Ein frisch installiertes System startet schnell und reagiert flink. Einige Updates und Software-Neuinstallationen später scheint Windows jedoch immer langsamer zu werden. Ob es sich nur um einen subjektiven Eindruck handelt, lässt sich auf mehreren Wegen herausfinden.
Mit geeigneten Tools ermitteln Sie die Startzeiten und entfernen Systembremsen. Führen Sie die Messungen durch, bevor und nachdem Sie etwas am System ändern. Sie sehen dann, welchen Erfolg die Maßnahmen hatten.
Auch wenn Windows bereits den Desktop zeigt, ist der Startvorgang meist noch nicht abgeschlossen. Das System ist häufig noch nicht für Benutzereingaben bereit, es reagiert nicht auf Mausklicks oder erst mit einer deutlichen Verzögerung. Wie schnell Windows bereit ist, hängt von den Programmen ab, die Windows nach der Anmeldung automatisch startet. Um das System zu beschleunigen, sollte man die Anzahl der Autostart-Programme reduzieren.
Es ist besonders lästig, wenn man nur mal schnell im Webbrowser etwas nachsehen möchte und Windows sich ausgerechnet da mit der Update-Installation beschäftigt. Das lässt sich vermeiden, indem man die Installation von Updates vorübergehend aussetzt. Oder man startet den PC über einen Timer oder das Netzwerk. Dann ist er bereit, wenn man ihn benötigt.
1. Windows-Startzeit herausfinden
Im Ereignisprotokoll verzeichnet Windows die Zeiten für den Systemstart und das Herunterfahren. Das Protokoll lässt sich über einen rechten Mausklick auf die Schaltfläche des Startmenüs und die Auswahl von "Ereignisanzeige" aufrufen. Gehen Sie auf "Anwendungs- und Dienstprotokolle -› Microsoft -› Windows -› Diagnostics-Performance -› Betriebsbereit".
Im mittleren Bereich des Fensters sehen Sie die Ereignisse, die beim Starten und Herunterfahren von Windows auftreten. Ereignis- IDs zwischen 100 und 199 beziehen sich auf Startvorgänge, ab 200 auf das Herunterfahren. Sie sehen bei den IDs 100 und 200 im unteren Bereich hinter "Startdauer" und "Dauer des Herunterfahrens" die benötigte Zeit in Millisekunden.
Die IDs von 101 bis 199 geben Ihnen weiterführende Hinweise auf den betroffenen Bereich. Der Klick auf eine Meldung zeigt unter "Allgemein" eine kurze Beschreibung des Problems sowie den Namen der Software, die die Verzögerung verursacht hat. Wenn ein Problem beim Herunterfahren auftritt, vermerkt Windows das mit IDs von 201 bis 299.
Windows 10 oder 11: Wer ist schneller? Windows 11 unterscheidet sich von Windows 10 vor allem bei der optischen Gestaltung des Desktops und einiger Apps. Die technische Basis ist bei beiden Systemen ähnlich. Windows 11 bietet jedoch ein verbessertes Speichermanagement und priorisiert aktive Apps. Virtual Based Security (VBS) soll für mehr Sicherheit durch die Isolation von Prozessen sorgen, damit das System besser vor Schadsoftware geschützt ist. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass Windows 11 offiziell neuere Prozessoren und TPM benötigt. Die meisten Leistungstests zeigen kaum Unterschiede zwischen Windows 10 und 11. Die Startzeiten von System und Programmen sind in etwa identisch. Es gab vereinzelte Berichte, dass einige Spiele auf PCs mit AMD-CPUs unter Windows 11 langsamer laufen. Inzwischen scheinen diese Probleme aber behoben zu sein. Auch VBS kann die Leistung in einigen Anwendungsbereichen reduzieren, die Funktion lässt sich allerdings bei Bedarf deaktivieren. Einen ausführlichen Vergleich mit Benchmark-Ergebnissen und Tipps zu VBS finden Sie unter www.pc welt.de/1201806. |
2. Boot-Durchschnitt berechnen
Die Zeiten aus dem Windows-Protokoll lassen sich mittels PC-WELT Performance komfortabel auslesen und speichern. Das ist vor allem bei einer regelmäßigen Beobachtung sinnvoll. Entpacken Sie das ZIP-Archiv und starten Sie Runasadmin.cmd. Damit rufen Sie PC-WELT-Performance. vbs mit administrativen Rechten auf. Das Script gibt in einem Fenster hinter "Boot Time" die letzte Startzeit aus.
Es berechnet außerdem den Durchschnitt der letzten 20 Starts und Herunterfahrvorgänge. "Main Path Boot Time" ist die Zeit vom Erscheinen des Windows-Start-Logos bis hin zum Start des Desktops. "Boot Post Boot Time" ist die Zeit vom Erscheinen des Desktops bis zu dem Zeitpunkt, an dem die meisten Hintergrundprozesse gestartet sind. Beide Werte zusammen ergeben die Windows-Startzeit.
3. Systembremsen abschalten
Mithilfe des Tools Bootracer lassen sich die Startzeiten ebenfalls ermitteln. Es zeigt des Weiteren an, welche Autostart-Programme wie viel Zeit benötigen. Überflüssige Zeitfresser lassen sich über das Tool deaktivieren.
Im Tool klicken Sie auf "Test - Kompletter Windows Startvorgang" und anschließend auf "Test starten". Bestätigen Sie den Neustart per Klick auf "Ja". Nachdem der Desktop wieder zu sehen ist, zeigt Boot Racer automatisch rechts unten eine Fortschrittsanzeige mit der Anzahl der Sekunden, die noch bis zum vollständigen Start notwendig sind. Danach sehen Sie ein Fenster mit der Gesamtstartzeit, die Sie anklicken.
Im Fenster von Boot Racer erfahren Sie, wie lange der Windows-Start gedauert hat ("Windows- Boot") sowie nach welcher Zeit die Oberfläche einsatzbereit war ("Desktop"). In der Folge geht es mit Klicks auf "Test ohne Autostart-Programme (Clear Boot Test)" und "Test starten" weiter. Wenn Sie jetzt auf die Gesamtzeit klicken, sollte der Wert unter "Desktop" geringer ausfallen. Klicken Sie auf "Autostart-Programme". Sie sehen nunmehr, welche Autostart-Programme aktiv sind und die jeweilige Startdauer.
Entfernen Sie die Häkchen vor den Programmen, die Sie nicht benötigen oder die den Windows-Start stark verlangsamen.
4. Autostart optimieren
Welche Programme Windows automatisch startet, finden Sie auch im Task-Manager heraus, den Sie mit Strg-Shift-Esc starten. Unter Windows 10 klicken Sie auf "Mehr Details" und gehen auf die Registerkarte "Autostart". Unter Windows 11 klicken Sie auf "Autostart von Apps". In der Spalte "Startauswirkungen" sehen Sie, wie sehr ein Programm Windows beansprucht. Über das Kontextmenü lässt sich ein Programm aus dem Autostart entfernen.
Der Task-Manager zeigt überdies hinter "Letzte Bios-Zeit" (nur im Uefi-Modus) an, wie lange es nach dem Einschalten des Rechners gedauert hat, bis der Windows-Startvorgang begonnen hat. Die Zeit lässt sich verkürzen, indem man im Firmware-/ Bios-Setup "Fast Boot" oder "Quick Boot" aktiviert. Dadurch unterbleibt teilweise die Hardwareprüfung, was den Startvorgang um einige Sekunden reduzieren kann.
Alternative Autostart-Konfiguration: Autoruns von Sysinternals/Microsoft kennt fast alle Autostart-Rampen für Programme sowie Dienste und kann zusätzlich auch Erweiterungen für den Windows-Explorer und Microsoft Office anzeigen und verwalten. Die Glary Utilities bieten neben anderen nützlichen Tuning-Optionen ebenfalls eine Autostart-Verwaltung, die auch geplante Aufgaben und Dienste bearbeiten kann. Die Besonderheit: Autostarts lassen sich verzögern, damit der Desktop schneller einsatzbereit ist.
5. Automatische Windows-Anmeldung
Windows fordert standardmäßig ein Passwort bei der Anmeldung an. Wenn Sie Ihren PC nur zu Hause nutzen, können Sie auf das Passwort wahrscheinlich verzichten. Damit sich die automatische Anmeldung aktivieren lässt, ist bei Windows 10 und 11 eine Anpassung in der Registry erforderlich. Drücken Sie Win-R, tippen Sie regedit ein und bestätigen Sie nun mit "OK". Gehen Sie auf den Schlüssel
Hkey_Local_Machine\Software\Microsoft\Windows NT\CurrentVersion\PasswordLess\Device |
und ändern Sie den Wert "DevicePasswordLessBuildVersion" auf 0.
Danach starten Sie über Win-R
Netplwiz |
Entfernen Sie bitte den Haken vor "Benutzer müssen Benutzernamen und Kennwort eingeben" und klicken Sie auf "Übernehmen". Geben Sie dann den Benutzernamen Ihres lokalen Standardkontos und zweimal das zugehörige Kennwort ein. Als Nächstes noch zweimal auf "OK" klicken und Windows startet künftig ohne Passwortabfrage. Die automatische Anmeldung funktioniert auch mit einem Microsoft-Konto. Verwenden Sie hinter "Benutzername" die E-Mail-Adresse, die Sie für die Anmeldung nutzen.
Tipp: Die automatische Anmeldung nützt wenig, wenn Windows den Desktop mit einer Vollbildmeldung blockiert, wie zum Beispiel "Lassen Sie uns die Einrichtung Ihres PCs abschließen" oder "Ziehen Sie einen noch größeren Nutzen aus Windows".
Wer die Bildschirme nicht sehen möchte, kann die Registry-Dateien aus Disable Welcome verwenden. Der Start-Assistent des Webbrowsers Edge lässt sich ebenfalls über die Registry abschalten. Im Ordner "Mozilla Firefox" liegen Konfigurationsdateien, die man in den Installationsordner des Browsers kopiert, etwa nach "C:\Program Files\Mozilla Firefox". Damit lässt sich die Anzeige des Assistenten verhindern, der manchmal nach Updates erscheint.