Ruggedized Slate mit Win8.1 und Core i7

Test: Motion R12 Tablet PC

30.10.2014
Von 
Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.
Der Motion R12 Tablet PC ist ein Arbeitstier für raue Umgebungen. Wir haben eine Topversion mit Intel-Core-i7-CPU, SanDisk-SSD, Barcode-Scanner, RFID-Leser, WLAN-11AC, LTE-Cat3 und 12,5-Zoll-Touch-Display ausprobiert.
Knapp 4000 Euro sind für das Profi-Tablet Motion R12 fällig. Wir haben uns das Gerät näher angeschaut.
Knapp 4000 Euro sind für das Profi-Tablet Motion R12 fällig. Wir haben uns das Gerät näher angeschaut.
Foto: Harald Karcher

Der Tablet-Hersteller Motion Computing aus Texas hat sein Portfolio mit der Mobile Computing Plattform Motion R12 ausgebaut. Im Gegensatz zu den meisten Consumer-Tablets hat das R12 viele Erweiterungs-Optionen für den gewerblichen Einsatz: Etwa ein 3-in1-SlateMate-Modul zur Datenerfassung mit integrierter Barcode-Kamera, RFID-Leser und serieller Schnittstelle, eine drahtlose EasyPair-Tastatur, eine Docking-Station fürs Büro mit vielen Schnittstellen und eine robuste Secure-Mobile-Fahrzeughalterung. Laut Motion arbeiten alle Elemente nahtlos zusammen und unterstützen damit effizientes, produktives Arbeiten in unterschiedlichsten Arbeitsumgebungen - etwa im Baugewerbe, bei der Polizei, im Rettungswesen oder im Außendienst.

Ästhetik versus Produktivität

Der Hersteller sieht sein Tablet als "Quintessenz aus Ästhetik und Produktivität", denn mit dem R12 habe Motion "die beliebte und elegante Ästhetik mobiler Endgeräte für den privaten Gebrauch auf einen robusten Tablet PC für den Unternehmenseinsatz übertragen. Mit einem Gewicht unter 1350 Gramm lassen Look und Feel nicht vermuten, dass das Gerät Hitze, Kälte, Feuchtigkeit und Stöße wegstecken kann, wie man es von einem robusten Gerät erwartet", erklärt Markus Delhey, Senior Systems Consultant Central & Eastern Europe bei Motion Computing. In der Tat ist Motion mit dem R12 ein gefälliger Ruggedized Tablet Rechner gelungen, mit dem sich der Benutzer auch in Office-Umgebungen sehen lassen kann.

Ausstattung: Intel i7 und SanDisk SSD

Den Motion R12 Tablet PC gibt es wahlweise mit einem Intel Core i5 Prozessor, Modell i5-4210Y, 1,5 GHz bis 1,9 GHz, 3 MB Cache und Dual Core bis zu 4 Threads. Oder mit einem noch stärkeren Intel Core i7 vPro Prozessor i7-4610Y, 1,7 GHz bis 2,9 GHz, 4 MB Cache und Dual Core bis zu 4 Threads. Wir haben das stärkste Modell mit dem i7 vPro ausprobiert. Die R12 Tablets gibt es dabei mit einem Arbeitsspeicher von 4 oder 8 GB DDR3L SDRAM mit 1.600 MHz. Unser Testgerät hatte 8 GB. Eine separate Grafikkarte hat der R12 nicht. In den Intel i5 und i7 Prozessoren steckt aber eh schon eine gute GPU mit drin: Der Geräte-Manager des R12 verkündet zwar lediglich eine "Intel HD Graphics", laut Motion ist es das Modell 4200. Im Test hat diese Grafik sogar einen 4K-Ultra-HD-58-Zoll-Fernseher Toshiba 58M9363DG tadellos in höchster 4K-Auflösung via HDMI angesteuert, Details weiter unten.

Gerade für Ruggedized Rechner sind SSDs wegen ihrer Unempfindlichkeit gegen Stöße viel geeigneter als die immer noch recht Schock-empfindlichen, rotierenden Festplatten. Außerdem sind SSDs erheblich schneller. Der Aufpreis für SSDs gegenüber Festplatten ist auch nicht mehr dramatisch. Daher wundert es nicht, dass die R12-Tablets ausschließlich mit SSDs angeboten werden. Unser R12 Tablet hatte eine SanDisk SD6SN1M128G mit 128 GB unter der Haube.

Windows 8.1 und wenig Anwendungs-Software

Als Betriebssystem haben die R12-Tablets Windows 8.1 Pro 64-Bit vorinstalliert. Windows 7 Pro 64-bit gibt es als Downgrade. Wir haben den R12 mit Win8.1 getestet. Die verschiedenen Tablet-Varianten haben laut Hersteller folgende Software-Pakete vorinstalliert: Motion SnapWorks Kamera-Software, RFID Sample Reader (nur SlateMate), Software für das Strichcode-Lesergerät (nur SlateMate), Motion/Softex OmniPass Security Software auf Win7, Know Your Motion Tablet auf Win8.1, BIOS Setup sowohl durch Eingabestift und Touch möglich, Infineon Security Platform Tools, Motion Tablet Center auf Win8.1, Motion Dashboard auf Win7 sowie eine zeitlich begrenzte Microsoft Office Testversion beim Win8.1-Modell. Oder anders ausgedrückt: Motion installiert fast nur systemnahe Software, so dass der Anwender nicht erst stundenlang überflüssige Bloatware löschen muss.

Nichtreflektierendes Touch-Display?

Motion attestiert seinem R12 ein nichtreflektierendes View-Anywhere-Weitwinkel-Display mit 12,5 Zoll Diagonale und Full-HD-Auflösung mit 1920 x 1080 Bildpunkten. Nicht-Reflektierend ist eine starke Aussage, die wir nicht ganz bestätigen können. Das kapazitive Display unterstützt eine 10-Punkt Touch-Eingabe. Dazu verwendet man die eigenen Finger oder den mitgelieferten, digitalen Wacom-Eingabestift.

Anschlüsse und Docking-Station

Unterwegs ist der R12 relativ leicht, elegant und portabel. In seiner Büro-Dockingstation namens Desktop Mount wird der Tablet-PC aber zum vollwertigen Desktop-Rechner-Ersatz. Zusätzlich gibt es eine robuste Fahrzeughalterung, die wir nicht im Test hatten. Genau wie die Büro-Docking-Station kann sie den R12 mitsamt Daten-Erfassungs-Modul und Umhängetasche aufnehmen.

Der bloße R12 hat rechts außen, hinter einer Gummiklappe, von links kommend, folgende Schnittstellen: Stromeingang, 3mm Audio-Buchse, 1x USB-3.0, 1x HDMI-Port, 1x SD-Kartensteckplatz und einen Schlitz für Mobilfunk-SIM-Karten. Alle Modelle haben ab Werk den SIM-Card-Slot, jedoch ist das LTE-Modul selbst optional. Wer mehr Anschlüsse benötigt, kann den R12 in die Büro-Docking-Station stellen, in dem der Tablet-Rechner samt Zweit-Akku auch gleich geladen wird.

Allerdings wurden die Akkus weder direkt in unserem Tablet, noch in unserer Dockingstation geladen. Das heißt, wir konnten genau zwei volle Akkus wie angeliefert bis zur absoluten Neige testen. Danach war der Test zu Ende. Ebenso hatte die Docking-Station Probleme mit der Stromversorgung hatte, so dass wir ihr nur rein optisch folgende Anschlüsse bescheinigen können: 2x USB 3.0, 2x USB 2.0, 1x Ethernet RJ-45, 1x HDMI-Anschluss, 1x VGA, 1x Serielle-Schnittstelle, 1x Audio In/Out, 1x Stromanschluss. Die Docking-Station ließ sich im Test wirklich elegant und leichtgängig nach hinten neigen. So ergibt sich allzeit ein flexibler Betrachtungswinkel für eine ergonomische Arbeitsposition des Tablets. Hinter dem Tablet-Standplatz ist ein Schacht, in dem sich ein zweiter Akku laden lässt, was in unserem Test wie gesagt nicht funktionierte. Im Body und im Fuß der Dockingstation fanden wir zudem 100mm-VESA-Bohrmuster für alternative Befestigungsmöglichkeiten. Mechanik, Robustheit und Verarbeitung der Docking-Station wirken ebenso überzeugend wie beim Tablet-Rechner selber. Außerdem ist die Docking-Station auch optisch sehr gelungen.

LTE-Cat3, BT4.0 und WiFi-802.11ac

Im R12 Tablet steckt ein "Intel Dual Band Wireless-AC 7260 Wi-Fi und Bluetooth 4.0"-Funkmodul. Das darf man loben, denn dieses kombinierte WiFi-Bluetooth-Modul versteht 802.11ac schon mit 2x2-MIMO bis 867 MBit/s. Sogar der aktuelle 4K-Ultra-HD-Laptop Toshiba Satellite P50t-B-108 hat weniger WLAN, nämlich 802.11ac mit 1x1-MIMO bis 433 MBit/s. Bleibt nur zu hoffen, dass im Bauch des R12 auch wirklich zwei interne 11ac-Antennen für 2x2-MIMO am Intel-AC7260-Modul angeschlossen sind, was wir aufgrund der angesprochenen Akkuprobleme nicht mehr messen konnten.

Für gute 2G-3G-4G-LTE-Connections hatte unser R12 ein Sierra Wireless AirPrime EM7305 Mobilfunkmodul für LTE-Cat3 bis 100 MBit/s Download und bis 50 MBit/s Upload unter der Haube. LTE-Cat4-Module bis 150 MBit/s für Laptops kann Sierra Wireless per Sommer 2014 wohl immer noch nicht liefern. Ein erster Test mit einer SIM-Karte der Deutschen Telekom brachte im Büro des Autors unweit der Münchener Messeautobahn A94 ruckzuck UMTS, HSPA und LTE-Verbindungen zustande. Weitere Tests mit SIM-Karten von E-Plus, O2 und Vodafone waren dank erschöpfter Akkus nicht mehr möglich. Unter dem Strich war der Slate-Rechner zum Testzeitpunkt mit WLAN-AC-2x2, BT4.0 und LTE-Cat3 funktechnisch besser ausgestattet als viele aktuelle High-End-Business-Laptops.

EasyPair-Funk-Tastatur

Die EasyPair-Funk-Tastatur wird ziemlich elegant magnetisch am Rücken des R12-Tablets fest gehalten. Man legt sie einfach drauf, und sie bleibt dran! Will man die Tastatur wieder "wegreißen", braucht man ein bisschen Kraft in den Fingerspitzen. Beim Auflegen findet die Funk-Koppelung zwischen Tastatur und Tablet statt. Der Benutzer merkt davon nichts. Im Kurztest hatten wir leihweise zwei Tastaturen und konnten sie jeweils ruckzuck durch kurzes Auflegen mit dem R12 umkoppeln. Diese EasyPair-Koppel-Funktion ist richtig elegant und bequemer als jedes bisher übliche, händische Bluetooth-Pairing durch den User.

Die matt-schwarze Funk-Tastatur steckt in einem matt-schwarzen Klapprahmen, der sich abnehmen und dann zu einem Tablet-Ständer umfunktionieren lässt. Dieses 198 Gramm leichte Gestell kann den Tablet-PC auch unterwegs in eine ergonomische Position bringen. Die Funk-Tastatur alleine wiegt 273 Gramm. Mitsamt Klappgestell sind es 471 Gramm.

Barcode-Kamera und RFID-Leser

Den R12-Tablet-PC gibt es mit oder ohne "SlateMate Data Acquisition Module": In unserem 3-in1-Datenmodul steckten, von Links gesehen:

  • Ein Hochfrequenz-RFID-Scanner für 13,56 MHz.

  • Eine Barcode-Scanner-Kamera, die 1D/2D-Strichcode-Symbolsätze lesen kann.

  • Eine serielle RS232-Schnittstelle, die zum Beispiel von Monteuren im Telekommunikationsumfeld oft benötigt wird.

Das relativ handliche 3-in-1-Daten-Erfassungs-Modul macht den Einsatz mehrerer gesonderter Datenerfassungslösungen überflüssig und sorgt für mehr Genauigkeit bei der Datenerhebung vor Ort, kommentiert der Hersteller. Das SlateMate-Erweiterungsmodul sei nur beim Kauf erhältlich und könne nicht nachträglich hinzu gekauft werden. Laut Motion ist es nach MIL-STD-810G und IP54 zertifiziert, genau wie der gesamte Tablet-PC.

Robust nach MIL-STD-810G und IP54

Die militärische Norm MIL-STD-810G bedeutet im konkreten Fall laut Motion unter anderem: Das Equipment übersteht einen Sturz aus einer Höhe von 1,20 Metern unbeschadet, was wir aus Haftungsgründen definitiv nicht überprüft haben. Die Schutzart IP54 heißt unter anderem: Die Gerätschaften sind gegen Wasser, Staub und Spritzwasser geschützt. Das Display steckt hinter Gorilla Glas 3, schreibt der Hersteller, und der Innenrahmen sei aus einer Magnesiumlegierung. Das Untergehäuse der R12-Tablets sei gummiert und weise so eine erhöhte Stoßfestigkeit auf. Auch unser Testmuster hatte eine gummierte Rückwand mit flachen Gumminoppen, was nicht zuletzt die Griffigkeit verbessert. Ebenfalls hinter Gummi stecken auch diverse Bedientaster, etwa für Ein/Aus oder für Lauter/Leiser, was dem Tablet einen gewissen Schutz gegen Wasser, Staub und Spritzwasser bietet.

Work Anywhere Transportfutteral

Unser Testgerät wurde inclusive einem "R12 Work Anywhere Transportfutteral" geliefert. Dessen robuste Bildschirmabdeckung schützt das Display vor Verunreinigung und Nässe. Die integrierte Deckeltasche ist groß genug, um entweder die optional erhältliche Companion-Tastatur oder bis zu zwei Reserve-Akkus und anderes Kleinzubehör zu verstauen. Das Futteral bietet dem Tablet-PC guten Halt und lässt sich zusammen mit dem übrigen R12-Zubehör wie etwa dem SlateMate-Modul oder einer Docking-Station einsetzen. Ein anpassbarer Schulterriemen sorgt für guten Halt und freie Hände beim User. Das "Work Anywhere Kit" ließ sich im Test nur mit viel Kraft und Geschick in den Fingern über den Tablet-Rechner stülpen und mit ebenso viel Aufwand wieder entfernen. Es eignet sich nicht zum ständigen Wechseln. Natürlich lässt es den freien Zugang zu Anschlüssen, Akkus und Tasten so weit wie nötig offen.