johannes Cordes, beim Bielefelder Dienstleister Itelligence verantwortlich für das Marktsegement Holz-/Möbelindustrie, als "Exoten": Sie haben ein entfaltetes berufliches Vorleben, das normalerweise aber nichts mit der SAP-Szene zu tun hat. Diese Gruppe dürfte kleiner sein als die anderen beiden, aber es gibt sie.
Cordes’ Eltern betrieben in Bielefeld ein Unternehmen für Damenoberbekleidung: "Mit ungefähr 80 Leuten haben wir Blusen, Röcke und Jacken hergestellt." Er absolvierte eine Schneiderausbildung und studierte dann an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien Modedesign. Zu seinen Dozenten zählte Karl Lagerfeld. Als der elterliche Betrieb große wirtschaftliche Probleme bekam, "bin ich nach Bielefeld zurück und habe das Unternehmen vier Jahre zusammen mit meinen Eltern und dann sechs Jahre alleine geführt, die Kollektionen entwickelt, Stoffe eingekauft, eben eine vollständige Produktion geleitet".
1994 musste er nach 75 Jahren Firmengeschichte Insolvenz anmelden. Er wollte die Modebranche verlassen und ließ sich nach "schwierigen Diskussionen" mit dem Arbeitsamt zum Wirtschaftsinformations-Assistenten ausbilden. 1996, 36 Jahre alt, begann er als Berater für das SAP-Modul PP bei Itelligence. Der auf SAP-Branchenlösungen spezialisierte Dienstleister hat heute in 17 Ländern 1500 Mitarbeiter; damals waren es ungefähr 60, eine Dimension, die Cordes aus dem Familienunternehmen kannte. Schon 1998 wurde er Projektleiter, vor zehn Jahren kam er auf seine jetzige Position. Zu den Kunden, die er betreut, zählt ein großer Hersteller, der 2500 Küchen am Tag fertigt: "Jede besteht mit Ober-, Unterküche und Elektrogeräten aus 20 bis 30 Positionen, von denen jede wiederum bis zu 50 Merkmale aufweist. Das ist sogar für die SAP-Software eine extreme Herausforderung."
Cordes war den Wechsel zu Itelligence als radikalen Neuanfang angegangen. Doch mittlerweile registriert er einige Kontinuität: Entscheidungsstärke und hohe Umsetzungsgeschwindigkeit, die er als Geschäftsführer gebraucht hatte, helfen ihm auch im zweiten Beruf. "Natürlich ist es gut, in ein starkes Unternehmen eingebunden zu sein. Trotzdem arbeiten mein Team und ich im Marktsegment Holz-/Möbelindustrie sehr selbständig. Der Unterschied zu meiner Zeit als Unternehmer ist relativ klein."