Cloud Transformation, DevOps und Strategie

VMware und die Grenzen des Wachstums

27.08.2014
Von 
Dr. Carlo Velten schreibt als Experte zu den Themen Cloud-Platforms und -Developers, Enterprise Cloud Management und Digital Business. Dr. Carlo Velten ist CEO des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research AG. Seit über 15 Jahren berät Carlo Velten als IT-Analyst namhafte Technologieunternehmen in Marketing- und Strategiefragen.

PaaS und DevOps - Vergangene Chance oder Zukunftsmusik?

Die IT-Welt ist schnell und teilweise kurzlebig. So ist vielen CIOs und IT-Entscheidern gar nicht mehr präsent, dass der bekannte und weitverbreitete PaaS-Stack "Cloud Foundry" einst zu VMware gehörte, dort weiterentwickelt und in 2011 der Open Source Community bereitgestellt wurde. Die kommerziellen Aktivitäten und Ressourcen gingen allerdings in 2013 in das EMC/VMware-Spin-Off "Pivotal" über, das sich seitdem um die Belange der Developer und Analytics-Gurus kümmert. Das stellt VMware vor ein gehöriges Problem. Denn es sind vielfach die Developer, Analytics-Gurus und IT-Entscheider der kommenden Generation ("Next Generation CIO") , die über die modernen Cloud-Architekturen in den Unternehmen entscheiden. So bedient VMware heute hauptsächlich die Virtualisierungsanwender der ersten Generation (traditionelle IT-Administratoren mit +15 Jahren Berufserfahrung), während die Musik bei der kommenden Generation gespielt wird, die IT-Infrastrukturen lieber in PaaS- und DevOps-Modellen planen und betreiben.

In diesem Kontext stellt sich auch die Frage, inwieweit das heutige Modell der Server-Virtualisierung durch die Container-Virtualisierung abgelöst wird. Application Container-Technologien, wie zum Beispiel Docker, verbreiten sich in Entwicklerkreisen derzeit ähnlich schnell, wie gefährliche Viren oder Social Media-Kampagnen. Die kommende Finanzierungsrunde von Docker Inc. wird das Unternehmen wohl mit 300-400 Millionen USD bewerten. Aber auch in Deutschland machen sich erfahrene Technologiegründer an die Weiterentwicklung der Docker-Plattform (z.B. Giant Swarm). Zwar hat Docker noch mit allerhand Kinderkrankheiten zu kämpfen, aber die Portierbarkeit von Applikationen zwischen verschiedenen Cloud-Plattformen macht das Sexappeal von Docker in der Developer-Community aus.

SDN, DevOps und User Experience - Genügend Raum für Wachstum?

Cloud Computing wirbelt immer noch den IT-Markt durcheinander und schafft vollkommen neue Wettbewerbs- und Wertschöpfungskonstellationen. Seit kurzem bietet auch VMware mit den vCHs virtualisierte Rechenleistung im Public Cloud-Modell. Aus Perspektive von Crisp Research gibt es allerdings andere und bessere Wege, um wieder Anschluss an Innovation und den Weg zurück zu einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum zu finden.

Denn bei der Optimierung und Automatisierung der Prozesse im Rechenzentrum stehen viele Unternehmen noch am Anfang. SDN-Technologien in Kombination mit gut handhabbaren Automatisierungs- und Monitoringtools werden in den kommenden Jahren auf dem Einkaufszettel vieler RZ-Manager stehen. Hier sollte VMware intelligent zukaufen und das eigene Portfolio noch stärker an den Grundsätzen einer guten "User Experience" ausrichten. Denn nur wenn sich die Vielzahl an Tools leicht einsetzen, die Daten einfach zusammentragen und visualisieren lassen, kommt die Automatisierung auch im Alltag der IT-Administratoren und RZ-Verantwortlichen an. Hier haben viele Startups deutlich mehr anzubieten, in sie diese Aufgaben neu denken und neu designen - auch wenn im Backend nicht viel neues an Technologie steckt. Bessere Tools mit guter User Experience sollten nun auch endlich bei denjenigen ankommen, die täglich für das Funktionieren unserer kritischen IT-Infrastrukturen verantwortlich sind - die IT-Administratoren und "Datacenter Heros".

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VMware Cloud-Transformation auf die harte Tour - Wachsen oder rausfliegen?

Letztendlich muss sich VMware auf die Reise machen und herausfinden, wie sich die Welten der neuen "Devs" und traditionellen "Ops" besser miteinander verzahnen lassen. Keine leichte Aufgabe - aber eine lohnende! Denn wenn VMware weiter in seiner Vergangenheit als klassischer Anbieter von Server-Virtualisierung verharrt, ist die Zukunft im EMC-Konzern wohl ungewiss. So hat erst kürzlich der Hedgefonds Elliott Management (fünftgrößter EMC-Investor) gefordert, VMware abzuspalten. Kein angenehmes Szenario für die erfolgsverwöhnte Truppe, die derzeit auch noch zusehen muss, wie sich die mediale Aufmerksamkeit immer stärker auf die Innovationsmannschaft bei der Schwester Pivotal fokussiert. (bw)

Dieser Artikel ist im Original am 19. August auf Crisp Research erschienen.