Gehälter der Chefs

Was Führungskräfte 2013 verdienen

09.03.2013
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Nur Führungskräfte profitieren

Tim Böger, Studienprojektleiter und Geschäftsführer von Personalmarkt, zeigt sich angesichts des Ergebnisses dennoch ein wenig überrascht: "Qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind zunehmend rar, aber nur die Gehälter von Managern sind im vergangenen Jahr kräftig angestiegen. Ob auch die Einkommen von Fachkräften zulegen, bleibt abzuwarten."

Böger beobachtet, dass sich die doch recht üppigen Gehaltssteigerungen für das IT-Management, die auch schon in früheren Jahren großzügiger ausfielen als bei den Fachkräften, in erster Linie aus Bonuszahlungen speisen. "Gehaltstreiber sind vor allem die Bonusregelungen", sagt der Personalexperte. Ein extremes Beispiel aus der aktuellen Studie ist der Anstieg des variablen Gehalttsanteils von Bereichsleitern in den Systemhäusern: Er ging um 24 Prozent auf 55.480 Euro hoch.

Rohrmeier sieht ebenfalls den Trend zu variablen Vergütungsmodellen: "Selbst für Positionen ohne Führungsverantwortung werden sie selbstverständlich." Und Personalpraktiker Müller bestätigt, dass Immobilienscout24 unterschiedliche Modelle variabler Vergütung eingeführt habe, von 80-zu-20- bis zu 50-zu-50-Prozent-Regelungen. In diesen Fällen bekommen die Fach- und Führungskräfte die Hälfte bis zu 80 Prozent ihres Gehalts als Fixum, der Rest fließt nur dann, wenn individuelle oder Unternehmensziele erreicht wurden.

Banken zahlen noch immer am besten

Neben der Position im Unternehmen sowie seiner Größe und geografischen Lage ist aber vor allem die Branche, in der man sich bewegt, entscheidend. Ein Beispiel dafür sind die Bereichsleiter. In großen Anwenderunternehmen - etwa in der Bankenwelt - kommt ein IT-Bereichsleiter im Durchschnitt auf 264.100 Euro Jahreseinkommen (inklusive Boni, die bei ihm derzeit rund 71.850 Euro ausmachen).

Was IT-Chefs verdienen: Tortz Imageproblemen und Krisengerede - die Finanzdienstleister bleiben auch in der Bezahlung der IT-Mitarbeiter Spitzenreiter. (Angaben in Euro pro Jahr; Quelle: Personalmarkt
Was IT-Chefs verdienen: Tortz Imageproblemen und Krisengerede - die Finanzdienstleister bleiben auch in der Bezahlung der IT-Mitarbeiter Spitzenreiter. (Angaben in Euro pro Jahr; Quelle: Personalmarkt
Foto: Personalmarkt

In Softwarehäusern erreichen die Bereichsleiter immer noch ein Salär von 165.400 Euro, wovon 37.200 Euro variabel ausgezahlt werden. Abteilungsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich weniger. Besonders auffällig ist das Gefälle in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter mit einem alles enthaltenden Zielgehalt von 116.330 Euro nicht einmal halb so viel wie ein Bereichsleiter verdient. Personalmarkt hat als variablen Anteil bei den Abteilungsleitern im Mittel 15 bis 20 Prozent errechnet. Und trotz Krisengerede beträgt der Gehaltszuwachs bei den Banken-Managern in dieser Hierarchiestufe 4,5 Prozent, die Abteilungsleiter in den Softwarehäusern müssen sich dagegen mit einem Plus von 0,5 Prozent begnügen und erreichen knapp die Marke von 100.000 Euro Jahresgehalt.

Etwas kleiner fallen die Gehaltsunterschiede zwischen Bereichs- und Abteilungsleitern in der Automobilindustrie aus, wo der IT-Abteilungsleiter rund 100.000 Euro jährlich nach Hause bringt und damit zirka 85.000 Euro weniger verdient als sein direkter Vorgesetzter. Noch geringer, aber immer noch groß ist die Differenz zwischen diesen beiden Positionen in Systemhäusern: Hier liegen etwa 70.000 Euro zwischen den Hierarchiestufen.

Der Gruppenleiter, der direkt unterhalb des Abteilungsleiters steht, bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt - also Grundgehalt plus Prämien - im Durchschnitt zwischen 65.500 Euro in Beratungs- und Systemhäusern und 82.900 Euro in der Bankenwelt. Auf dieser Hierarchieebene fallen die leis-tungsbezogenen Anteile kleiner aus: Gruppenleiter werden nur zu durchschnittlich zehn bis 15 Prozent variabel entlohnt, wie Personalmarkt errechnet hat.

Eine Extragruppe bilden die Projektleiter, die sich in der Hierarchie meistens zwischen Abteilungs- und Gruppenleitern bewegen. Sie haben gehaltlich in den letzten Jahren mächtig aufgeholt und verdienen heute oft mehr als Gruppenleiter. Das ist nachvollziehbar, denn gute Projektleiter mit profunden Führungs-, Betriebswirtschafts- und Fachkenntnissen gelten als die ungekrönten Könige und bewegen sich gehaltlich manchmal sogar auf Geschäftsführer- oder Bereichsleiterniveau.

Projektleiter verdienten 2012 je nach Branche zwischen einem und sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter ist der Projektleiter in Banken mit 94.840 Euro (Vorjahr 89.100 Euro). Das Schlusslicht bilden die Softwarehäuser, wo durchschnittlich 67.750 Euro (Vorjahr 66.250 Euro) zu verdienen sind. Eine Erklärung für dieses Gefälle ist sicher, dass die Softwarehäuser mittelständisch organisiert sind und Banken Konzernstrukturen aufweisen.

Nicht unbedingt zu den Siegern im Gehaltspoker dürften sich die Vertriebler zählen, da das Plus für ihre Verhältnisse mit rund drei Prozent eher durchwachsen ausfällt. In der IT-Industrie erreichen sie ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von 134.850 Euro (Vorjahr 131.200 Euro), wobei der variable Anteil etwa 40 Prozent ausmacht. Während der Sales-Verantwortliche in kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern durchschnittlich 108.500 Euro erhält (minus 0,5 Prozent), ist für den Verkäufer aus Firmen mit über 1000 Mitarbeitern immerhin eine Gehaltssteigerung von 3,4 Prozent drin. Einschließlich Prämien kommt er so auf ein Salär von 182.600 Euro.