Auswahlkriterien für ERP-Software

So finden Sie das ideale ERP-System

11.01.2012
Von 
Karsten Sontow ist Vorstand der Trovarit AG in Aachen.

Je älter die Technik, desto reifer die Funktionen

Ein umfangreiches und ausgefeiltes Funktionsangebot basiert auf langjähriger Erfahrung. Die Ausgestaltung und Optimierung der Funktionen, auf welcher technologischen Grundlage auch immer, kosten jedoch Aufwand. Die Anbieter benötigen also Zeit, um entsprechende funktionale Unterstützung in den zahlreichen ERP-Produkten am Markt umzusetzen. Es überrascht also nicht, dass viele ERP-Systeme, die ein besonders umfangreiches und ausgereiftes Funktionsangebot im Standard aufweisen, im Kern auf einer älteren Softwaretechnologie basieren.

Die wenigsten Hersteller versuchen und schaffen es, ein reifes ERP-System auf einen Schlag neu zu erschaffen und vom Kern bis zur Oberfläche auf eine moderne, technologische Grundlage zu stellen. In vielen Fällen wäre ein solcher Versuch vor dem Hintergrund des zu erwartenden Aufwands sowie der Risiken weder verantwortlich noch wirtschaftlich. Ausgereifte Funktionen finden sich also bei "reiferen" Systemen. Ein Testvergleich von ERP-Systemen kann daher auch sehr hilfreich sein.

Flexibilität geht zulasten der Funktionalität

Aber welchen Einfluss hat dieser Umstand auf die Flexibilität? Die Flexibilität der jeweiligen Systeme hängt im Wesentlichen von den ERP-Konzepten, also den zugrunde liegenden Techniken sowie Systemarchitekturen ab. Darüber hinaus spielen Betreibermodelle und die Verfügbarkeit geeigneter Anpassungswerkzeuge für Administratoren und Anwender eine Rolle.

Die technologischen und architektonischen Grundlagen für eine hohe Flexibilität der ERP-Software basieren auf jüngeren Gestaltungskonzepten (u.a. Plattformunabhängigkeit, Collaboration, Prozess- und Serviceorientierung). Welche Freiheiten bei der Anpassung an individuelle Anforderungen und Prozesse bestehen, ergibt sich also in besonderem Maße aus der zugrunde liegenden Technologie und damit Alter eines Systems. Dies gilt insbesondere, wenn auch der Folgeaufwand von Anpassungen bei Updates und Release-Wechseln berücksichtigt wird.

Heutzutage müssen Anwenderunternehmen also noch mit der Tatsache leben, dass sehr flexible Systeme in der Regel kein so umfassendes Funktionsspektrum anbieten und Systeme mit sehr ausgereiftem Funktionskatalog zu einer geringeren Flexibilität neigen.