VM, Virtualisierer & Co.

Virtualbox-Tricks für Profis und Fortgeschrittene

06.04.2018
Von David Wolski

Drahtlosnetzwerk: WLAN per USB

Virtualbox bietet eine vollständige Virtualisierung mit der Emulation von Geräten, die ein modernes Betriebssystem erwartet. Mit Paravirtualisierung, die einem Gast eine direkte Nutzung von physikalisch vorhandener Hardware auf dem Host-System ermöglicht, kann Virtualbox nicht dienen.

Was deshalb leider nicht gelingt, ist der Zugriff auf eine Netzwerkkarte für Drahtlosnetzwerke, da der virtuelle Netzwerkadapter diese über seinen eigenen Treiber im Gast als Ethernet-Karte abbildet.

Dies ist dann eine empfindliche Einschränkung, wenn es darum geht, Programme wie WLAN-Scanner in einer VM laufen zu lassen oder ganz einfach die WLAN-Fähigkeiten und Drahtloskonfiguration in Gastbetriebssystemen zu testen. Ganz aufgeben muss man Drahtlosnetzwerke in einer VM in Virtualbox aber nicht: Ein Umweg über USB bringt eine reale Netzwerkschnittstelle ins Gastsystem. Sie brauchen dazu lediglich einen USB-WLAN-Adapter für USB 2.0, den Sie am Host anschließen. Adapter für 802.11/b/g/n gibt es bereits ab ein paar Euro. Wenn der Gast ein Linux-System ist, sollten Sie schon beim Kauf Wert auf einen USB-WLAN-Adapter legen, der vom Linux-Kernel ohne Probleme unterstützt wird. Beispielsweise funktionieren die Billigadapter Edimax EW-7811UN zu acht Euro und der CSL 300 MBit/s WLAN-Stick für 12 Euro mit Linux - ganz ohne lästige manuelle Treibersuche.

Nach dem Anschluss an einem USB-Port während der eingeschalteten VM gehen Sie in der Menüleiste der Virtualbox auf "Geräte -> USB-Geräte" und finden dann in der Liste den physikalischen USB-WLAN-Adapter, den Sie per Klick aktivieren. Dabei wird dieses USB-Gerät vom Host abgeklemmt und steht jetzt dem Gast als reale WLANNetzwerkschnittstelle zur Verfügung.

Wifi muss mit: Wenn ein Gastsystem über einen echten WLAN-Adapter verfügen soll, etwa um als Netzwerk-Scanner zu arbeiten, können Sie einen USB-WLAN-Adapter am Host-System an den Gast weitergeben.
Wifi muss mit: Wenn ein Gastsystem über einen echten WLAN-Adapter verfügen soll, etwa um als Netzwerk-Scanner zu arbeiten, können Sie einen USB-WLAN-Adapter am Host-System an den Gast weitergeben.

Übersicht: Die Netzwerkanbindung der Gäste

Die Virtualbox unterstützt auf den virtuellen Netzwerkadaptern verschiedene Anbindungen, die festlegen, wie eine VM mit dem Netzwerk oder dem Host kommunizieren kann.

NAT: Network Address Translation ist die Standardeinstellung. Die Virtualbox fungiert hier als Router und leitet den Netzwerkverkehr einer VM unter der IP-Adresse des Hosts ins lokale Netzwerk weiter. Die VM ist ohne Portweiterleitung von außen jedoch nicht erreichbar.

NAT Netzwerk (NAT Network): Möchte man mehrere VMs in einem eigenen privaten Subnetz zusammenschließen, das von außen nicht erreichbar ist, aus dem aber die VMs unter der IP des Hosts herauskommen, dann ist dies die richtige Einstellung. Dafür ist es nötig, zunächst ein NAT-Netzwerk im Hauptfenster der Virtualbox unter "Datei -> Globale Einstellungen -> Netzwerk -> NAT Netzwerk" mit dem Plus-Symbol hinzuzufügen.

Netzwerkbrücke (Bridged Adapter): Der virtuelle Adapter gibt sich im LAN als eigenständiger Teilnehmer aus, und die VM erhält eine IP-Adresse vom tatsächlichen DHCP-Server. Ein Gast ist so auch ohne Portforwarding aus dem LAN erreichbar.

Host-only-Adapter: Dies erlaubt den Netzwerkverkehr lediglich zwischen Host und Gast. Der Gast kommt nicht ins LAN oder ins Internet und ist auch nicht erreichbar. Damit dieser Modus funktioniert, müssen Sie erst unter "Datei -> Globale Einstellungen -> Netzwerk -> Host-only Netzwerk" ein neues, virtuelles Netzwerk erstellen und dieses wiederum in den Einstellungen der VM auswählen.

Gut vernetzt: Virtualbox lässt Gäste über eine Netzwerkbrücke auch direkt als eigenständigen Netzwerkteilnehmer ins LAN. Standard ist jedoch NAT (Network Address Translation).
Gut vernetzt: Virtualbox lässt Gäste über eine Netzwerkbrücke auch direkt als eigenständigen Netzwerkteilnehmer ins LAN. Standard ist jedoch NAT (Network Address Translation).

Ubuntu in der Virtualbox

software-properties-gtk --open-tab=4

Der Grafiktreiber für den Gastbetrieb in der Virtualbox ist in Ubuntu als proprietär gekennzeichnet und wird nach der Installation dieser Ubuntu-Systeme nicht automatisch geladen. Deshalb zeigt sich der Desktop zunächst in seiner abschreckenden Minimalauflösung von 640 x 480 Pixeln, unter der sich nicht vernünftig arbeiten lässt. Das ist aber schnell behoben: In Ubuntu und seinen Varianten wie Xubuntu und Lubuntu öffnen Sie mit Alt-F2 den Ausführen-Dialog und gebenein, was "Software & Aktualisierungen" auf der Registerkarte "Zusätzliche Treiber" öffnet. Dort wählen Sie unterhalb von "InnoTek Systemberatung GmbH: VirtualBox Guest Service" den ersten Punkt "x86 virtualization solution" aus, verschieben das Fenster etwas nach rechts, damit der verdeckte Teil sichtbar wird, und klicken dann auf "Änderungen anwenden". In Kubuntu rufen Sie den Treibermanager der Systemeinstellungen stattdessen im Ausführen-Dialog mit diesem Befehl auf:

kcmshell4 kcm_driver_manager

Aufgrund der niedrigen Auflösung ist der Weg über diese Kommandos einfacher als über die jeweiligen Menüs, die nicht ganz auf den virtuellen Bildschirm passen.

Anschließend ist ein Neustart des Systems notwendig. Dies ersetzt noch nicht die Kompilierung und Installation der vollen Gasterweiterungen, aber immerhin steht jetzt dank Xorg-Treiber die volle Auflösung des Monitors in der VM bereit.

Beengte Verhältnisse: Bevor die Gasterweiterungen installiert sind, präsentiert sich ein frisch installiertes Ubuntu oder Linux Mint nur mit der Minimalauflösung von 640 x 480 Pixeln.
Beengte Verhältnisse: Bevor die Gasterweiterungen installiert sind, präsentiert sich ein frisch installiertes Ubuntu oder Linux Mint nur mit der Minimalauflösung von 640 x 480 Pixeln.

(PC-Welt)