Karriere in der SAP-Beratung

So gelingen die großen Gehaltssprünge

22.09.2023
Von 
Lilian Loke ist Senior PR-Beraterin bei Web&Tech PR.

Unternehmen wünschen sich loyale Mitarbeiter

Denn wechselt eine Fachkraft ihre Stelle zu häufig, führt dies zu einem unruhigen Lebenslauf, der sich schließlich negativ auf die weitere Stellensuche und das Gehalt auswirken kann: "Unternehmen wünschen sich natürlich Fachkräfte, die längerfristig bei ihnen bleiben", erklärt Biber.

Thomas Biber, Personalberater: „Topverdiener sind keine Vielwechsler.“
Thomas Biber, Personalberater: „Topverdiener sind keine Vielwechsler.“
Foto: Biber & Associates

"Bei vielen Wechseln im Lebenslauf sind hohe Gehaltsforderungen dem potenziellen neuen Arbeitgeber irgendwann nur noch schwer vermittelbar. Denn weshalb sollte ein Unternehmen ein hohes Gehalt zahlen, wenn ein Mitarbeiter nach einem aufwendigen und teuren Rekrutierungsprozess ohnehin schnell wieder kündigt. Je kürzer die Abstände und häufiger die Wechsel im Lebenslauf, desto schwächer ist die Verhandlungsstärke."

Minuspunkt veraltetes Wissen

Neben einer unruhigen Vita zählen fachliche Schwächen oder veraltetes Wissen zu den Hauptgründen, die sich negativ auf das Gehalt auswirken. "Wenn ein Entwickler beispielsweise kein ABAB Objects oder keine neuen Themen wie UI5 oder Fiori oder Entwicklungen im S/4HANA-Umfeld abdeckt, sind keine große Gehaltsprünge zu erwarten", führt Biber aus.

Um einen Wechsel gut vorzubereiten, empfiehlt Biber Fachkräften, sich genau über ihre Wechselmotivation klarzuwerden, damit sie diese dem möglichen Arbeitgeber nachvollziehbar darlegen können. Auch sollten sie sich über ihre eigenen Rahmenbedingungen klar werden: etwa, wie geographisch flexibel und reisebereit sie sind, ob sie sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren wollen, in eine größere oder kleinere Firma oder vom Consultinghaus ins Anwenderunternehmen wechseln möchten.

Gehalt sollte nicht wichtigster Wechselgrund sein

"Gehalt ist natürlich ein berechtigter Grund für den Wechsel, jedoch sollte dieser im Vorstellungsgespräch immer eine untergeordnete Rolle spielen", so Biber. "Nennt etwa ein Bewerber das Gehalt als Wechselgrund, wenn er sich bei einem Unternehmen in der Schweiz bewirbt, kommt dies erfahrungsgemäß überhaupt nicht gut an.

Die Motivation sollte sich eher auf die fachliche Weiterentwicklung, das Interesse am Unternehmen und die Vorteile des Standorts wie Lebensqualität und Freizeitmöglichkeiten konzentrieren. Anschließend kann man natürlich anmerken, dass man gehaltlich keinen Rückschritt machen möchte."

Fallstrick Firmenwagen: Das eigene Gehalt genau ermitteln …

Zudem sollten Fachkräfte vor einem Wechsel genau ermitteln, wie viel sie derzeit verdienen, inklusive aller Zusatzleistungen wie Firmenwagen, Altersvorsorge und ähnlichem, um bei der Stellensuche sicherzustellen, dass sie anschließend auch finanziell besser dastehen.

"Tatsächlich wissen manche Fachkräfte gar nicht genau, wieviel sie wirklich verdienen", erläutert Biber. "Beim Wechsel zu einer neuen Position sind insbesondere Firmenwagen eine gefährliche Falle. Denn diese müssen als geldwerter Vorteil versteuert werden. Vielen Fachkräften ist gar nicht bewusst, was das genau ausmacht.

Sie erhalten ein Angebot inklusive Firmenwagen, freuen sich, da sie bisher keinen hatten, und erfahren später über ihren Steuerberater, welche zusätzlichen steuerlichen Belastungen anfallen. Dann stellen sie fest, dass sie, um sich finanziell zu verbessern, noch mehr verdienen müssen. Doch Nachverhandlungen sind dann nur noch schwierig abbildbar."

… inklusive den variablen Gehaltsanteilen

Auch Home-Office sei laut Biber nicht zu unterschätzen. Denn hierdurch ist eine Fachkraft zum Beispiel zwei Stunden weniger täglich unterwegs und hat weniger Anreisekosten. Daher sollte man sowohl die zeitliche Ersparnis als auch die finanziellen Kosten miteinbeziehen und alles genau durchrechnen, um einen Vergleich zur künftigen Stelle zu haben.

Gleiches gilt für die Konditionen bezüglich der variablen Gehaltsanteile der jeweilen Position: "Variable Gehaltsanteile sind hauptsächlich in Consultinghäusern die Regel", erklärt Biber. "Der variable Anteil kann hier bei bis zu 20 bis 30 Prozent liegen.

Jedoch gibt es auch Beratungshäuser, die einen hohen Fixanteil zahlen und bei denen der erfolgsbasierte variable Anteil nur drei bis fünf Prozent ausmacht, weil ein hoher variabler Anteil bei manchen Bewerbern nicht gern gesehen ist. Im Inhouse-Bereich liegt der variable Gehaltsanteil selten über 10 bis 15 Prozent und betrifft in der Regel hauptsächlich Führungskräfte."

Was sind realistische Gehaltsforderungen?

"Es ist ein Fehler zu denken, wenn man mit einer hohen Gehaltsforderung in die Verhandlung geht, trifft man sich schon in der Mitte", so Biber. "Denn bei zu hohen Forderungen wird ein theoretisch passender Bewerber erst gar nicht eingeladen, da das Unternehmen fürchtet, dass er aufgrund Demotivation rasch wieder abspringt, weil seine Gehaltswünsche nicht erfüllt werden können."

Bewerber sollten deshalb mit einer realistischen Größenordnung in die Gehaltsverhandlungen gehen und darüber informiert sein, was in der eigenen Branche für ihr Themengebiet bezahlt wird. Gegebenenfalls können sie sich hierfür externen Rat holen, indem sie einen Headhunter hinzuziehen.

"Von klarem Vorteil ist, wenn der Personalberater selbst ehemals in der SAP-Beratung tätig war. Bewerber sollten Recherche betreiben, welche Personalberatung auf das eigene Thema spezialisiert ist und sich mit den örtlichen Begebenheiten gut auskennt", so Biber. "Seriöse Headhunter managen die Erwartungshaltungen beider Parteien, welche Vorstellungen jeweils realistisch sind."

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