Ratgeber

Übersetzungssoftware: Was die kostenlosen Tools taugen

17.09.2015
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

Wenige kostenfreie CAT-Tools

Die 1984 in Stuttgart gegründete Trados GmbH hatte laut OmegaT-Projektkoordinator Marc Prior einst einen Marktanteil von über 90 Prozent. 2005 erfolgte die Trados-Übernahme durch den britischen Mitbewerber SDL, der einen - nach eigenen Angaben - Weltmarktanteil von 70 bis 80 Prozent für SDL Trados Studio beansprucht. Von dem verbleibenden Rest ist OmegaT mit fünf Prozent einer der ganz Großen. Das ist sicherlich auch der Tatsache zu verdanken, dass es Open-Source-Software und damit kostenlos ist. Aber wie Prior betont, sei das nicht der einzige Grund, warum viele Übersetzer mit OmegaT den Einstieg zu CAT-Tools finden.

Mit Einschränkungen biete das Programm auch die Möglichkeit der Ausgabe im Trados-Format. Unter http://www.linuxfortranslators.org/tm.html findet sich eine Liste von CAT-Tools, die Prior früher einmal zusammengestellt hat. Als wirklich kostenlose Alternativen zu OmegaT sind ihm zufolge eigentlich nur das Browser-basierte Wordfast Anywhere und Across für Freelancer übriggeblieben.

Translation Memory und Fuzzy-Suche

Wichtigste Arbeitshilfe für Profis ist bei den CAT-Systemen der bereits erwähnte Translation Memory (TM), auch Übersetzungsspeicher oder Übersetzungsarchiv genannt. Dieser muss sich im Laufe eines größeren Projekts oder durch Zusammenfügen mehrerer vorheriger Übersetzungsarbeiten erst aufbauen. Man kann ihn aber auch käuflich erwerben.

Translation Memory Manager sollen in der Vollversion 500 bis 2.500 Dollar pro Sitzung kosten, heißt es in dem englischen Wikipedia-Eintrag. Der Übersetzungsspeicher wird von dem jeweiligen CAT-Programm nach Wiederholungen und Ähnlichkeiten (Fuzzy oder unscharfe Treffer) abgesucht, ebenso die Terminologie-Datenbank. Finden sich entsprechende Konkordanzen, werden sie in einem entsprechenden Ordner angezeigt. Man kann sie dann übernehmen und nach eigenem Gusto ändern.

Einbindung von TM und MT

Das für viele Sprachrichtungen verfügbare und bei Gelegenheitsübersetzern beliebte Linguee ist im Grunde genommen ein großer kostenloser Translation Memory mit Fuzzy-Suche und Rangordnung der wahrscheinlichsten Übersetzungen. Across hat in der CrossSearch-Trefferliste unter anderem Zugang zu Linguee, Wörterbüchern wie Leo und Beolingus der TU Chemnitz sowie zu Online-MT-Tools wie Google Translate und Intertran. Ein Gesamtüberblick verschiedener MT-Übersetzungsvorschläge fehlt allerdings.

SDL Trados und OmegaT bieten über die Option Maschinelle Übersetzung mehrere Möglichkeiten an. Frei verfügbar ist bei OmegaT aber nur das von unzähligen Übersetzern aufgebaute MyMemory (machine), das Englisch-Deutsch sehr überzeugend ist. Die Human-Version mit echten Profi-Übersetzern ist natürlich nicht umsonst.

Für Google Translate v2 und den Microsoft Translator muss man, wie oben beschrieben, jeweils einen API-Schlüssel erwerben. Hat man mit OmegaT oder SDL Trados Studio Zugang zu mehreren MT-Tools, kann man sich in einem eigenen Fenster die jeweilige Textstelle in unterschiedlicher Übersetzung anzeigen lassen, um die beste Version auszuwählen und dann zu überarbeiten.

Denn die MT-Tools liefern immer nur Rohübersetzungen und werden von echten Profis wie OmegaT-Manager Prior eher skeptisch gesehen. Und das nicht nur, weil sie den Wert der Arbeit mindern, sondern auch aus anderen Gründen. Zum Beispiel kann man sich durch die maschinellen Übersetzungen zu leicht fehlleiten lassen, was Profis weniger passieren mag, wohl aber einfachen Anwendern.