DevOps

Suche nach Führung und Schnittstellen

15.04.2020
Von 

Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

DevOps wird zunehmend zum entscheidenden Instrument für die Modernisierung von Legacy-Anwendungen und damit für den Betrieb hybrider Cloud-Umgebungen.

Schneller, immer schneller. Das Mantra der Digitalisierung bringt die IT bekanntermaßen tagtäglich an ihre Grenzen. Gefragt ist in erster Linie das Delivery möglichst flexibler IT-Services und skalierbarer IT-Infrastrukturen. Auf Marktchancen rascher zu reagieren und die Customer Experience sowohl intern als auch extern zu verbessern, schreibt das Business der IT damit ins Pflichtenheft. Im Kern geht es also darum, den täglichen IT-Betrieb und neue, revolutionäre Technologien unter einen Hut zu bringen.

DevOps ist weit mehr als ein kultureller Wandel in der Softwareentwicklung.
DevOps ist weit mehr als ein kultureller Wandel in der Softwareentwicklung.
Foto: Ashalatha - shutterstock.com

DevOps - längst angekommen

DevOps gehört vor diesem Hintergrund zu einem der wichtigsten Trends in der IT. Dies bestätigen auch die wesentlichen Ergebnisse der Studie "DevOps 2020" von IDG Research Services in Zusammenarbeit mit IBM, PKS Software und Fujitsu. Das Gros der befragten Unternehmen kennt DevOps nicht nur vom Namen her, sondern setzt entsprechende Verfahren und Werkzeuge zur besseren Verzahnung von Entwicklung und IT-Betrieb längst ein. Für die meisten ist DevOps daher mit Blick auf eine agile Softwareentwicklung, die Automatisierung wichtiger IT-Prozesse sowie eine Konsolidierung der IT-Infrastruktur nicht nur der nächste logische Schritt, sondern mittlerweile unverzichtbar.

Hier geht's zur Studie "DevOps 2020"

Noch entscheidender ist aber eine weitere Erkenntnis der Studie: Die grundsätzliche Erwartung der Anwender deckt sich mit ihren positiven Erfahrungswerten. Diese sind nicht nur grundlegend zufrieden. Vielmehr bestätigen über 80 Prozent der Befragten, dass sich durch den Einsatz von DevOps ganz konkret kürzere Softwareentwicklungszyklen eingestellt haben. Ähnlich hohe Werte ergeben sich im Hinblick auf eine erhöhte Stabilität von Software sowie bei der Reduktion von Missverständnissen und Abstimmungsproblemen in Softwareprojekten. Diese Werte sind insofern bemerkenswert, als sie noch einmal deutlich die Tragweite der Entscheidung veranschaulichen, DevOps im Unternehmen einzuführen. Denn die Zusammenführung von Development und Operations ist nicht nur eine technische, sondern insbesondere auch eine Führungsfrage.

Kultur und Kommunikation

Dies betont auch Wilfried Cleres, Managing IT Consultant bei Fujitsu, indem er feststellt: "Die Studie spiegelt die Praxis sehr gut wider. Wir haben in unseren Projekten die Erfahrung gemacht, dass es vor der Einführung neuer DevOps-Tools wichtig ist, die zu unterstützenden Prozesse definiert zu haben und alle Beteiligten von der Planung bis hin zum Betrieb im Boot zu wissen. DevOps ist insofern eine Kultur oder ein Vorgehen, das die Zusammenarbeit und Kommunikation von Entwicklern, Ingenieuren und anderen IT-Experten betont und gleichzeitig den Prozess der Softwarebereitstellung und Infrastrukturänderungen automatisiert."

Wilfried Cleres, Fujitsu, betont die Bedeutung der Prozesse und der verschiedenen Stakeholder innerhalb eines Unternehmens für die DevOps-Einführung.
Wilfried Cleres, Fujitsu, betont die Bedeutung der Prozesse und der verschiedenen Stakeholder innerhalb eines Unternehmens für die DevOps-Einführung.
Foto: Michaela Handrek-Rehle

Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist auch, dass die Einführung von DevOps in Unternehmen eine signifikante Veränderung von Arbeitsabläufen, Programmiermethoden und damit letzten Endes auch Organisationsformen nach sich zieht. Denn die über Jahrzehnte hinweg praktizierte Trennung von Entwicklung und Betrieb ist nicht mehr kompatibel zu den Anforderungen des digitalen Wandels. DevOps ist also nicht nur aus Sicht der Sprachwissenschaftler ein so genanntes Kofferwort, sondern gleichzeitig auch Synonym für die Integration zweier bis dato völlig unterschiedlicher Herangehensweisen. Der kontinuierlich steigende Bedarf an kurzfristig verfügbaren Applikationen und die Notwendigkeit immer kürzerer Entwicklungszyklen treffen auf den Wunsch nach Performance, Stabilität, Sicherheit und Verfügbarkeit. Anders formuliert: Etablierte Prozesse des klassischen IT Service Managements wie Incident Management, Change Management oder Release Management treffen auf Scrum und agile Hierachien.

Balance finden und wahren

Damit dies auf der professionellen Ebene gut funktioniert, müssen die Verfechter beider "Philosophien" Abstriche machen. DevOps soll hier also in erster Linie die Balance finden und wahren. Insbesondere aus Sicht des IT-Betriebs prallen hier jedoch immer noch konträre Welten aufeinander, indem beispielsweise Entwickler nun auch für Prozesse und Projektmanagement verantwortlich sein sollen. Um beim Tempo der agilen Softwareentwicklung mithalten zu können, muss Operations deutlich schneller werden, schallt es aus dem anderen Lager. Entscheidend dürfte daher sein: DevOps funktionieren nicht auf Knopfdruck. Auch Branchenkenner wie Mark Aichholz, Manager Technical Sales bei der IBM Software Group, vertreten diese Auffassung: "Ein erfolgreiches DevOps-Projekt gelingt wirklich nur, wenn man die Erfahrung der Mitarbeiter nutzt und alle - Business und IT - frühzeitig einbindet. Agilität, Erfahrung und rasche Pilotierung sind dabei der gewinnbringende Schlüssel zum Erfolg."

Mark Aichholz, IBM, empfiehlt, die Erfahrungen der Mitarbeiter aus Business und IT gleichermaßen frühzeitig einzubinden.
Mark Aichholz, IBM, empfiehlt, die Erfahrungen der Mitarbeiter aus Business und IT gleichermaßen frühzeitig einzubinden.
Foto: Michaela Handrek-Rehle

Laut Studie beherzigen die meisten IT-Organisationen diese Empfehlungen. Die Initiierung der Einführung von DevOps ist Chefsache, geht also in der Regel vom CIO und/oder IT-Leiter aus. Danach folgt meistens eine klassische Vorgehensweise. Will heißen: Einführung gemäß Top-down-Ansatz, Promotion erster erfolgreicher Leuchtturmprojekte und vor allem ständige Kommunikation mit den betroffenen Mitarbeitern. Inhaltlich beziehungsweise in den strategischen Vorgaben wird dabei eine Art Gleichgewicht der Kräfte und Interessen gewahrt. Bei allem Wunsch nach Agilität und Flexibilität bedeutet dies konkret: Stabilität und Qualität der Anwendungen sowie Mitarbeiterzufriedenheit haben Vorrang vor Geschwindigkeit.

Mainframe-Legacy als Hindernis

Last but not least bleibt noch ein Thema. Viele IT-Chefs reden ungern darüber, mindestens ebenso viele hadern damit. Die Rede ist von alten Legacy-Anwendungen, die dringend modernisiert werden müssen. Es stellt sich die Frage "Mit oder ohne DevOps?" Hier sind die Ergebnisse der Studie nur auf den ersten Blick eindeutig. Mehr als 60 Prozent nutzen DevOps im Kontext klassischer Kernsysteme auf ihren Mainframe-Plattformen. Aber Heidi Schmidt, Geschäftsführende Gesellschafterin von PKS, legt gleichzeitig im Detail den Finger in die Wunde vieler Großrechneranwender: "Jedes dritte Unternehmen klagt unverändert über unzureichende Anpassungsfähigkeit, vermisst Schnittstellen zu bereits bestehenden Tools und bemängelt das Fehlen offener Schnittstellen."

Heidi Schmidt, PKS Software, bemängelt die oftmals noch fehlende Flexibilität und mangelhafte Integrationsfähigkeit von DevOps-Tools in vielen Unternehmen.
Heidi Schmidt, PKS Software, bemängelt die oftmals noch fehlende Flexibilität und mangelhafte Integrationsfähigkeit von DevOps-Tools in vielen Unternehmen.
Foto: PKS Software GmbH

Hier geht's zur Studie "DevOps 2020"

Studie "DevOps 2020" - jetzt erhältlich!
Studie "DevOps 2020" - jetzt erhältlich!
Foto: IDG Research Services / shutterstock.com - Nadezhda Shpiiakina

Studiensteckbrief

Herausgeber: COMPUTERWOCHE, CIO, TecChannel und ChannelPartner

Studienpartner: IBM (Platin), PKS Software (Silber), Fujitsu (Bronze)

Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen in der D-A-CH-Region: strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs), IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich

Teilnehmergenerierung: Stichprobenziehung in der IT-Entscheider-Datenbank von IDG Business Media; persönliche E-Mail-Einladungen zur Umfrage

Gesamtstichprobe: 359 abgeschlossene und qualifizierte Interviews

Untersuchungszeitraum: 13. bis 20. Januar 2020

Methode: Online-Umfrage (CAWI)

Fragebogenentwicklung: IDG Research Services in Abstimmung mit den Studienpartnern

Durchführung: IDG Research Services

Technologischer Partner: Questback GmbH, Köln

Umfragesoftware: EFS Survey Winter 2018