Ratgeber

Übersetzungssoftware: Was die kostenlosen Tools taugen

17.09.2015
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.
Mit Übersetzungssoftware sind mal CAT-Systeme für Profi-Übersetzer, mal MT-Tools für die Maschinelle Übersetzung gemeint. OmegaT und Google Translate stehen jeweils Pate für gute kostenlose Angebote. Diesen und anderen wollen wir auf den Zahn fühlen.

Umsonst ist nur der Tod heißt es. Das gilt erst recht in der Werbung. Die "ikonische Glasflasche" eines großen Getränkeherstellers mag Absicht sein und war als Slogan sicherlich nicht günstig. Aber manche "denglischen" Wortneubildungen bis Atrozitäten legen allerdings die Vermutung nahe, dass da am Profi-Übersetzer gespart wurde. Ebenso gut kann man auch den Praktikanten auf die Webseite von Babelfish.de, dem Google Übersetzer (Translate) oder dem Microsoft Bing Translator schicken.

Tools für Machine Translation wie Babelfish liefern bestenfalls eine Rohübersetzung.
Tools für Machine Translation wie Babelfish liefern bestenfalls eine Rohübersetzung.
Foto: Klaus Hauptfleisch

Online sind diese Tools für die Machine Translation (MT) oder die Maschinelle Übersetzung (MÜ) tatsächlich kostenlos, was nicht heißt, dass diese nichts taugen oder per se von billiger Qualität sind. Die Ergebnisse können sich mitunter wirklich sehen lassen. Produkttests der PC Welt und anderer Magazine haben gezeigt, dass die kostenlosen oder günstigeren Übersetzungsprogramme mitunter besser sind als andere für mehrere hundert Euro.

MT-Tools liefern Rohübersetzung

Ganz umsonst sind viele dieser Tools freilich nicht, wenn man sie in CAT-Systeme oder andere Programme einbinden will. Für den Microsoft Translator und Google Translate v2 braucht man zum Beispiel einen Lizenz- oder API-Schlüssel, der die Eingabe der Kreditkartendaten oder anderer Zahlungsmodalitäten voraussetzt. Nennenswerte Kosten schlagen jedoch erst auf, wenn monatlich Texte mit mehreren Millionen Anschlägen übersetzt werden. Selbst die Rohübersetzung des Guinness-Rekordhalters "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Marcel Proust mit rund 9,6 Millionen Zeichen würde mit dem Google Übersetzer weniger als 200 Euro kosten.

Die Betonung bei den MÜ-Programmen liegt auf der Rohübersetzung, was nicht heißt, dass diese schlecht wären. Im Internet kursierende lustige Übersetzungsfehler sind, wenn auch nicht alle, vielfach behoben worden. Selbst idiomatische Redensarten wie "er ist scharf auf sie" oder "it's raining cats and dogs" (es regnet in Strömen) beherrschen die MT-Tools oft schon. Von einer echten Lokalisierung, auf die gerade US-Unternehmen so viel Wert legen, kann jedoch meist keine Rede sein.

Profis arbeiten mit CAT-Systemen

Daher sind Profi-Übersetzer immer noch unverzichtbar. Diese klagen indes, dass die MT-Tools, die ihnen ursprünglich doch die Arbeit erleichtern sollten, "die Preise versauen", wenn sie überhaupt noch im Geschäft sind. Denn oft genügt den Auftraggebern schon die Rohübersetzung. Schließlich kocht jeder nur mit Wasser und auch Profi-Übersetzungen sind für Werbezwecke in der Regel stark überarbeitungsbedürftig.

Hat man als Übersetzer endlich einen "Job" an Land gezogen, wird man vom Auftraggeber in der Regel gefragt, ob man mit SDL Trados arbeite. Es handelt sich dabei um das führende CAT-System für die Computer Aided (beziehungsweise Assisted) Translation oder zu Deutsch Computergestützte Übersetzung mit integriertem Translation Memory System (TMS), Terminologiedatenbank und vielem mehr.

SDL Trados fast unumgänglich

Zu Preisen ab 695 Euro für die Freelancer Edition und 2.595 Euro für die Professional Edition ist das neue SDL Trados Studio 2015 zwar kein Schnäppchen, das Geld aber wert. Und das nicht nur, weil viele Auftraggeber das zweisprachige SXLXLIFF und andere Trados-Ausgabeformate verlangen. Für die gibt es mitunter kostenlose Converter. Tatsächlich überzeugt SDL Trados Studio auch durch Benutzerkomfort und vielfältige Funktionen, die andere CAT-Tools nur bedingt haben. Die 30-Tage-Trial-Version ist übrigens kostenlos. Der SDL FreeTranslation als Online-Übersetzungstool (siehe unten) ohnehin. Als Cloud-Service ist gegen einen monatlichen Obolus auch die Integration in SDL Trados Studio möglich.