Auspowern hilft niemandem

So takten Sie Ihren Arbeitstag sinnvoll

18.07.2017
Multitasking, häufige Unterbrechungen und Druck sorgen für Stress und mindern die Produktivität. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, wie ein Arbeitstag gestaltet werden sollte, damit optimale Ergebnisse erzielt werden, ohne die Gesundheit der Mitarbeiter zu gefährden.

Manel Baucells von der University of Virginia Darden School of Business zeigt in der Studie "It is time to get a rest", dass Manager gut daran täten ihren Mitarbeitern mehr Pausen zu geben. Gemeinsam mit seinem Co-Autor Lin Zhao von der Chinese Academy of Sciences in Peking zeigt Baucell, wie Arbeitsleistung am besten über den Tag verteilt wird, damit die Produktivität hoch und die Belastung der Beschäftigten gering ist.

Erst Vollgas, dann Ruhe, dann nochmal Vollgas

Mit einem intelligenteren Arbeitsrhythmus gähnen die Mitarbeiter immer noch - aber in den Pausen.
Mit einem intelligenteren Arbeitsrhythmus gähnen die Mitarbeiter immer noch - aber in den Pausen.
Foto: Pathdoc, Shutterstock

Um zu beurteilen, wie die Arbeitskraft am besten über einen Arbeitstag verteilt werden kann, entwickelten Baucells und Zhao ein Modell, das sich aus zwei Arten von Aufwandsmustern zusammensetzt, die durch die Art der Arbeit bestimmt werden. In Jobs, in denen die Arbeit angepasst werden kann, ist den Wissenschaftlern zufolge ein "analoges Hoch-Niedrig-Hoch-Leistungsmuster" der beste Weg ist, um Müdigkeit zu bewältigen.

"Die Idee ist, den Tag mit maximaler Intensität zu beginnen und zu beenden, es in der Mitte aber etwas ruhiger angehen zu lassen", sagt Baucells. "Für lange Arbeitstage sollten wir einen 'Marathon-Stil' anwenden: Die Dauer der maximalen Intensität muss kurz sein, und die Idee ist, ein moderates Tempo während des Tages zu halten."

Dieses Muster steht im Kontrast zu einem Teufelskreis, in dem sich viele Menschen befinden. Sie gehen nach einem "Niedrig-Mittel-Hoch-Muster" vor, das heißt sie fangen langsam an - vielleicht weil sie in der Nacht nicht viel geschlafen oder von einem Projekt ins nächste gestürzt sind - und sehen sich dann gezwungen, bis zum Abend ständig das Tempo zu erhöhen. Der nächste Tag beginnt wieder genauso, das Muster hält sich über längere Zeiträume.

Pausen lohnen sich für alle

Baucells und Zhao räumen ein, dass es Jobs gibt, in denen das Tempo nicht frei variiert werden kann. Angestellte, die eine Maschine führen oder die im Restaurant oder Einzelhandelsgeschäft auf das Kundenaufkommen reagieren müssen, oder die - wie in Prüfungssituationen - geistige Aufgaben mit konstant hoher Konzentration ausüben, müssen entweder 100 Prozent geben oder eine Pause machen. Halbe Leistung zu bringen, funktioniert hier nicht.

Für solch einen binären "Alles-oder-Nichts-Fall" zeigen die Wissenschaftler, dass während des Tages mehrere längere Pausen genommen werden sollten. "Solche Pausen bedeuten nicht, dass jemand unproduktiv ist. Sie sollten als Investitionen in die zukünftige Produktivität angesehen werden, weil sie tatsächlich der Ermüdung entgegenwirken", sagt Baucells.

Für Jobs, die dauerhaft höchste Konzentration erfordern, empfehlen Baucells und Zhao bei einem angenommenen Zehn-Stunden-Tag folgende Leistungsverteilung: Zwei Stunden arbeiten, dann eine 45-minütige Pause, danach 105 Minuten arbeiten, dann wieder eine 45-minütige Pause, dann weitere 105 Minuten arbeiten und dann eine weitere 45-minütige Pause machen und den Tag mit zwei weiteren Arbeitsstunden beenden. Nach diesem Plan sinkt die Gesamtarbeitszeit auf sieben Stunden und 30 Minuten.

Google macht's richtig

Baucells sagt: "Die Ermüdung zu verringern maximiert die Produktivität, senkt die Kosten für die Leistungssteigerung, erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit, verringert die Fluktuation und Fehlzeiten und erhöht letztlich die Gewinne." Google habe diese Lektion bereits verstanden. Der Internet-Gigant gestalte das Arbeitsumfeld angenehm, fördere spaßige Ablenkungen, ermutige dann aber auch zu längeren Arbeitsphasen. (hv)