Depression: Definition
Das Internationale Klassifikationssystem (ICD) der Weltgesundheitsorganisation legt Definitionen und Diagnostikkriterien für alle bekannten Krankheiten fest. Laut dem ICD-11 (2022) gehört Depression zu den psychischen Krankheiten, die die Stimmung betreffen (mood disorders) und hat in erster Linie vier verschiedene Typen:
Depressive Störung mit einmaliger Episode (single episode depressive disorder)
Rezidivierende depressive Störung (recurrent depressive disorder)
Dysthymie (dysthymic disorder)
Gemischt depressive und Angst-Störung (mixed depressive and anxiety disorder)
Weitere spezifische und unspezifische depressive Störungen werden im Folgenden Text vernachlässigt (z. B. prämenstruelle Störung). Bei den beiden ersten Typen werden darüber hinaus die Schweregrade (leicht, mittelgradig, schwer) unterschieden, sowie ob psychotische Symptome vorliegen.
Depression: Symptome, Anzeichen, Auslöser
Eine depressive Episode zeichnet sich durch eine geminderte Stimmung, verringertes Interesse an täglichen Aktivitäten, Konzentrationsschwierigkeiten, Gefühle von Wertlosigkeit und (ungerechtfertigter) Schuld aus. Körperliche Symptome sind verringerter Appetit, Schlaflosigkeit oder Gefühlslosigkeit (WHO, 2022). Energielosigkeit kann über den ganzen Tag verteilt auftreten und dazu führen, dass das Aufstehen in der Früh als anstrengender empfunden wird. Betroffene berichten außerdem von einem verringerten Selbstwertgefühl, Antriebslosigkeit, Entscheidungsunfähigkeit oder sozialem Rückzug. Typisch sind außerdem Hoffnungslosigkeit und Gedanken an Suizid, deshalb ist Depression eine lebensbedrohliche Krankheit.
Gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit
Antriebsmangel, Hoffnungslosigkeit
Negative Gedanken, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
Verminderte Konzentration, weniger Aufmerksamkeit
Körperliche Symptome, wie verminderter Appetit, Schmerzen, Tagesmüdigkeit, Schlafstörungen, Atemnot, Schwindelgefühle oder Muskelverspannungen
Obwohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch keine eindeutigen Einflüsse auf das Auftreten einer Depression definieren konnten, steht fest, dass es verschiedene Auslöser und Ursachen geben kann. Man unterscheidet dabei zwischen psychosozialen und neurobiologischen Faktoren. Zu den psychosozialen Aspekten zählen Erlebnisse aus dem sozialen Umfeld, zum Beispiel Verlust, Überlastung oder Veränderungen. Unter neurobiologischen Aspekten werden genetische Faktoren verstanden, die durch Vererbung weitergegeben werden können, zum Beispiel Änderungen der Stresshormonachse. Häufig kommt es vor, dass eine Depression von Aspekten beider Seiten verursacht wird. Die WHO stellt fest: umso länger die Depression anhält, desto schwieriger ist sie zu behandeln (2022).
Die Intensität und der Verlauf ändert sich je nach Depressionsform. Bei der unipolaren Depression (mit oder ohne wiederkehrenden Episoden) ist die Intensität in der Episode stark ausgeprägt (je nach Schweregrad), bildet sich aber während dem freien Intervall vollständig zurück. Anders bei der Dysthymie: hier tritt eine weniger intensive Verstimmung auf, jedoch über einen sehr langen Zeitraum (mindestens länger als zwei Jahre).
Wie sich eine Depression zeigt, hat auch kulturelle Bedingungsfaktoren. Je nachdem, wie offen eine Gesellschaft oder soziale Gruppe ist, können zum Beispiel eher körperliche als psychische Symptome auftreten. Werden die psychischen Symptome, wie verringerte Produktivität, in einer Gesellschaft eher verachtet und verschwiegen, beeinflusst dies die Statistiken zu von Depression Betroffenen und hinterlässt eine große Dunkelziffer, was zu einer ausbleibenden Behandlung führen kann (WHO, 2022).
Depression in Deutschland: Viele Arbeitnehmer betroffen
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erleben rund 12 Prozent aller Frauen und 9 Prozent aller Männer eine depressive Symptomatik. Frauen sind signifikant stärker betroffen. Innerhalb der Geschlechtergruppen gibt es außerdem Altersgruppen, die eine höhere Prävalenz der Symptome aufweisen. Bei den 18- bis 29-jährigen Frauen sind sie mit 16,4 Prozent häufiger als mit ansteigendem Alter. Bei Männern ist das Vorkommen in den Altersgruppen 18-29, 30-44 und 45-64 mit rund 9,5 Prozent eher gleichbleibend. Größere Unterschiede zeigen sich zudem hinsichtlich des Bildungsgrades (RKI, 2017).
Das Deutschland-Barometer Depression hat in einer Studie aus dem Herbst 2021 Einstellungen und Erfahrungen zur Depression in der Bevölkerung befragt. Eindeutig dabei war, dass bei jedem fünften Beschäftigten schon einmal eine Depression diagnostiziert wurde und weitere 19 Prozent der Beschäftigten eine Depression bei sich vermuteten. So gibt es statistisch gesehen in fast jedem Unternehmen depressiv erkrankte Mitarbeiter, die Mehrheit von ihnen spricht aber im Job nicht offen darüber. Deshalb ist es wichtig, Anlaufstellen für psychische Probleme im Unternehmen zu schaffen.
Das sagt auch Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt: "Menschen mit Depression sind im gesunden Zustand oft Leistungsträger in Unternehmen. Sie reagieren mit großer Dankbarkeit, wenn sie von Seiten des Unternehmens auf verständnisvolle und sachgerechte Reaktionen stoßen.
Sie überschätzen außerdem die Ursachen für die Depression und machen dafür vor allem die Belastung am Arbeitsplatz, Konflikte mit Kolleginnen und Kollegen oder die dauerhafte Erreichbarkeit verantwortlich - Urlaub wäre also die Behandlung der Depression?! Viel weniger von ihnen kennen die biologischen Hintergründe für die Erkrankung. Urlaub lindert die Depression nicht, da die Erkrankung mitfährt. Die Behandlung der Depression erfolgt gemäß den nationalen Leitlinien mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie." (Deutsche Depressionshilfe, 2021).
Depression behandeln: Informationen und Therapiemöglichkeiten
Der Mental Health Report der Online-Arztpraxis ZAVA zeigt, dass die Internet-Suchanfragen zu "Depression" in den letzten fünf Jahren kontinuierlich angestiegen sind. Umso wichtiger sind verlässliche Quellen und vertrauenswürdige Ansprechpartner für Betroffene. Unter diesem Artikel finden Sie hilfreiche Links zu informativen Seiten.
Depression wird am häufigsten durch die sogenannte Pharmakotherapie behandelt. Dies ist eine Behandlung sowohl mit Medikamenten (Antidepressiva) als auch Psychotherapie. Je nachdem, welche Diagnose vorliegt, werden die entsprechenden Behandlungsformen ausgewählt. Zu den kassenärztlich anerkannten Psychotherapien zählen:
Kognitive Verhaltenstherapie
Tiefenpsychologisch fundierte Therapie
Psychoanalyse
Systemische Therapie
Dazu können körperbezogene Behandlungen ergänzt werden, wie Lichttherapie, Wachtherapie oder Rehabilitationssport (Deutsche Depressionshilfe, 2022). Eine passende Therapie können Sie durch Ihren Hausarzt, die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung, Ihre Krankenkasse oder der Kassenärztlichen Vereinigung (bundeslandspezifisch) finden. Weitere Informationen finden Sie hier.
Hilfreiche Seiten und Quellen zum Thema: