Sie können eine Menge tun, damit der Bewerber nicht abspringt. Der Praxistipp: Kommunizieren sie unaufdringlich, aber aktiv mit dem neuen Mitarbeiter. Schreiben Sie hin und wieder eine persönliche Mail von Ihrem Account, etwa mit Informationen dazu, was sich gerade in der Abteilung tut; so bleiben Sie im Orbit des Bewerbers. Ihre Verbindlichkeit lädt auch den Neuen zur Verbindlichkeit ein.
Onboarding: gut gemeint, aber nicht gut gemacht?
Auch die erste Zeit im Job läuft nicht immer rund: 17,8 Prozent der Befragten haben nach einer Studie eine Stelle innerhalb von 100 Tagen aufgegeben, weil das Onboarding schlecht war. Dass einiges schieflaufen kann, ist nachvollziehbar. In der Einarbeitung der Neuen sind verschiedene Stellen involviert: die HR-Administration und die Gehaltsabrechnung, Führungskräfte, Kollegen und oft auch schon externe Partner. Entscheidend ist auch, wie die neuen Kollegen die Einarbeitung erleben. Für häufigen Frust sorgen gefühlte Isolation oder Überforderung, Unklarheit über Aufgaben und Verantwortung sowie erlebte Unfreundlichkeit oder gar Abweisung.
Das heißt in der Praxis: Bieten Sie die richtigen Infos in angemessenem Umfang und in überlegten Schritten. So kommen Mitarbeiter am besten in produktives Arbeiten. Es ist Ihre Aufgabe, die Einarbeitung aufzusetzen und Struktur zu schaffen. Wichtig ist ein Gesamtworkflow für das Onboarding. Nehmen Sie die Perspektive des Mitarbeiters ein: Ist die Einarbeitung eher ein Puzzle oder ein Prozess und funktioniert der Ablauf logisch und reibungslos?
Sicherheit durch relevante Ansprechpartner
Der Mitarbeiter sollte wissen, wer ihn zu administrativen Fragen betreut und wer bei IT-Fragen hilft; es ist nicht lustig, wenn zentrale Passwörter fehlen. Informieren Sie vorab das Umfeld zur Rolle des neuen Mitarbeiters und schaffen Sie Zeit und Gelegenheit, Kollegen kennen zu lernen. Für eine neue Projektleiterin ist es beispielsweise wichtig, die Stakeholder des Projektes kennen zu lernen; in die Projektsoftware kann sie sich immer noch einarbeiten.
Eine händisch organisierte Einarbeitung ist aufwändig und fehleranfällig. Nutzen Sie daher digitale Lösungen, um das Onboarding zu gestalten; diese gibt es auch für kleine und mittlere Unternehmen.
Unterstützen Sie den Lernprozess in der Einarbeitung. Nützlich sind kleinere Lerneinheiten zu Themen, die der Mitarbeiter für den Einstieg braucht. Weniger hilfreich sind umfangreiche oder schwer verständliche Lernprogramme, die der Mitarbeiter ohne Nachfragemöglichkeit durcharbeiten muss. Gute Learning Management-Systeme binden bewusst die interne Lerncommunity mit ein. So lassen sich Netzwerken und Lernen verbinden - ein optimaler Start.
Last but not least: seien Sie ehrlich, wenn etwas im Onboarding von Ihrer Seite nicht rund gelaufen ist - von erster Gehaltszahlung bis zu gegenseitigen Erwartungen. Realistische Ansagen stärken das Vertrauen von Anfang an; sie ermutigen auch den neuen Mitarbeiter, Unsicherheiten, Freude oder Frust anzusprechen.
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