Nach der Krise

So kommt Ihre Karriere in Schwung

07.03.2011
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Augen offen halten

Um die Karriereleiter zu erklimmen, braucht es allerdings nicht immer einen großen Konzern im Rücken. Zeigen Sie Eigeninitiative, seien Sie mobil, blicken Sie über den eigenen Tellerrand. Warum nicht mal etwas vom geschätzten Kollegen abgucken oder sich einen Förderer im Betrieb suchen? Auch eigene Netzwerke zu spinnen, ist meist leichter als gedacht. "Einfach mittags die Stulle nicht alleine im eigenen Büro essen, sondern rausgehen und die Augen offen halten", rät Karriereberaterin Ute Bölke aus Wiesbaden. Leute, die das eigene Weiterkommen vorantreiben könnten, trifft man etwa auf Konferenzen oder am Kaffeeautomaten, in den Raucherbereichen oder im firmeneigenen Fitnessstudio.

Alternativen finden

Und wenn der Weg nach oben momentan versperrt ist, braucht man nicht gleich an sich zu zweifeln. "Statt sich frustrieren zu lassen, hilft es, sich Zwischenschritte oder Alternativen zu suchen", so Bölke. Ambitionierte Angestellte können beispielsweise ein Projekt übernehmen, ein Team leiten, einer Arbeitsgruppe oder einem Branchenverband beitreten, Vorträge halten oder an einen anderen Firmenstandort wechseln.

Oder man absolviert eine Fortbildung. In einer IHK-Umfrage unter 11.000 Absolventen von diversen Weiterbildungsprüfungen gaben 70 Prozent an, anschließend aufgestiegen zu sein. Wie wär's also mit dem Projekt-Management-Seminar, mit einer Itil-Zertifizierung, einem Crashkurs in Business English?

Auch Dell hat viele Kurse besucht, um dorthin zu kommen, wo sie ist. Und sie musste reichlich Mobilität beweisen - genauer gesagt fünf Städte in vier Jahren: Bielefeld, Hannover, Frankfurt, Budapest, Darmstadt. Entspannt zurücklehnen kann sie sich dennoch nicht. "Das IT-Umfeld und die Unternehmenskultur entwickeln sich so rasant", sagt sie, "da hört die Weiterentwicklung nie auf."

Überholspur statt Sackgasse

Jürgen Lürssen: "Niemand sollte darauf warten, entdeckt zu werden."
Jürgen Lürssen: "Niemand sollte darauf warten, entdeckt zu werden."
Foto: Jürgen Lürssen, Uni Lüneburg

Jürgen Lürssen, BWL-Professor an der Universität Lüneburg und Autor (Die heimlichen Spielregeln der Karriere: Wie Sie die ungeschriebenen Gesetze am Arbeitsplatz für Ihren Erfolg nutzen, Campus Verlag, 2010) erklärt, wie man aus der gefühlten Sackgasse im Job wieder herauskommt.

  1. Initiative ergreifen. Niemand sollte darauf warten, entdeckt zu werden. Jeder ist für die eigene Performance selber verantwortlich. Manche Leute werden deshalb nicht mehr gefördert, weil ihnen einfach nicht mehr Karrierepotenzial zugetraut wird. Anderen fehlen wichtige Voraussetzungen, um weiterzukommen - zum Beispiel Mobilität, Führungstalent oder Biss. In wieder anderen Mitarbeitern steckt mehr - doch sie können es nicht richtig zeigen. Auch sie stecken dann zeitweilig in einer gefühlten Sackgasse.

  2. Zielgruppe erkennen. Der direkte Vorgesetzte ist immer die Schlüsselfigur für die eigene Karriere. Er ist der Kunde für die Arbeitsleistung seiner Mitarbeiter. Und wenn der Kunde nicht zufrieden ist, muss der Mitarbeiter dafür sorgen, dass sich das ändert. Dazu sollte er herausbekommen, auf welche Dinge der Vorgesetzte Wert legt. Und in diesen Dingen sollte er Höchstleistungen an-streben. Andere Bereiche kann er ruhig vernachlässigen.

  3. Schönwetter machen. Ein gutes persönliches Verhältnis zum Chef ist wichtiger, als viele denken. Wenn der Boss einem Mitarbeiter wohl gesonnen ist, wird er dessen Arbeitsleistung viel eher schätzen. Das war schon zu Schulzeiten so. Denken Sie an die Lieblingsschüler des Lehrers. Der Trick besteht darin, sich gut mit ihm zu stellen, ohne dass er es als Schleimen ansieht. Denn viele Chefs reagieren allergisch auf Einschleimversuche.

  4. Neustart wagen. Wer gar nicht mit seinem Chef klar kommt, sollte sich einen anderen suchen. Denn nur so wird man beweisen können, was in einem steckt. In großen Unternehmen kann man sich oftmals in eine andere Abteilung bewerben. Falls man gleichzeitig das Arbeitsgebiet wechseln will, könnte man ebenfalls innerhalb der Firma fündig werden. Ansonsten sollte man das Unternehmen wechseln und dort die eigenen Potenziale unter Beweis stellen.