Schon der englische Schriftsteller Oscar Wilde stellte fest: "Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf." Ein Anspruch, dem sich der deutsche Touristik-Marktführer stellen muss. Das Business-Intelligence-(BI-)System auf Grundlage von Cognos-Software ist das zentrale "Gehirn" für etliche Geschäftsentscheidungen und bildet die Basis für das gesamte Controlling der TUI Deutschland.
Ein Beispiel: Das Management-System für die Flugsteuerung wird regelmäßig mit BI-Daten gefüttert. Sämtliche für das Flugangebot relevanten Informationen zu Auslastung, Kapazitäten, Flugrouten, eingekauften Plätzen anderer Veranstalter und Vergleichspreisen bilden die Grundlage für die Preisgestaltung - so können Plätze im Flugzeug je nach Kontext günstiger oder teurer angeboten werden.
"In unserer Core-BI-Landschaft werden zur Zeit 120 Datenwürfel erzeugt", berichtet Stefan Grossmann, Auftraggeber des Projekts und BI-Leiter bei TUI Deutschland. "Innerhalb dieser Cubes können sich die Anwender frei in den Daten bewegen. Das reicht quer durch die touristische Wertschöpfungskette - angefangen von der Belegung der Unterkünfte über die Buchungsdaten bis hin zur Performance von Reisebüros." Beispielsweise versorge das BI-System rund 10.000 Reisebüros jeden Montag mit einer Provisionsübersicht für TUI; das sind wichtige Zahlen, um den Verkauf zu steuern.
Gegen Stau auf dem Daten-Highway
Für den Geschäftserfolg im hart umkämpften Reisemarkt sind die analytischen Tools essenziell und werden folglich viel genutzt. Weil das Touristik-Business zyklisch verläuft, kommt es vor allem auf Vorjahresvergleiche an: In den Eingangsstatistiken zeigen zum Beispiel Menge, Umsatz und Deckungsbeitrag an, wie das Geschäft auf Wochenbasis aktuell läuft - in Entsprechung dazu werden zeitnah die Flugpreise angepasst oder Nachverhandlungen mit den Hotelpartnern geführt.
Überschneidungen verursachten Engpässe
Vor einigen Jahren war TUI auf die Cognos-Version 8 umgestiegen. Dazu wählte man zunächst ein Setting von Windows-Servern. Danach ließen sich für die unterschiedlichen Zugriffsarten und Lastprofile die Services nicht mehr befriedigend den Ressourcen zuordnen. Die Folge: Es kam häufig zu Engpässen, vor allem wenn sich die interaktiven User-Abfragen in der Woche und das Erzeugen der Würfel, das vor allem am Wochenende stattfindet, überschnitten.
Teilweise brachen am Wochenende die automatisierten Prozesse ab und mussten dann an Werktagen wieder angestoßen werden. Das aber ging auf Kosten der Nutzer, die deutlich länger auf ihre Berichte warten mussten und dabei nicht immer auf die fertigen Daten zugreifen konnten.
Welche Cloud passt am besten?
"Die Wahl bestand darin, entweder die Server-Landschaft besonders großzügig auszulegen und damit Ressourcen zu verschenken - oder aber flexibler zu werden", erinnert sich Stefan Grossmann. Der Reisekonzern entschied sich für eine neue Herangehensweise.
Anfang 2013 war die Idee aufgekommen, eine Cloud-Lösung einzusetzen. In der Evaluierung der möglichen Cloud-Modelle ging TUI gründlich vor. Grossmann: "Wir haben uns verschiedene Varianten und mehrere IT-Dienstleister angeschaut. Es ging uns darum, die Modelle zu verstehen und zu bewerten." Am Ende entschieden sich die Reisespezialisten, eine Private Cloud des internen IT-Dienstleisters TUI Infotec GmbH zu nutzen, wobei die Menge der Services in einem bestimmten Rahmen frei skalierbar war.
Das Cloud-Modell wurde gemeinsam mit den Fachabteilungen getestet, um die Effekte einschätzen zu können. Beispiele und Testreihen wurden von den Fachbereichen beigesteuert. Ausschlaggebendes Kriterium war zudem das Thema Datensicherheit. "Für TUI Infotec sprach der Cloud-Standort in Deutschland. Datenhaltung nach deutschem Datenschutzrecht, das ließ sich mit anderen Anbietern nicht so einfach realisieren", erinnert sich der BI-Leiter.