VMworld 2020

VMware baut die Digital Foundation

05.10.2020
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Auf der Hausmesse VMworld präsentierte VMware eine Reihe neuer Produkte, Services, Partnerschaften und Integrationen, um seinen Kunden die digitale Grundlage für eine „unberechenbare Welt“ bereitzustellen.
Pat Gelsinger eröffnete die erste virtuelle VMworld.
Pat Gelsinger eröffnete die erste virtuelle VMworld.
Foto: VMware

2020 sei ein Jahr der Herausforderungen für die ganze Welt, begann VMware-CEO Pat Gelsinger in seiner Keynote auf der - Corona-bedingt - erstmals virtuell abgehaltenen Konferenz, die mit 150.000 Registrierungen enorm hohen Zuspruch verbuchte. Die COVID-19-Krise habe Unternehmen weltweit gezwungen, zu reagieren, sich anzupassen und für die neue Normalität zu planen. Den Beitrag, den VMware dabei leisten könne, sei es, die digitale Grundlage für eine solche unberechenbare Welt zu bieten, erklärte Gelsinger, mit den Unternehmen, ihren Anwendungen und ihren Daten im Mittelpunkt.

Um Kunden bei der digitalen Transformation zu unterstützen, will die Company konkret fünf wichtige Bausteine bereitstellen: Anwendungsmodernisierung, Digital Workspace, Multi Cloud und Virtual Cloud Network sowie eine alles umgebene Security-Ebene. Die dazugehörigen Plattformen bilden dem VMware-Chef zufolge eine flexible, konsistente digitale Grundlage, auf der Anwendungen überall und jederzeit erstellt, ausgeführt, verwaltet, verbunden und geschützt werden können.

VMware: Erweiterung des Tanzu-Portfolios

Ein Kernelement von VMwares Plattformstrategie ist VMware Tanzu. Dabei handelt es sich um ein Produkt- und Services-Portfolio, das die Art und Weise verändern soll, wie Unternehmen Software auf Kubernetes entwickeln, betreiben und verwalten. Nachdem Tanzu auf der VMworld 2019 US erstmals vorgestellt wurde, kündigte VMware auf der VMworld 2020 nun Updates zum Tanzu-Support für VMware Cloud auf AWS, Azure VMware Solution und Oracle Cloud VMware Solution an. Diese Lösungen sollen den Kunden schnelle und sicherere Möglichkeiten bieten, um ihre Workloads in die Cloud auszudehnen, hieß es. Die Unternehmen erhielten so eine allumfassende Plattform, um Anwendungen auf der Infrastruktur ihrer Wahl auszuführen, so VMware.

Wie Raghu Raghuram, COO Products and Cloud Services bei VMware, in einem Pressebriefing erklärte, nutzten bereits zwei Drittel der VMware-Kunden zwei oder mehrere Clouds und fast jedes Kundengespräch drehe sich um das Thema Multi-Cloud. Der Grund dafür seien die individuellen Funktionen der einzelnen Hyperscaler, etwa bei KI oder Storage.

Während Tanzu für VMware Cloud auf AWS allgemein verfügbar ist, existiert die Umsetzung für die Oracle Cloud als Preview. Außerdem verkündete VMware, dass es eng mit Microsoft zusammenarbeite, um bald eine Vorschau für die Azure Cloud bereitzustellen.

VMworld 2020: Übernahme von SaltStack

Im Zusammenhang mit seiner Multi-Cloud-Strategie gab VMware auf der VMworld 2020 auch die Akquisition von SaltStack bekannt. Mit der Übernahme des Spezialisten für Softwareautomatisierung will die Company ihre Multi-Cloud-Verwaltungsplattform vRealize erweitern, um die Automatisierungsanforderungen der Kunden für lokale und Cloud-Umgebungen besser erfüllen zu können. Konkret sollen mit Hilfe von SaltStack die Fähigkeiten im Bereich Software-Konfigurationsmanagement sowie der Infrastruktur- und Netzwerkautomatisierung über die Infrastruktur hinaus auf den gesamten Anwendungs-Stack ausgedehnt werden. Dies werde auch die Software und die Pakete innerhalb der virtuellen Maschinen und Container umfassen.

Laut CEO Gelsinger ist SaltStack für VMware kein Unbekannter, sondern war bereits seit einiger Zeit Automation Infrastructure Partner von VMware. Mit dem Kauf würde Salt Stack künftig stärker in den Solution Stack von VMware integriert und profitiere so direkt von Updates. Außerdem verbessere VMware seine Position im Open-Source-Bereich, da die Salt-Entwickler-Community eine der führenden Open-Source-Gruppen im Enterprise-Bereich sei.

SaltStack ist nicht der erste Zukauf in diesem Jahr. Zuvor hatte VMware bereits den Security Service Provider Lastline, den Spezialisten für Container-Sicherheit Octarine, die IT-Analysesoftware-Firma Nyansa und Datrium, Anbieter einer Disaster-Recovery-as-a-Service- (DRaaS-)Lösung, übernommen.

VMware Carbon Black Cloud Workload

Eine der größten Ankündigungen auf der VMworld 2020 war wahrscheinlich der Launch von VMware Carbon Black Cloud Workload. Das neue Angebot soll einen erweiterten Schutz zur Absicherung moderner Workloads bieten, indem es die Angriffsfläche reduziert und die allgemeine Sicherheit verstärkt.

"In einer Zeit globaler Umbrüche ist ein schneller Übergang zur Cloud, kombiniert mit dem Einsatz effizienter Sicherheitslösungen in ihren Rechenzentren für viele Unternehmen der Schlüssel zum Überleben", erklärte Sanjay Poonen, COO Customer Operations bei VMware. "Jedoch reichen veraltete Sicherheitssysteme in Unternehmen, die die Cloud als Teil ihrer Computing-Infrastruktur nutzen, nicht mehr aus. Unternehmen benötigen Schutz auf der Workload-Ebene, nicht nur am Endpunkt."

Laut VMware kombiniert Carbon Black Cloud Workload dazu priorisierte Schwachstellenberichte und grundlegendes Härten der Workloads mit Präventions-, Erkennungs- und Reaktionsfunktionen zur Absicherung von Workloads, die in virtualisierten, private und hybriden Cloud-Umgebungen ausgeführt werden. Die neuen Pakete stellen - zusammen mit anderen Upgrades der Security-Software - eine Weiterentwicklung und Integration der Carbon-Black-Sicherheitstechnologie dar, die VMware vor einem Jahr für 2,1 Milliarden Dollar erworben hat.

Durch eine enge Integration mit VMware vSphere soll Carbon Black Cloud Workload agentenlose Sicherheit bieten, die den Installations- und Verwaltungsaufwand verringert und die Telemetrie-Sammlung für diverse Workload Security Use Cases konsolidiert. Diese einheitliche Lösung ermöglicht Sicherheits- und Infrastrukturteams laut VMware, neue und bestehende Workloads automatisch zu sichern und gleichzeitig die Abläufe zu vereinfachen sowie den IT- und Sicherheits-Stack zu konsolidieren. VMware Carbon Black Cloud Workload soll ab November allgemein verfügbar sein.

Kooperation mit Nvidia

Als weiteren Höhepunkt der VMworld 2020 kündigten VMware-CEO Gelsinger und Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia, eine neue Kooperation an. Die Partnerschaft sieht zum einen vor, dass die umfangreiche GPU-optimierte KI-Software, die auf dem Nvidia NGC Hub verfügbar ist, in die VMware-Lösungen vSphere, Cloud Foundation und Tanzu integriert wird.

Mit diesem Schritt, so VMware-Chef Gelsinger, würden die Lösungen für Deep Learning, Machine Learning und High Performance Computing mit einem Schlag auf weltweit 300.000 Umgebungen bereitgestellt, was zu einer beschleunigten Einführung von KI bei den Kunden beitragen wird. Unternehmen könnten so ihre bestehende Infrastruktur für KI erweitern, alle Anwendungen einheitlich verwalten und eine KI-fähige Infrastruktur dort bereitstellen, wo sich die jeweiligen Daten befinden - über Rechenzentrum, Cloud und Edge hinweg.

Jensen Huang und Pat Gelsinger gaben auf der VMworld 2020 eine weitreichende Kooperation bekannt.
Jensen Huang und Pat Gelsinger gaben auf der VMworld 2020 eine weitreichende Kooperation bekannt.
Foto: Screenshot/VMware

Projekt Monterey

Eine zweite Kooperation mit Nvidia betrifft das Projekt Monterey. Dabei handelt es sich um eine Technologievorschau von VMware, wie sich die Architektur für Rechenzentren, Clouds und Edge weiterentwickeln sollte, um den Anforderungen von Anwendungen wie KI, Machine Learning und 5G gerecht zu werden. Wie Rajiv Ramaswami, COO Products and Cloud Services bei VMware, in einem Presse-Briefing ausführte, handelt es sich dabei um eine zusätzliche Erweiterung des im Vorjahr vorgestellten Project Pacific. "Next Generation Apps benötigen auch eine Next Generation Infrastruktur", so Ramaswami.

Konkret ist geplant, die Nvidia-DPUs (Datenverarbeitungseinheiten) zur Unterstützung bestehender und zukünftiger Anwendungen zu verwenden, um dadurch x86-Zyklen zu sparen. Die Kombination aus VMware Cloud Foundation und Nvidia BlueField-2 werde eine Infrastruktur der nächsten Generation schaffen, die speziell für die Anforderungen von KI, Machine Learning sowie datenzentrierter Apps mit hohem Durchsatz entwickelt wurde, so VMware.

Außerdem enthält die kombinierte Lösung eine erweiterte Anwendungsbeschleunigung der gesamten KI für alle Unternehmens-Workloads sowie eine zusätzliche Sicherheitsebene durch eine neue Architektur, die kritische Rechenzentrumsdienste von der CPU auf SmartNICs und programmierbare DPUs verlagert.

Neben Nvidia arbeitet VMware hier auch mit Intel und Pensando zusammen, um deren jeweilige SmartNIC-Technologien zu nutzen. Dell Technologies, HPE und Lenovo werden integrierte Systeme auf der Grundlage von Project Monterey liefern.