T-Systems Enterprise Services
Umsatz 2006: 8,3 Milliarden Euro (etwa zwei Drittel vom T-Systems-Gesamtumsatz).
Ebitda 2006: 1,23 Milliarden Euro (T-Systems gesamt)
Mitarbeiterzahl: geschätzte 40.000 (insgesamt beschäftigt T-Systems 56.000 Mitarbeiter)
T-Systems ES betreut die 60 größten Kunden von T-Systems. Darunter sind Deutsche Telekom, Deutsche Post, Daimler-Chrysler, Volkswagen und Airbus sowie die West LB und der britische Energieversorger Centrica.
T-Systems Enterprise Services
T-Systems hat zwei wesentliche Probleme, die die Suche nach einem Partner ausgelöst haben: mangelnde Internationalität und fehlende Offshore-Ressourcen. Die Telekom-Tochter ist eine Macht im hiesigen Servicemarkt (siehe Grafik) und kann eigentlich nur noch im Ausland wachsen. Seit Gründung des Unternehmens steht dieses Ziel ganz oben auf der Agenda, wurde aber bislang verfehlt. Lediglich die Übernahme der VW-Tochter Gedas hat die Quote der im Ausland erzielten Einnahmen etwas erhöht. Gewonnene Projekte, etwa bei dem britischen Energieversorger Centrica und dem spanischen Versicherungskonzern Mapfre im internationalen Geschäft hatten eher kosmetischen Charakter. Im Zuge der Gedas-Übernahme hatte der damalige T-Systems-Chef Lothar Pauly weitere Übernahmen im Ausland angekündigt. Allerdings ließ er den Worten keine Taten folgen, möglicherweise auch, weil die Telekom-Leitung zu keinen Investitionen bereit war: "Der Konzernvorstand hat das IT-Servicegeschäft nicht verstanden", verriet ein Insider, der nicht genannt werden wollte. Schuld daran sei nicht zuletzt die Geschäftsleitung von T-Systems gewesen, die beispielsweise nie klar aufzeigen konnte, wie erfolgreich das Outsourcing-Geschäft verlaufe. "Die Konzernspitze hatte kein Vertrauen in das damalige T-Systems-Management", brachte der Insider die Vorbehalte auf den Punkt. Nun will der Konzern die IT-Aktivitäten größtenteils aussortieren. Übrig bleiben TK-Dienste für große und mittelständische Kunden. IT-Services wird T-Systems künftig nur noch für kleine und mittlere Unternehmen betreiben. "Die Telekom konzentriert sich in der Leistungserbringung künftig auf das Breitbandgeschäft im Mobilfunk und Festnetz", erklärt Karsten Leclerque, Senior Consultant bei den Marktforschern von Pierre Audoin Consultants (PAC).
Damit steht auch das bislang von T-Systems beworbene Angebot aus einer Hand für integrierte IT- und TK-Dienste in Frage. Hier ist die Telekom-Tochter künftig auf die Zuarbeit von Partnern angewiesen. Genau dieses Geschäft halten die Analysten von PAC für besonders zukunftsträchtig: "Bislang war ICT vor allem ein Marketing-Slogan von T-Systems. Integrierte IT- und TK-Dienste werden sich aber zu einem wichtigen Marktsegment entwickeln", prognostiziert Leclerque.
Das zweite Problem sind die deutschen Servicefabriken. T-Systems hat wie kaum ein anderer IT-Dienstleister mit internationalem Anspruch den Offshore-Trend verschlafen. Weite Teile der Services werden in Deutschland erbracht. "Das T-Systems-Bestandsgeschäft hat einen relativ hohen Anteil an Commodity-Leistungen, sowohl im IT- als auch im TK-Bereich. Um diese Dienste profitabel anbieten zu können benötigt man Skaleneffekte und Offshore-Kapazitäten. Hier ist T-Systems im Vergleich zu den wichtigsten Wettbewerbern einfach nicht weit genug", schildert Leclerque die Versäumnisse. Das scheint ein typisches Problem lokaler Platzhirsche zu sein, die lange Jahre von ihren guten Heimatgeschäften leben konnten: Atos Origin in Frankreich, Logica CMG in Großbritannien und Tieto Enator in Skandinavien stehen vor ähnlichen Herausforderungen.
Die Mängel haben sich auch in den Zahlen der T-Systems niedergeschlagen: Seit Jahren stagniert das Geschäft, lediglich der Gedas-Kauf hat die Bilanz ein wenig aufgepeppt. Im letzten Geschäftsjahr waren die Einnahmen trotz Gedas-Effekt um zwei Prozent rückläufig, das Ebitda brach um 22,4 Prozent ein. Grund war nicht zuletzt der Zweifel der weltweit aufgestellten Anwender, T-Systems sei den Anforderungen der Globalisierung nicht gewachsen: "Die Kunden haben die Internationalisierung eingefordert. Doch das Telekom-Management musste erkennen, dass T-Systems dies aus eigener Kraft nicht schaffen kann", schilderte Frank Rothauge, Analyst beim Finanzdienstleister Sal. Oppenheim, die Gründe für die Partnersuche.
Trotz erheblicher Probleme hat T-Systems aber auch eine ordentliche Mitgift zu bieten. Die fünf größten Kunden sind laut Unternehmensangaben die Deutsche Telekom, Deutsche Post, Daimler Chrysler, Volkswagen und Airbus. Auch die West LB und der britische Energieversorger Centrica zählen zu den Kunden. T-Systems belegt in Deutschland, immerhin zweitgrößter IT-Servicemarkt Europas, den unangefochtenen ersten Platz im Umsatz-Ranking und verfügt über einen sehr breiten und guten Kundenzugang. Der Bereich Enterprise Services, der in eine Partnerschaft eingebracht oder verkauft werden soll, erzielt etwa zwei Drittel seiner Einnahmen mit IT-Services, der Rest entfällt auf TK-Dienste. Probleme hat zuletzt vor allem der Umsatz mit der eigenen Mutter bereitet, der im vergangenen Jahr um sechs Prozent zurückging, sowie der TK-Bereich. "Das IT-Geschäft selbst lief nicht ganz so schlecht", relativiert Leclerque. Sal.Oppenheim-Analyst Rothauge schätzt, dass rund 80 Prozent des Ebitda-Gewinns in Höhe von 1,1 Milliarden Euro, den das Großkundensegment von T-Systems im letzten Jahr erzielte, auf den Verkauf von Computing- und Desktop-Services entfielen.
Mehrmals hatten sowohl Telekom-Chef René Obermann als auch der ausgeschiedene Pauly betont, als Partner komme kein reiner Finanzinvestor in Frage. Anfang Juni, nach dem Abschied von Pauly, betonte das Unternehmen erneut die Suche nach einem IT-Serviceanbieter. Grund dafür ist unter anderem, dass die Telekom für Erfolge im Kerngeschäft einen zuverlässigen, flexiblen und innovativen IT-Betrieb benötigt. Zudem steht das Unternehmen nach dem langen Tarifstreit mit Verdi um die T-Service-Gesellschaft im Zentrum des öffentlichen Interesses und kann es sich daher nicht erlauben, große Teile der Belegschaft an eine Heuschrecke zu verkaufen. Last, but not least dürfte eine Veräußerung an einen Finanzinvestor am Veto des Bundes scheitern, der nach wie vor Hauptanteilseigner der Telekom und IT-Kunde von T-Systems ist. Auch den Verkauf der Toll-Collect-Aktivitäten, Basis einer wichtigen Einnahmequelle des Staates, wird die Bundesregierung aufmerksam verfolgen.
Doch möglicherweise wird es zu der Veräußerung gar nicht kommen. Nur wenige IT-Serviceanbieter sind finanziell und personell in der Lage, den zum Verkauf stehenden T-Systems-Bereich Enterprise Services mit seinen mehr als acht Milliarden Euro Jahreseinnahmen zu übernehmen und zu integrieren. Denkbar ist daher, dass einige Unternehmensteile herausgelöst werden - etwa die Toll-Collect-Services oder die BPO-Dienste für die Bankenbranche. Letztere basieren auf dem Joint Venture ITS, das T-Systems zusammen mit dem Bankhaus Trinkaus & Burkhardt betreibt. Der Bereich Media and Broadcast soll ohnehin verkauft werden.
Findet sich dennoch kein Investor, bleibt der Telekom immer noch der letzte Ausweg nach dem Siemens-Vorbild: Der Münchner Konzern hat seine defizitäre und international nicht wettbewerbsfähige IT-Tochter Siemens Business Services (SBS) zurück aus der Schusslinie geholt, indem er sie in den Konzern integriert hat.
Unter all diesen Voraussetzungen gibt es nur wenige Kandidaten, die für eine Übernahme oder ein Joint Venture in Frage kämen: