4. Angelika Gifford: Allein unter Pferden
Angelika Gifford leitet bei Microsoft Emea den Bereich Public Sector. 2009 wurde sie zur "Managerin des Jahres" gewählt. Gifford verfolgte ihre Ziele schon immer konsequent. Als ambitionierte Reiterin fand sie zu Studentenzeiten einen Nebenverdienst, wo sie ihr Talent und ihr Interesse einbringen konnte: Für die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa begleitete sie Pferdetransporte von Houston nach Frankfurt.
"Es war sehr spannend, bei den Tieren im Transportraum zu sitzen, ausgestattet mit Sauerstoffflasche und Beruhigungsspritzen. Letztere hatte ich für den Fall in der Tasche, wenn es einem Pferd in 10.000 Metern Höhe doch nicht mehr so gut gefiel." Dadurch konnte sie nicht nur ihren Lieblingstieren nahe sein, sondern bekam noch Gelegenheit, ihre Sprachkenntnisse in den USA zu vertiefen. "Das Arbeiten hat damals großen Spaß gemacht und war auch immer eine kleine Herausforderung, denn jedes Tier reagierte bei seiner Verladung anders. Schon damals habe ich gelernt, dass verschiedene Wege ans Ziel führen, " beschreibt die Managerin ihre Tätigkeit.
5. Markus Grimm: Und es hat bumm gemacht
Markus Grimm arbeitet heute als CIO der DKV Euro Service, dessen DKV Card es Speditionen ermöglicht, ihre Fahrer ohne Bargeld auf die Reise zu schicken. Seinen ersten Job als studentische Hilfskraft nahm er beim Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart an. Er sollte herausfinden, wie Material für schusssichere Westen mit Niederdruckplasma beschichtet werden kann. Die Simulation erfolgte zunächst mit Fischertechnik. "Ich kenne kaum einen ITler, der damit nicht als Kind gespielt hat."
Der tatsächliche Aufbau bestand aus vier Kammern. Jede Kammer war an eine Vakuumpumpe angeschlossen. Das Material wurde per Flaschenzug von einer zur anderen Kammer transportiert. Die erste Kammer diente zum Einbringen des Materials und zum Druckausgleich, dann öffnete sich eine Klappe zur nächsten Kammer, in der im Niederdruckplasma getrocknet wurde. In der dritten Kammer erfolgte die Beschichtung im Plasma. "Dabei entstanden herrliche Farben, je nach Beschichtungsmaterial, zartes Rosa bis dunkleres Violett." Die vierte Kammer war zum Ausgleich des Drucks und Ausbringen des Materials gedacht.
Neben dem Aufbau weckte die Steuerung der Anlage per IT Grimms Ehrgeiz. Die verschiedenen Pumpen, Kammerventile, Ventile für das Einlassen des Plasma- und des Beschichtungsgases wurden allesamt per PC gesteuert. "Und es kam, wie es kommen musste: Der erste Testlauf ging gründlich schief! Ein Kammerventil öffnete zu früh, während der Druckausgleich noch nicht gegeben war. Es gab einen Riesenknall. Die Anlage im Ausmaß zwei mal drei mal fünf Meter hob sich um circa zehn Zentimeter. Meine Lernkurve lag hoch: Ein Zeit-Puffer könnte nicht nur Vorteile, sondern auch Ruhe in den Prozess bringen," erinnert sich Grimm. Schlussendlich war das Verfahren sehr erfolgreich und wurde am Tag der offenen Tür vorgestellt. Grimm durfte als Student im fünften Semester die Anlage erklären - in einem geliehenen Anzug. "Es hat mir viel Spaß gemacht: ein Projekt von Anfang an zu planen, durchzuführen und am Ende die erfolgreichen Ergebnisse zu präsentieren. Mit der Verbindung von IT und Business wurde mir klar, welchen Mehrwert die IT (hier die Steuerung der Anlage) für den Erfolg bieten kann. Aus der IT wollte ich nicht mehr weg."
6. Ulrich Dietz: Ein ausdauernder Schrauber
Ulrich Dietz gründete GFT 1987 und ist heute Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär der Unternehmensgruppe, die rund 1.300 Mitarbeiter beschäftigt. Mit der Restaurierung einer Harley Davidson Baujahr 1940 konnte er im Alter von 16 sein Taschengeld erheblich aufbessern.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg zerlegte er ein Motorrad in seine Einzelteile und baute es wieder zusammen. Der Kunde war ein Schmuckunternehmer aus Pforzheim, der sich dieses Schmuckstück gekauft - und wohl im Laufe der Zeit den Spaß an seinem Hobby verloren hat. Dies wurde Dietz in der Endphase der Restaurierung klar. Also beschloss er, das Interesse des Schmuckunternehmers erneut zu wecken. Mit intensiver Kommunikation, präziser Arbeit und mehreren Probefahrten konnte er ihn doch "bei der Stange halten". "Dieser erste Job machte mir klar, dass es wichtig ist, sehr sorgfältig zu arbeiten und dabei sein Umfeld zu beobachten. Natürlich war es damals besonders erfreulich, dass die Arbeiten nach Zeit und Aufwand bezahlt wurden - so zahlte sich die Mühe dann auch aus."
7. Astrid Fey: Die Zielstrebige
Astrid Fey leitet das IT-Referat des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Sie hat in Politikwissenschaften promoviert und vor wenigen Jahren ihr nebenberufliches Masterstudium in Informatik abgeschlossen.
Dass sie einmal studieren und einen Doktor machen würde, wusste die Zielstrebige schon mit zwölf Jahren. "Ich hatte schon immer einen Plan, und meine Großmutter bestärkte mich darin", erinnert sie sich. Die andere Seite des Berufslebens lernte Fey kennen, als sie mit 19 Jahren für eine Reinigungsfirma jobbte und in Banken, Schulen und Krankenhäusern putzte. Sie war als Springerin eingesetzt und kam dort zum Einsatz, wo eine Putzfrau ausgefallen war. Eines Tages begegnete ihr eine Vorarbeiterin, die nach der Schicht von Mann und Kind abgeholt wurde. Die Frau kam Fey bekannt vor. Sie konnte das Alter der Frau aber schlecht einschätzen, da ihr auch schon einige Zähne fehlten. Schließlich kamen die beiden Frauen darauf, dass sie in der Grundschule gemeinsam eine Klasse besucht hatten.
8. Goy Hinrich Korn: Muskelkater am Förderband
Goy Hinrich Korn leitet heute den Bereich Organisation / EDV der Krone Gruppe, zu der das Fahrzeugwerk Bernard Krone, Hersteller von LKW-Anhängern und Sattelaufliegern gehört: Mit Fahrzeugen kam der Informatikstudent schon nach dem zweiten Semester in Berührung.
Sein Ferienjob führte ihn im Sommer 1985 ins VW-Werk nach Wolfsburg. Dort war es seine Aufgabe, Autofelgen von einem Förderband abzuhängen und auf ein anderes Förderband zu legen. "Am ersten Tag war die Arbeit für mich noch anstrengend. Ich bekam Muskelkater. Nach einer Woche habe ich die Arbeit mit zwei Fingern erledigt," erinnert sich Korn. Da das zweite Förderband tiefer als das erste gelegen war, musste Korn nur die Schwerkraft ausnutzen: "Ich habe sozusagen meinen Arbeitsprozess optimiert."
9. Jürgen Renfer: Als die Berater noch Jeans trugen
Jürgen Renfer ist IT-Leiter der KUVB ( Kommunale Unfallversicherung Bayern, Bayerische Landesunfallkasse). Eigentlich hätte er es damals schon wissen müssen, dass er
irgendwann einmal in der IT landen wird.
Als Schüler und später als Chemiestudent war er als freier Berater für "EDV- Lösungen" auf Fachmessen unterwegs: Ohne Anzug, ganz leger, wie es damals Anfang 1980 in der Szene üblich war. Gerne erinnert sich Renfer an diese "Goldgräberzeit" zurück: " Im Vergleich zu typischen Studentenjobs zwischen Lagerarbeit und Taxinächten konnte man dort recht bequem schönes Geld verdienen und noch
viel Spaß dabei haben. Man hatte den Eindruck, auf einem riesigen Feld mit vielen weißen Flecken auf der Landkarte zu agieren, die es zu erforschen galt. Man lernte Maschinen und Systeme kennen, die heute ganz andere Assoziationen wecken würden: Osborne 1 ist kein Musiker, PET kein Haustier und bei CP/M musste man kein Hype-wording zwischen "critical path method" und "customer performance management" erraten." Renfer lernte viele interessante Menschen kennen, die Kontakte haben teilweise bis heute gehalten.
10. Thomas Henkel: Die Schule des Lebens
Thomas Henkel verantwortet heute als Vice President die globale IT des Sportartikelkonzerns Amer Sports. Seine ersten Ferienjobs begannen im Alter von 15 Jahren bei einer Putzfirma: Erst machte er Eisenbahnerwohnheime sauber, später putzte er auf der Kinderkrebsstation eines Krankenhauses. "Das half mir, meine Probleme in Relation zu diesen Schicksalen zu sehen. Ich denke noch heute oft an diese sechs Wochen während der Sommerferien: Abends mit Freunden im Biergarten und am nächsten Tag schon wieder die Verzweiflung, aber auch die Stärke der Familien, deren kleine Kinder unheilbar erkrankt sind."
Später jobbte Henkel bei einer Baufirma, im Lager, im Arzneimittelgroßhandel, als Taxifahrer, in einer Versicherungsagentur, als VIP-Chauffeur, im Catering und Consulting. Verschiedenste Branchen lernte er so von unten kennen. Diese Jobs halfen ihm, nicht nur das Studium zu finanzieren, sondern auch sein "Weltbild" zu entwickeln und andere Lebensrealitäten kennenzulernen. "Während meiner Lehre, dann im Studium und später beim Start meiner Berufslaufbahn konnte man deutlich den Unterschied zwischen elternfinanzierten Studenten und selbstfinanzierten Studenten erkennen", sagt Henkel. "Auch wenn ich es gern oft etwas bequemer gehabt hätte, bin ich sehr froh, durch diese "Schule des Lebens" gegangen zu sein.