Deshalb schauen Geschäftsführung und HR sehr genau, wer eher fachliche Kompetenzen und wer eher soziale Kompetenzen besitzt, um letztere dann gezielt an ihre künftige Aufgabe heranzuführen. Zum sogenannten Führungskräfte-Onboarding gehört beispielsweise die schrittweise Teilnahme an Führung@itdesign. Zu dem Programm gehört als dritter Teil neben Schulung und Coaching ein vierteljährlicher Austausch zwischen den Führungskräften, so profitieren die Vorgesetzten gegenseitig von ihren Erfahrungen durch spezielle Herausforderungen.
Gutes Klima bindet Mitarbeiter
Mit dem starken Focus auf Führungskräfte und ihre kommunikativen Aufgaben liegt das Unternehmen voll im Trend wie der HR-Report 2023 des Mannheimer Personaldienstleisters Hays zeigt. Unter den rund 1000 Befragten gilt ein gutes Betriebsklima (84 Prozent) als wichtigstes Instrument der Mitarbeiterbindung, danach folgen marktgerechte Entlohnung (70 Prozent) und flexible Arbeitszeiten (58 Prozent).
Während bei den ersten beiden Aspekten Nachholbedarf besteht, sehen sich die Unternehmen aus der DACH-Region bei der Flexibilität auf der Höhe der Zeit. Hays-Chef Dirk Hahn kommentiert: "Es hat uns nicht überrascht, dass eine markt- und leistungsgerechte Entlohnung wie auch das so schwer greifbare Betriebsklima als die beiden wichtigsten Instrumente angesehen werden, um Mitarbeitende zu binden."
Immer wieder das Thema Work-Life-Balance
Das sei bereits vor elf Jahren so gewesen, als der HR-Report das Thema schon einmal aufgegriffen habe, so der Hays-Vorstandsvorsitzende. Weit oben stehe nun zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die 2012 noch unter "ferner liefen" lag. "Das zeigt das große Bedürfnis der jüngeren Generationen nach einer Work-Life-Balance", so Hahn, außerdem auch ein Beleg dafür, wie sehr sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert habe.
Die emotionale Bindung an das Unternehmen spielt eine wichtige Rolle, ob Mitarbeiter bleiben. Da sind Unternehmenskultur und vor allem das Verhalten der Führungskräfte gefragt, die in ihren Teams für den gegenseitigen Umgang entscheidend sind. Vor allem Wertschätzung (73 Prozent) wünschen sich die Mitarbeiter sowie fairen Umgang (61 Prozent) und ausreichend Zeit (54 Prozent).
Führung geht nicht so nebenbei
"Das setzt voraus, dass Führungskräften Zeit für ihre Führungsaufgaben eingeräumt wird", so Hahn. Ein Knackpunkt in der Praxis, zu viel operative Arbeit liegt noch auf den Schultern von Vorgesetzten, die sich noch zu oft durch fachliche Kompetenz auszeichnen. Dazu der Hays-Chef: "Führung lässt sich nicht nebenbei erledigen, sondern ist Kern der Arbeit von Führungskräften. Für Führungsrollen entscheidend sind hohe emotionale und kommunikative Kompetenzen, nicht fachliche Fähigkeiten."
Andreas Günzel schätzt, dass er etwa ein Drittel seiner Arbeitszeit für Führungsaufgaben seines siebenköpfigen Teams einsetzt - Tendenz steigend. Das bestätigt auch Verena Remppis HR-und Administration-Direktorin von Yamaichi Electronics Deutschland. Sie bekommt von den Führungskräften die Rückmeldung, dass deren Aufwand für Abstimmung und Austausch im Team steigt, besonders in den letzten Jahren.
Arbeitgeber muss für das Thema Führung werben
Vor allem jüngere Mitarbeiter benötigen viel Bestätigung und Lob, sagt sie, und führt dies unter anderem auf die verschulten Studiengänge zurück, die kaum Eigenverantwortung fördern. Das Münchener Unternehmen hat eigens eine Plattform entwickelt, auf der sich die Führungskräfte untereinander austauschen können. Dazu kommt das Angebot von externer Supervision und Coaching, um mit den wachsenden Anforderungen umzugehen.
Die Personalerin beobachtet allerdings, dass einige potenzielle Führungskräfte diesen Karriereweg nicht mehr einschlagen wollen, sondern sich lieber fachlich weiterentwickeln. Entsprechend intensiver wird der Führungsnachwuchs betreut und entwickelt. "Seminare, in denen Standardtools erlernt werden, sind wenig sinnvoll", so Verena Remppis, dagegen sei ein intensiv begleitetes learning by doing erfolgsversprechender. Dabei werden die kommunikativen und emotionalen Fähigkeiten sowie konkrete Herausforderungen in der Führung gezielt und individuell mit externen Coaches weiterentwickelt.
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