Je älter die Technik, desto reifer die Funktionen
Ein umfangreiches und ausgefeiltes Funktionsangebot basiert auf langjähriger Erfahrung. Die Ausgestaltung und Optimierung der Funktionen, auf welcher technologischen Grundlage auch immer, kosten jedoch Aufwand. Die Anbieter benötigen also Zeit, um entsprechende funktionale Unterstützung in den zahlreichen ERP-Produkten am Markt umzusetzen. Es überrascht also nicht, dass viele ERP-Systeme, die ein besonders umfangreiches und ausgereiftes Funktionsangebot im Standard aufweisen, im Kern auf einer älteren Softwaretechnologie basieren.
Die wenigsten Hersteller versuchen und schaffen es, ein reifes ERP-System auf einen Schlag neu zu erschaffen und vom Kern bis zur Oberfläche auf eine moderne, technologische Grundlage zu stellen. In vielen Fällen wäre ein solcher Versuch vor dem Hintergrund des zu erwartenden Aufwands sowie der Risiken weder verantwortlich noch wirtschaftlich. Ausgereifte Funktionen finden sich also bei "reiferen" Systemen. Ein Testvergleich von ERP-Systemen kann daher auch sehr hilfreich sein.
- Sieben ERP-Produkte im Vergleich
Der Contest, in dem alle Produkte einen Parcour mit acht Testszenarien durchlaufen musste, hat die Stärken und Schwächen der jeweiligen Produkte offenbart. Hier finden Sie eine kurze Zusammenfassung. - APplus von der Asseco Germany AG
Der ERP-Anbieter Asseco hat seine Software-Suite APplus ins Rennen geschickt. Sie richtet sich an Anwender aus den Branchen Produktion, Dienstleistung, Service und Großhandel. - APplus
Stärken <br> + praxisnah<br> + gute Benutzerführung<br><br> Schwächen<br> - Definition des Kalkulationsschemas mit Skripten ist umständlich<br> - Rechnungswesen nur funktional integriert - Canias ERP von der Industrial Application Software GmbH
Das betriebswirtschaftliche Standardpaket Canias ERP von Industrial Application Software ist für mittelständische Anwender vorgesehen. - Canias ERP
Stärken<br> + moderne Architektur<br> + kompakt konstruiert<br><br> Schwächen<br> - Web Shop fehlt<br> - in manchen Abläufen eher etwas konventionell - Epicor 9 von der Epicor Software Deutschland GmbH
Epicor wirbt für seine gleichnamige Softwarelösung mit einer flexiblen und kollaborativen Architektur. - Epicor 9
Stärken<br> + SOA-basierend<br> + Multi-Site-System<br><br> Schwächen<br> - manche Abläufe müssen erst individuell eingerichtet werden - M3 von der Lawson Software Deutschland GmbH
Lawson Software war mit dem ERP-Produkt M3 vertreten. Die Lösung lässt sich um viele Branchenlösungen ergänzen. - M3
Stärken<br> + „echtes“ Multi Site-System<br> + Navigation und Benutzerführung<br><br> Schwächen <br> - in manchen Abläufen eher konventionell<br> - PLM wurde nicht vorgestellt - Microsoft Dynamics AX von der Inway Systems GmbH
Microsoft mischt seit geraumer Zeit mit Dynamics AX den ERP-Markt auf. Im Contest wurde die Lösung vom IT-Partner Inway Systems vorgestellt. - Microsoft Dynamics AX
Stärken<br> + Flexibilität bei der Individualisierung<br> + international einsetzbar<br><br> Schwächen<br> - manche Funktionen sind nur im Prinzip vorhanden - SAP ERP von der T.CON GmbH & Co. KG
SAP stellt den Klassiker im ERP-Geschäft. Beim Contest trat der SAP-Partner T.CON an und präsentierte die ERP-Lösung. - SAP ERP
Stärken<br> + vollständige, umfassende, integrierte Lösung<br> + übersichtliche Benutzeroberfläche<br><br> Schwächen<br> - wirkt in manchen Abläufen etwas aufwändig<br> - Projekt-Management operiert etwas isoliert - Semiramis Comarch ERP Enterprise von der SteinhilberSchwehr AG
Semiramis ist eine etablierte ERP-Lösung von Comarch. Präsentiert und installiert wurde sie vom IT-Dienstleister SteinhilberSchwehr. - Semiramis Comarch ERP Enterprise
Stärken<br> + gute Navigation über Vorgangsketten<br> + unmittelbare Einbindung der Geschäftspartner<br><br> Schwächen<br> - Rechnungswesen wurde nicht vollständig präsentiert<br> - teilweise sehr konventionelle Prozessabläufe
Flexibilität geht zulasten der Funktionalität
Aber welchen Einfluss hat dieser Umstand auf die Flexibilität? Die Flexibilität der jeweiligen Systeme hängt im Wesentlichen von den ERP-Konzepten, also den zugrunde liegenden Techniken sowie Systemarchitekturen ab. Darüber hinaus spielen Betreibermodelle und die Verfügbarkeit geeigneter Anpassungswerkzeuge für Administratoren und Anwender eine Rolle.
Die technologischen und architektonischen Grundlagen für eine hohe Flexibilität der ERP-Software basieren auf jüngeren Gestaltungskonzepten (u.a. Plattformunabhängigkeit, Collaboration, Prozess- und Serviceorientierung). Welche Freiheiten bei der Anpassung an individuelle Anforderungen und Prozesse bestehen, ergibt sich also in besonderem Maße aus der zugrunde liegenden Technologie und damit Alter eines Systems. Dies gilt insbesondere, wenn auch der Folgeaufwand von Anpassungen bei Updates und Release-Wechseln berücksichtigt wird.
Heutzutage müssen Anwenderunternehmen also noch mit der Tatsache leben, dass sehr flexible Systeme in der Regel kein so umfassendes Funktionsspektrum anbieten und Systeme mit sehr ausgereiftem Funktionskatalog zu einer geringeren Flexibilität neigen.