Infrastructure as a Service

Warum CIOs eine Multi-Cloud-Strategie brauchen

30.03.2017
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Welcher Cloud-Service passt zu meiner Anwendung?

CIOs müssen bei der Entscheidung für einen Cloud-Provider einen ganzen Strauß an Parametern berücksichtigen. Dazu gehören etwa Skalierbarkeit, Sicherheit und regulatorische Rahmenbedingungen. Analysten raten, dabei stets von einer zentralen Frage auszugehen: Welches ist der richtige Cloud-Service für eine bestimmte Anwendung? Azure beispielsweise eignet sich nach Einschätzung von Gartner dann besonders gut, wenn Applikationen zu großen Teilen auf Microsoft .NET basieren. Geht es um Linux-Installationen für den Enterprise-Einsatz ist womöglich AWS die Plattform der Wahl (siehe auch: AWS, Azure, Google: Public-Cloud-Plattformen im Vergleich).

Ein Einzelhandelsunternehmen könnte etwa durchaus vor einer Zusammenarbeit mit Amazons Cloud-Sparte zurückschrecken und stattdessen Azure oder die Google-Cloud bevorzugen. Ein Finanzinstitut oder eine Organisation aus der Gesundheitsbranche würde wohl eher auf die Kompetenzen des Cloud-Providers in Sachen Datenschutz und Compliance achten.

"Je mehr Sie von spezialisierten Services in der Cloud profitieren, desto abhängiger werden Sie von dieser Cloud", sagt Forrester-Analyst Dave Bartoletti.
"Je mehr Sie von spezialisierten Services in der Cloud profitieren, desto abhängiger werden Sie von dieser Cloud", sagt Forrester-Analyst Dave Bartoletti.

"Vendor Lock-in auch in der Cloud unvermeidbar"

Von dem berüchtigten Lock-in-Effekt sollten sich CIOs bei ihren Cloud-Entscheidungen jedenfalls nicht leiten lassen, empfiehlt Forrester-Analyst Dave Bartoletti. Aus unterschiedlichen Gründen hätten sich Unternehmen über Jahrzehnte schon mit ERP-Software, Datenbanken oder E-Mail-Systemen von Anbietern wie Oracle, SAP oder Microsoft abhängig gemacht. Ähnliches sei für Cloud-Services zu erwarten, ein Lock-in deshalb mehr oder weniger unvermeidbar.

Der Grad der Abhängigkeit hänge indes mit der Art und Weise zusammen, wie Unternehmen Cloud-Dienste nutzen, erläutert Bartoletti. Grundsätzlich sei es gar nicht schwierig, auf einen Cloud-Service eines anderen Anbieters zu wechseln, sofern es keine Abhängigkeiten zu anderen Cloud-Diensten der Plattform gebe. Eine Anwendung beispielsweise von AWS in die Azure-Cloud zu verschieben, könne durchaus einfach sein. Nutze die Applikation aber auch andere AWS-Dienste wie Load Balancing, Domain Name Services oder Datenbankdienste, könne das Vorhaben schnell komplex werden. Bartoletti: "Je mehr Sie von spezialisierten Services in der Cloud profitieren, desto abhängiger werden Sie von dieser Cloud." Aufgabe des CIOs sei es deshalb, Kosten- und Effizienzvorteile gegen innovative Features für besonders flexible und leistungshungrige Applikationen abzuwägen.

Gartner-Expertin Cancila rät Unternehmen, mit kleinen Testinstallationen zu starten, bevor sie ein Enterprise Agreement unterzeichnen. Die für einen Cloud-Betrieb vorgesehenen Applikationen sollten zu den Stärken des jeweiligen Cloud-Providers passen. Nicht jede Anwendung etwa benötige eine Verfügbarkeit von 99,999 Prozent und müsse simultan auf zwei Rechnerknoten laufen. Angesichts der Vielzahl potenzieller Anwendungen und SaaS-Angebote sei es für CIOs alles andere als einfach, eine passende Architektur zu finden. Die Kunst bestehe darin, Policies und Frameworks aufzusetzen, die den richtigen Mix aus unterschiedlichen Cloud-Services sicherstellten.

Mit Material von IDG News Service