Milliarden-Deal in der Halbleiterbranche

Synopsis will Ansys übernehmen

17.01.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Für 35 Milliarden Dollar will Synopsis, ein Anbieter von Electronic-Design-Automation- (EDA-)Software, den Simulationsspezialisten Ansys kaufen.
Für das Design neuer KI-Chips will sich Synopsys mit passenden Lösungen in Stellung bringen. Helfen soll dabei die milliardenschwere Übernahme von Ansys.
Für das Design neuer KI-Chips will sich Synopsys mit passenden Lösungen in Stellung bringen. Helfen soll dabei die milliardenschwere Übernahme von Ansys.
Foto: aslysun - shutterstock.com

Seit Wochen kursierten bereits Gerüchte - nun kommen die Verantwortlichen von Synopsys aus der Deckung. Der Softwarehersteller kündigte an, den Konkurrenten Ansys für 35 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen - das würde einen Aufschlag von etwa 29 Prozent bedeuten. 19 Milliarden Dollar will Synopsys in bar aufbringen, der Rest des Kaufpreises soll in eigenen Aktien beglichen werden. Die haben seit Ende Dezember 2023, als erste Spekulationen über einen möglichen Deal aufkamen, etwa zehn Prozent ihres Wertes eingebüßt. Geplant ist, die Akquisition im ersten Halbjahr 2025 abzuschließen.

Synopsys entwickelt sogenannte Electronic-Design-Automation- (EDA-)Software, die für das Design und das Testen von Chips und anderen Halbleiterprodukten eingesetzt wird. Zu den Kunden des im kalifornischen Sunnyvale ansässigen Unternehmens, das rund 19.000 Menschen beschäftigt, gehören Halbleitergrößen wie unter anderem der Chip-Designer ARM, Samsung sowie große Auftragsfertiger wie Global Foundries, Intel Foundry Services sowie TSMC. Zu den Konkurrenten zählen Firmen wie Cadence Design Systems (CDNS) und Siemens, das sich an dieser Stelle 2017 mit der Übernahme von Mentor Graphics für 4,5 Milliarden Dollar verstärkt hatte.

Halbleiterbranche hofft nach Katastrophenjahr auf besseres 2024

In der Halbleiterbranche hofft man nach einem schwierigen vergangenen Jahr auf einen Aufschwung 2024. Laut der jüngsten Prognose von Gartner soll der weltweite Umsatz mit Halbleitern in diesem Jahr 2024 um 16,8 Prozent auf 624 Milliarden Dollar steigen, nachdem die Branche 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 11,1 Prozent auf ein Volumen von 533 Milliarden Dollar eingebrochen war. Gartner zufolge könnte der Markt 2025 um weitere 15,5 Prozent auf dann 721 Milliarden Dollar beim globalen Umsatz wachsen.

Die Gartner-Analysten rechnen mit einer starken Nachfrage nach Chips zur Unterstützung von künstlicher Intelligenz (KI). Server mit Hochleistungs-GPUs (Graphic Processing Units) und Beschleuniger-Karten würden immer stärker nachgefragt, um leistungshungrige Workloads für das Training umfangreicher KI-Modelle abarbeiten zu können. Die Marktforscher rechnen damit, dass die Betreiber von Rechenzentren bis 2027 rund ein Fünftel mehr Server anschaffen werden, um die KI-Last bewältigen zu können.

Davon will offenbar auch Synopsys profitieren und sich mit dem Zukauf in eine bessere Position bringen. Ansys, Inc. mit Hauptsitz in Canonsburg, Pennsylvania, und rund 5600 Beschäftigten entwickelt und vermarktet technische Simulationssoftware. Die Lösungen werden dafür eingesetzt, um das Verhalten von bestimmten Produktdesigns in realen Umgebungen besser vorhersagen zu können. Diese Simulationen können in verschiedensten Bereichen stattfinden, unter anderem für Computational Fluid Dynamics, Elektromagnetik, Elektronik, Halbleiter, Embedded Software und Design-Optimierung sowie Akustik und Optik.

KI soll Chipnachfrage antreiben

"Die Übernahme ist der logische nächste Schritt für unsere erfolgreiche, siebenjährige Partnerschaft mit Ansys", sagte Sassine Ghazi, CEO von Synopsys. Es gehe vor allem darum, einen ganzheitlichen, leistungsstarken und nahtlos integrierten Silizium-Ansatz für Innovationen zu liefern, hieß es in einer Mitteilung. Die Komplexität der heutigen intelligenten Systeme erfordere die Integration von Halbleiterdesign, Simulation und Analyse, um eine effiziente Funktion vernetzter Systeme in der realen Welt zu gewährleisten. "Megatrends wie KI erfordern angesichts wachsender systemischer Komplexität immer mehr Rechenleistung und Effizienz", so Ghazi.

Die Akquisition von Ansys durch Synopsys ist bereits der zweite große Milliarden-Deal in der Tech-Branche in diesem Jahr. Zuvor hatte HPE angekündigt, den Netzwerkspezialisten Juniper Networks für 14 Milliarden Dollar kaufen zu wollen.