Jeder 20. Arbeitnehmer in Deutschland war 2015 in Deutschland wegen eines psychischen Leidens krankgeschrieben. Das ist dem DAK-Psychoreport zu entnehmen. Das Ausmaß des arbeitsbedingten Stresses in den Unternehmen ist damit aber bei Weitem noch nicht abgedeckt. Denn was die Studie nicht erfasst, ist das Phänomen des Präsentismus: Mitarbeiter, die sich trotz stressbedingter Krankheiten zum Job schleppen. Die anwesend sind, aber nicht wirklich leistungsfähig. Die immer weiter machen, sich Anwesenheitspflicht verordnen, obwohl sie krank sind - was häufig zum Burnout führt. Den Unternehmen entstehen damit erhebliche Produktivitätsverluste. Laut Studien übersteigen die Kosten für Präsentismus die Kosten durch krankgemeldete Mitarbeiter um das Zehnfache.
Wenn die Unternehmen ihre Leistungsfähigkeit erhalten wollen, müssen sie jetzt handeln! Sie sind sogar dazu verpflichtet: Das Arbeitsschutzgesetz schreibt seit geraumer Zeit vor, dass alle Unternehmen ab einem Mitarbeiter eine Beurteilung der psychischen Gefährdung ihres Personals am Arbeitsplatz vornehmen müssen. Jedoch: Viele Unternehmen wissen nicht, wie sie die Aufgabe angehen sollen. Wie können sie ihre Mitarbeiter effektiv vor Stress bewahren und ihre Leistungsfähigkeit erhalten?
Analyse machen: Wo kommt der Stress her?
Eines ist klar: Der Obstkorb am Arbeitsplatz, Partnerschaftsangebote mit Fitness-Studios, flexible Arbeitszeiten, Vorträge zum Stressmanagement und dergleichen - also klassische Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements - reichen zur Stressprävention nicht aus. Wer als Arbeitgeber Stress wirksam bekämpfen und vorbeugen will, muss zunächst eine Analyse machen. Er muss in Erfahrung bringen, wo der Stress genau herkommt.
Störfaktoren in Arbeitsprozessen beseitigen
Dabei - und das schreibt die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen vor - muss unter anderem die Arbeitsorganisation unter die Lupe genommen werden. Welche Störfaktoren gibt es? Umständliche Prozesse beispielsweise führen häufig dazu, dass Projekte unnötig lange dauern. Auch halten sich Mitarbeiter häufig viel zu lange mit Aufgaben auf, die gar nicht zu ihrem eigentlichen Tätigkeitsgebiet gehören. Oder ständige IT-Probleme behindern ihre Arbeit und ähnliches. Oft sind es viele "Kleinigkeiten", die jedoch in ihrer Summe einen erheblichen Teil der Arbeitszeit der Mitarbeiter einnehmen - und diese außerdem enorm frustrieren. Wer hier optimiert, hat schon Einiges gewonnen!
Arbeitsumgebung "entstressen"
Wichtig zudem: Räumlichkeiten und Ausstattung müssen auf Störungsanfälligkeit und individuelle Gestaltungsspielräume überprüft werden. Kann der Mitarbeiter in Ruhe seine Arbeit erledigen? Oder gibt es ständig Unterbrechungen, weil etwa zu viele Kollegen auf zu kleinem Raum sitzen? Sind angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten für die Pausen vorhanden? Auch dauerhafte als unangenehm empfundene Geräusche, Gerüche und Beleuchtung können starke Stressoren sein.
Veränderungen kommunizieren
Change-Maßnahmen in Unternehmen sind mit die häufigsten Ursachen für arbeitsbedingten Stress. Das liegt daran, weil sie häufig zu kurzfristig und nicht umfassend verkündet werden. Daher gilt: Transparenz über langfristige strategische Pläne bieten. Das ermöglicht den Mitarbeitern, sich mental auf die Veränderungen einzustellen. Dabei sollten auch Kontext und Ziel der Veränderungen kommuniziert werden. Denn nicht selten entwickeln Mitarbeiter schon deshalb einen inneren Widerwillen bei Veränderungen im Unternehmen, weil sie deren Sinn nicht wirklich verstehen.
- Platz 8: Programmierer
Programmierer sehen sich ähnlichen Anforderungen ausgesetzt wie Software-Entwickler - allerdings schreiben, testen und codieren sie die Applikationen und Software, die von den Entwicklern erarbeitet wurde. Erstaunlicherweise werden am Markt laut dem amerikanischen Bureau of Labour Statistics (BLS) immer weniger Programmierer gesucht. - Platz 7: Software-Entwickler
Die Aufgabe eines Software-Entwicklers ist es, Computer-Programme zu entwickeln. Dabei sollte er im Idealfall seine Deadlines einhalten, Kunden zufriedenstellen und die Erwartungen seines Unternehmens an die Software-Entwicklung erfüllen. Die Nachfrage nach diesem Jobprofil wird sich bis 2024 laut BLS um 17 Prozent erhöhen. Auch das macht den Job als Software-Entwickler stressiger. - Platz 6: IT-Service-Techniker
Mit dem technologischen Aufschwung wächst der Bedarf an Service-Technikern, die Computer und andere Devices am Arbeitsplatz am Leben halten. Es ist also wenig überraschend, dass der Beruf des IT-Service-Technikers unter den acht stressigsten IT-Jobs vertreten ist. - Platz 5: Data Scientist
Die "Datenwut" greift ja bereits seit längerem um sich. Viele Unternehmen suchen daher händeringend nach Daten-Spezialisten, finden aber keine (oder nur wenige) geeigneten Kandidaten. Die wenigen, die bereits eine solche Position innehaben, haben entsprechend viel zu tun. - Platz 4: Netzwerk-Administrator
Der Job des Netzwerk- und System-Administrators erfreut sich zwar keiner wachsenden Beliebtheit (BLS: minus 8 Prozent bis 2024) - gehört aber trotzdem zu den stressigsten IT-Jobs. Kein Wunder, schließlich ist der arme Kerl mit diesem Titel auf der Visitenkarte für den gesamten Netzwerkverkehr eines Unternehmens verantwortlich. - Platz 3: IT-System-Analyst
System-Analysten sind dafür zuständig, die IT-Systeme und -Prozesse eines Unternehmens zu untersuchen. Ihr Ziel: maximale Effizienz. Der Job ist an sich schon mit einem ausgeprägtem Stress-Level gesegnet - durch den Technologie-Eifer der Digitalisierungs-Ära erhält der Stressfaktor allerdings noch einmal einen deutlichen Boost. - Platz 2: Technischer Redakteur
Der Beruf des technischen Redakteurs wird laut BLS im Laufe der nächsten acht Jahre zunehmend beliebt (Wachstum bis 2024: 27 Prozent). Die Hauptaufgabe des technischen Redakteurs besteht in der engen Zusammenarbeit mit Entwicklern, auf deren Basis technische Dokumentationen, Fachartikel, Tutorials oder Bedienungsanleitungen entstehen. - Platz 1: Web-Entwickler
Entwickler von Web-Anwendungen haben den stressigsten Job der IT-Branche. Aber auch den von den Unternehmen am meisten nachgefragten - mehr als jeder vierte Personaler ist laut BLS jetzt oder in den kommenden Jahren auf der Suche nach Fachkräften.
Transparenz und Orientierung bieten
Auch sonst müssen Arbeitgeber sich die Frage stellen, ob sie ihren Mitarbeitern ausreichend Orientierung bieten. Menschen brauchen Ziele im Job und Transparenz bei ihren Aufgaben! Realistische Zielvereinbarungsgespräche, die nicht nur Ziele vorgeben, sondern auch die Möglichkeiten aufzeigen, diese Ziele zu erreichen, dienen somit ebenfalls zur Stressprävention. Sie helfen dem Mitarbeiter, zu erkennen, was von ihm erwartet wird. So kann er auch besser einen Sinn bei seiner Arbeit finden. Gleichzeitig profitiert er von mehr Eigenverantwortung, was ganz wesentlich ist. Denn wer wenig Einfluss auf die eigenen Tätigkeiten hat, sich oft fremdbestimmt fühlt, empfindet seine Arbeitssituation in der Regel als belastend.
Regelmäßig wertschätzendes Feedback geben
Neben Zielvereinbarungsgesprächen sind regelmäßige konstruktive Feedback-Runden maßgebend für die Motivation der Mitarbeiter. Wichtig dabei: eine wertschätzende Kommunikation. Individuellem Engagement sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden - etwa indem man die Leistung im Team-Meeting erwähnt, dem Mitarbeiter Gelegenheit gibt, seinen Beitrag zu erläutern oder diesen in Präsentationen kenntlich macht. Auch Vorschlagswesen sowie Foren für spezifisches Fachwissen, wo Mitarbeiter sich einbringen können, motivieren.
Teamarbeit und Kollegialität stärken
Viele Mitarbeiter können den Stress im Büro nur deshalb ertragen, weil sie ein gutes Verhältnis zu ihren Kollegen haben. Hakt es jedoch mit der Zusammenarbeit, herrscht kein Vertrauen untereinander oder kommt es gar zu Ausgrenzung und Mobbing von Personen, sind die psychischen Belastungen umso größer. Maßnahmen zum Teambuilding, Betriebsausflüge und dergleichen helfen, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu steigern. Auch regelmäßige Meetings, bei denen nicht nur Projekte, sondern auch Unstimmigkeiten im Team - am besten angeleitet durch einen Moderator - besprochen werden, sind sinnvoll.
Augenmerk auch auf persönliche Stressantreiber legen
Stress ist immer auch eine sehr persönliche Sache. Schließlich geht jeder anders mit Arbeitsbelastungen um: Jeder Mitarbeiter verfügt über eigene Ressourcen zur Stressbewältigung. Und jeder hat auch seine eigenen inneren Muster und Dynamiken, die bereits vorhandenen Stress noch verstärken. Für die Unternehmen bedeutet das: Sie müsse ihren Mitarbeiter darin unterstützen, sich über ihrer persönlichen stresssteigernden Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster bewusst zu werden. Das gleiche gilt für resiliente, stressauflösende Fähigkeiten. Natürlich ist das keine einfache Aufgabe. Aber mittels Persönlichkeits- und Stressanalyse-Tools kombiniert mit Coaching ist das möglich - und wichtig: Denn wirksame Stressbewältigung bedeutet nie nur Verhältnisse zu ändern, sondern immer auch Verhalten!