Virtualisierung ist keine Domäne von Profis oder Systemspezialisten. Zudem wird nicht auf Servern oder großen Storage-Boxen virtualisiert, sondern auch auf Desktop-Systemen können Virtualisierungstechniken sinnvoll eingesetzt werden. Wir haben grundlegende Tipps und Tools rund um das Thema zusammengetragen.
Drei Tipps zur Desktop-Virtualisierung
Tipp 1. Ist spezielle Hardware notwendig, wenn man auf einem Desktop-Rechner eine Virtualisierungslösung nutzen möchte?
Grundsätzlich lässt sich Virtualisierung auch ausschließlich auf Softwarebasis lösen. Moderne Anwendungen setzen allerdings auf die in den aktuellen CPUs vorhandenen Hardware-Features, die eine weitaus schnellere Virtualisierung ermöglichen. Die meisten Prozessoren von Intel und AMD bieten bereits die notwendige Voraussetzung, um Virtualisierung zu unterstützen. Je nach Art der eingesetzten Lösung müssen aber unterschiedliche Features vorhanden sein. Während Lösungen wie die VirtualBox auch mit älteren CPUs von Intel zusammenarbeiten, setzt beispielsweise Hyper-V auf Windows-8-Systemen das Vorhandsein des Features Second Level Address Translation (SLAT) voraus. Hier muss mindestens eine CPU aus der Core-I-Serie zum Einsatz kommen.
Tipp 2. Wie stellt man fest, ob der Rechner die nötigen Features bietet?
Oft ist es nicht einfach, den CPU-Typ festzustellen, der im Rechner verbaut wurde. Auf den Websites der Spezialisten von Sysinternals bei Microsoft gibt es hierfür die kostenlose Software coreinfo zum Download. Das Kommandozeilenprogramm zeigt einige Informationen über den verwendeten Prozessor. Ruft man es in der folgenden Form auf, wird die gewünschte Information zur Virtualisierungsfähigkeit des Prozessors berichtet:
coreinfo -v
In der Anzeige ist es dann ein Sternchen beim Eintrag EPT (Extended Page Table), das die gesuchte Funktion als vorhanden anzeigt. EPT ist eine andere Bezeichnung für die SLAT-Fähigkeit des Prozessors.
Tipp 3. Nur eine Virtualisierungslösung auf dem System.
Wer beispielsweise den VMware-Player auf einem Windows-8-System installieren möchte, wird möglicherweise eine Überraschung erleben: Bereits das Installationsprogramm teilt dem Anwender mit, dass "dieses Produkt nicht auf einem System installiert werden sollte, auf dem Hyper-V installiert ist". In diesem Fall ist das Problem konkret benannt und die Deinstallation des Hyper-V-Features vom Windows-8-System beseitigt es zuverlässig. Dass es sich dabei nicht um eine Marketingaktion handelt, zeigt der Versuch, eine Version der Freeware VirtualBox ebenfalls auf einem Windows-8-System mit Hyper-V einzusetzen. Die Software lässt sich zunächst problemlos auf einem System installieren, auf dem sich bereits Hyper-V befindet. Wenn der Anwender aber versucht, ein 64-Bit-System oder eine weitere Version von Windows 8 in einer virtuelle Maschine zu installieren, meldet die Software, dass kein 64-Bit-CPU zu finden sei - obwohl die Hardware definitiv vorhanden ist.
Grund für diese Fehlermeldungen: Moderne Virtualisierungslösungen benötigen die Hardware-Features der Prozessoren exklusiv für sich. Eine zweite Software kann diese nicht verwenden, so dass die Lösung als nicht mehr vorhanden erscheint. Man soll daher immer nur eine Virtualisierungslösung auf dem Desktop-System verwenden. Kommt Hyper-V zum Einsatz, so lässt sich keine zweite Lösung auf dem Windows-8-System betreiben.
- Der erste Schritt zum Virtualisierungsprojekt:
Stellt die CPU meines Desktop-Systems die richtigen Features bereit? Das Tool „coreinfo“ von Sysinternals kann helfen. - Ein Problem, das unter Windows 8 auftauchen kann:
Die Installation einer anderen Virtualisierungslösung ist nicht möglich, wenn Hyper-V installiert ist. - Ein weiteres Problem unter Windows 8:
Die Software VirtualBox lässt sich zwar parallel zu Hyper-V installieren, kann aber nicht mehr auf die benötigten Features der CPU zugreifen. - Der entscheidende Tipp:
Soll eine andere Virtualisierungssoftware unter Windows 8 zum Einsatz kommen, so muss das Hyper-V-Feature entfernt werden. - Es muss nicht immer ein komplettes Betriebssystem sein:
Mit Hilfe der Software Evalaze können einzelne Anwendungen in einer virtuelle Maschine „eingeschlossen“ werden. - Virtualisierungs-Tool Evalaze:
Obwohl beliebig viele Anwendungen virtualisiert werden können, sind die verfügbaren Features der freien Version von Evalaze doch arg eingeschränkt. - Ein guter Mechanismus:
Der Anwender kann bei der Konfiguration seiner virtualisierten Anwendung unter Evalaze entscheiden, wie dieses Programm mit dem Rest des Systems interagiert. - Leider noch nicht in der Gegenwart angekommen:
Die „Sandkasten“-Software „Bufferzone Pro“ unterstützt Windows 8 offiziell noch nicht – funktioniert im Test dennoch auf einer 64-Bit-Version von Windows 8 Enterprise. - Ohne Registrierung geht es nicht:
Danach steht die freie Version von „Bufferzone Pro“ aber ohne weitere Einschränkungen zum Einsatz bereit. - Hier landen die Anwendungen in der Sandbox:
Die Lösung Bufferzone isoliert Anwendungen aber auch Daten, die beispielsweise aus dem Internet heruntergeladen wurden, in einem speziellen, geschützten Bereich auf dem Rechner. - Wenn es doch Windows sein muss:
Parallels Desktop ermöglicht den Betrieb unterschiedlicher Betriebssysteme auf einem Host-System unter OS X von Apple. - Windows 8 in ungewohnter Umgebung:
Mit Hilfe von Parallels Desktop kann auch das aktuelle Windows-System auf der Apple-Plattform direkt auf dem Host-Betriebssystem genutzt werden. - Die Windows-Taste fehlt:
Erst, wenn man als Windows-Nutzer in einer derartigen virtualisierten Umgebung arbeiten muss, fällt auf, wie wichtig diese Taste unter Windows 8 sein kann. - VMware Player auf einem Windows-8-System:
Ist das Hyper-V-Feature nicht aktiviert, so bietet die Freeware eine gute Möglichkeit, virtuelle Maschinen einfach zu betreiben. - Auch das funktioniert tadellos:
Ein in der VMware Workstation unter Windows 7 virtualisierter Windows Server 2012 Essentials, der auf dem VMware Player sowie einer Windows-8-Plattform als Host-System arbeitet. - Ist als „Technical Preview“ erhältlich:
Die kommende Version der VMware Workstation wird unter anderem auch direkt mit der Unterstützung von Windows 8.1 aufwarten. - Von der „kleinen Virtualisierung“ bis hin zum Server-Release:
Die freie Software VirtualBox unterstützt frühzeitig auch neue und Beta-Versionen der verschiedenen Betriebssysteme und eignet sich dadurch für Testsysteme.
Anwendungen virtualisieren mit Evalaze
Natürlich kann zum Betrieb einer Anwendung ein komplettes Betriebssystem in einer virtuellen Maschine auf einem Windows-, Linux- oder Mac OS-X-Desktop betrieben werden. Daneben erlauben Lösungen wie Evalaze aber auch einzelne Programme in einer "virtuellen Box".
Was leistet Evalaze?
-
Einfach zu bedienende Software, die den Anwender mit Hilfe von Assistenten bei der Softwarevirtualisierung unterstützt.
-
Software, Anleitung und Assistent sind komplett in deutscher Sprache. Eine Freeware-Version (auch in 64-Bit) der Lösung steht für den Privatgebrauch ebenfalls zur Verfügung.
-
Ein ideales Programm, um beispielsweise zwei (oder auch mehr) unterschiedliche Versionen einer Software auf einem System zu betreiben. Auch Windows-8-Systemen werden in der aktuellen Version unterstützt.
Fazit: Wer das Problem hat, dass er auf seinem System etwa alte Softwareversionen neben einer aktuellen Version verwenden muss, sollte einen Blick darauf werfen. Beim Test zeigte sich, dass mit Hilfe des Assistenten auch weniger erfahrene Nutzer ohne Probleme eine virtualisierte Software nutzen können. Die unterscheidet sich nur beim Start durch das Erscheinen eines "Splash-Screens" von der anderen Lösung. Die Freeware erlaubt es zwar beliebig viele Programme zu virtualisieren, ist jedoch in ihren Möglichkeiten beschränkt. Für einen ernsthaften Einsatz sollten Anwender auf eine kommerzielle Version zurückgreifen, denn dann besitzen sie alle Freiheiten zur Gestaltung des Virtualisierungstools.