Analyse des Wall Street Journal

Was läuft falsch bei HP?

08.11.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Wechselnde Führungskräfte

Seit 2005 haben mit Carly Fiorina, Mark Hurd, Leo Apotheker und Meg Whitman vier CEOs ihr Glück versucht. Jede Führungskraft brachte ihr eigenes Management-Team mit, viele stießen von außerhalb zum Unternehmen. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wiederum mehr als zwei Dutzend Manager, die mindestens die Position eines Senior Vice President bekleideten, das Unternehmen verlassen.

Auf einem Meeting mit Finanzanalysten räumte Whitman ein, dass Konstanz ein vorrangiges Ziel sein müsse. Die vielen Wechsel seien Ursache für unbeständige Unternehmensstrategien und hätten bedeutsame Fehler nach sich gezogen. Exemplarisch ist das Hickhack um die Printer- und PC-Sparte: 2005 hatte Fiorina beide Bereiche zusammengelegt, ihr Nachfolger Hurd machte die Entscheidung rückgängig.

Leo Apotheker, bis 2011 CEO bei HP, wollte die PC-Sparte verkaufen.
Leo Apotheker, bis 2011 CEO bei HP, wollte die PC-Sparte verkaufen.
Foto: SAP AG

Als Hurd im Jahr 2010 gehen musste, leitete der neue Chef Apotheker den Verkauf der PC-Sparte ein. Apotheker stolperte über die umstrittenen Pläne und wurde entlassen. Whitman betonte wiederum die Bedeutung der PC-Sparte für das Unternehmen. Die diversen CEOs haben rund 75.000 Mitarbeiter entlassen oder entsprechende Pläne angekündigt. Aktuell verfolgt Whitman das Ziel, bis zu 29.000 oder acht Prozent der 349.000 HP-Arbeitsplätze zu streichen.

Meg Whitman, derzeitige CEO bei HP, betont die Bedeutung der PC-Sparte für HP.
Meg Whitman, derzeitige CEO bei HP, betont die Bedeutung der PC-Sparte für HP.

Die fortwährenden Umstrukturierungen und Kürzungen haben eine verunsicherte Belegschaft hinterlassen. Viele haben ihr Vertrauen in die Führungsmannschaft verloren, beobachtet Kimberly Elsbach, Professor an der University of California und Autor verschiedener Analysen über HP. "Die Unruhe durchdringt die Belegschaft und beeinträchtigt die Mitarbeiter dauerhaft", fasst er zusammen.

HPs aktueller Lösungsansatz: Trotz Job-Abbau erwartet Whitman, das Ruhe ins Unternehmen einkehren wird. Ein stabiles Management-Team werde in eine konsistente Strategie münden und somit die Moral der Mitarbeiter stärken. Sie jedenfalls habe vor, CEO zu bleiben.