Satya Nadella vs. Steve Ballmer

So gut ist Satya Nadella als Microsoft-CEO

24.02.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
In seinem ersten Jahr als CEO von Microsoft hat Satya Nadella vieles richtig gemacht. Den einen oder anderen Lapsus verzieh man dem jungenhaft wirkenden Inder schnell. Doch jetzt sind die Weichen gestellt, und der Manager muss beweisen, ob es ihm gelingt, den Konzern sicher durch einen sich rasant wandelnden Markt zu steuern. Gemessen wird er an seinen Vorgängern Steve Ballmer und Bill Gates.

Es war keine einfache Ausgangssituation für Microsoft vor gut einem Jahr. Das weltweite PC-Geschäft steckte in einer tiefen Krise. Quartal für Quartal waren die Absatzzahlen immer wieder eingebrochen, teilweise sogar im zweistelligen Prozentbereich. Damit erodierte auch die Basis für die beiden wichtigsten Umsatzträger des weltgrößten Softwarekonzerns vor sich hin: Windows und Office. Hinzu kam, dass Microsoft mit seinem starken Fokus auf das PC-Geschäft den Anschluss in boomenden Märkten wie beispielsweise dem Smartphone- und Tablet-Business schlichtweg verpasst hatte. Versuche, mit Windows Phone nachträglich einen Fuß in die Tür zu bekommen, misslangen.

Den Ton im rasant wachsenden Geschäft mit mobilen Devices gaben andere Hersteller an: Apple mit seinen iPhones, iPads und der eigenen iOS-Plattform sowie Google mit seinem Android-System und einer ganzen Reihe von Herstellern wie Samsung, HTC und LG, die auf der Mobile-OS-Plattform des Suchmaschinenspezialisten aufbauen.

Zu den tiefgreifenden Veränderungen im Geschäft mit mobilen Endgeräten kamen weitere Verschiebungen in den weltweiten IT-Märkten, die dem Softwarehersteller aus Redmond zu schaffen machten. Die Anwender begannen, IT-Infrastruktur, Plattformen und Softwarelösungen aus dem Internet zu nutzen und im Abonnement zu bezahlen. Die aufkommenden Cloud-Dienste stellten das Geschäft aller großen und kleinen Softwarehersteller, die bis dato ihr Geld im klassischen Lizenz- und Wartungsgeschäft vedient hatten, auf eine völlig neue Basis.

Ballmer stand für das alte Microsoft

Alle Zeichen im Markt standen also auf Veränderung. Es war durchaus nicht so, dass die Verantwortlichen in der Microsoft-Zentrale die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. Nadellas Vorgänger Steve Ballmer hatte 2012 das Motto "Devices and Services" ausgegeben. Mit dem 7,2 Milliarden Dollar teuren Kauf von Nokias Endgerätesparte, den Ballmer eingefädelt hatte und der unter seinem Nachfolger im April 2014 abgeschlossen wurde, sollte das eigene Device-Geschäft angekurbelt und ein Gegengewicht zu Apple, Samsung und Co. geschaffen werden. Mitte 2013 verkündete Ballmer zudem eine neue organisatorische Aufstellung der verschiedenen Geschäftsbereiche. Doch der Neuanfang wollte nicht so recht in Schwung kommen.

Steve Ballmer verkörperte das "alte Microsoft".
Steve Ballmer verkörperte das "alte Microsoft".
Foto: Microsoft

Die fehlende Dynamik lag sicher auch an der Person Ballmers, der weiter das "alte Microsoft" verkörperte. Die Stimmen wurden immer lauter, die auch personell an der Spitze des Konzerns einen Neuanfang forderten. Und dann ging es vergleichsweise zügig für einen Softwarekonzern, der in seiner bis dato 38 Jahre zählenden Firmengeschichte lediglich zwei CEOs auf seinem Chefsessel gesehen hatte: Gründer Bill Gates und seit Anfang 2000 Steve Ballmer. Dieser erklärte im August 2013 seinen Rückzug. Anfang Februar 2014 wurde Satya Nadella zu seinem Nachfolger gekürt und als dritter CEO von Microsoft inthronisiert.