Fähigkeiten sind konkret und messbar
Diese Fähigkeiten sind zwar keineswegs anspruchslos, aber sie sind konkret und sie müssen weder alle in einem Service vertreten sein, noch müssen die vorhandenen Fähigkeiten in vollem Ausmaß entfaltet sein. Die granulare Beschreibung hilft einerseits, den Grad an Smartness zu beurteilen, den ein Service aufweist. Andererseits hilft sie aber auch Providern oder Anwenderunternehmen zu beurteilen, welche Fähigkeiten ein Service benötigt, den sie bereitstellen wollen.
Um Smartness einfacher bewerten zu können, hat die SOA Gruppe Capabilities und ihre Einstufung in einen dreidimensionalen Würfel gepackt und diesen außerdem mit den nichtfunktionalen Aspekten Softwareentwicklung, Security und Recht ausgestattet. Diese haben zwar nichts mit den Fähigkeiten zu tun, die ein smarter Service aufweisen kann, aber jeder Service muss bestimmte Gesetze und Security-Regeln einhalten. Darüber hinaus werden bestimmte Technologien und Vorgehensweisen benutzt, um einen Service zu entwickeln. Um den Grad der Smartness - den Reifegrad quasi - noch einfacher bewertbar zu machen, wurden für alle Capabilities die selbsterklärenden Levels "handled", "reasoned" und "autonomous" dem Würfelmodell hinzugefügt.
- Wie smarte Produkte Unternehmen verändern
Auf Basis der unendlichen Datenströme, die vernetzte Produkte und Maschinen liefern, entstehen auch neue Geschäftsmodelle. Hier einige Beispiele. - Tesla Motors
Bei vernetzten Produkten wird eine kontinuierliche Weiterentwicklung auch nach Verkauf möglich. Der E-Autohersteller Tesla z.B. will seine Autopilotfunktionen im Laufe der Zeit mit Softwareupdates ausbauen. Die gegenwärtige Software-Version 7.1 fügt die Lenkautomatik und die Parallel-Einparkautomatik hinzu. Im Bild der hochauflösende 17-Zoll-Touchscreen, der als Kommandozentrale für die meisten Fahrzeugfunktionen dient. - Bosch Güterwaggons
Bosch ist eines der deutschen Unternehmen, die beim Thema IoT ‚vorn dabei‘ sind. Eine neue Lösung zur intelligenten, vernetzten Echtzeit-Zustandsüberwachung von Güterwagen geht Mitte 2016 in Serie. Sie bietet Funktionen wie eine exakte Lokalisierung der Waggons, Informationen über die Transportbedingungen der Ladung, das Erkennen von Erschütterungen beim Rangieren und das Aufzeichnen der gefahrenen Kilometer eines Waggons für eine kilometerabhängige und zustandsbasierte Wartung. - CIIT 3D-Montageanleitung
Cyberbrillen sind ‚von gestern‘: Bei den Augmented Reality-Lösungen gibt es eine erste an Holografie erinnernde mobile Projektion, entwickelt vom Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule OWL und IOSB-INA/Fraunhofer, bei der alle (3D-) Informationen, die der Monteur benötigt, einfach auf seinen Arbeitsplatz projiziert werden. - GE Turbine Brilliant Factory
General Electric stattet im Rahmen seiner ‚Brilliant-Factories‘-Initiative die Maschinen mit vernetzten Sensoren aus. Die Rückmeldedaten werden ausgewertet, um Stillstandzeiten zu verringern bzw. die Effizienz zu erhöhen. Einem der Werke sei es damit gelungen, die Produktion fehlerfreier Einheiten zu verdoppeln. Im Bild der Bau von Turbinen in der Brilliant Factory. - John Deere
Vernetzte Produkte lassen sich kostengünstig variieren: Der Landmaschinenhersteller John Deere stellt nur noch eine Standardgröße seiner smarten Motoren her. Die PS-Zahl wird dann je nach Bedarf per Software eingestellt. - Smoove
Mit der IoT-Plattform ThingWorx von PTC erstellte die französische Firma Smoove ein Fahrrad-Verleihsystem für Clermont-Ferrand in der Auvergne. Da die vernetzten Räder bei diesem Dienstleistungsmodell im Besitz von Smoove bleiben, wurde der Konstruktionsprozess angepasst und besonders auf Langlebigkeit und Diebstahlschutz geachtet. Die Räder kommen u.a. ohne eine Kette aus, haben pannensichere Reifen und diebstahlsichere Schrauben. - KTM - Reparatur mit Augmented Reality
PTC hat die IoT-Plattform ThingWorx mit der Augmented-Reality-Plattform Vuforia erweitert. Damit erhält dann ein Techniker, dem über ThingWorx ein Problem vom KTM-Motorrad gemeldet wird, die dazu passenden einzelnen Reparaturschritte visuell auf sein Tablet oder seine Datenbrille.
Daraus ergibt sich für die SOA-Gruppe folgende Definition von Smartness: "Ein smarter Service ist ein digital vernetzter Service, der von den als smart identifizierten Capabilities (Self Description, Context, Learning und Agency) mindestens eine aufweist. Der Grad der Smartness bemisst sich am erreichten Reifegrad der jeweiligen Capabilities."
Wie smart ist Enterprise IT?
Aspekte dieser Definition von Smartness finden sich heute teilweise bereits in den Enterprise IT Umgebungen wieder. Die Capability "Agency" taucht zum Beispiel in aktuellen Technologien wie autonome Fahrzeuge, cyber-physische Systeme auf. Die Fähigkeit "Learning" lässt sich am prominentesten im Sektor Data Analytics beobachten. "Content Consideration" findet sich in den Bereichen Location-based Services. "Self Description" schließlich begegnet uns am deutlichsten in den Web Service Beschreibungssprachen WSDL, RSDL oder Swagger.
Smartness realisiert sieht SOA-Mann Riegg zum Beispiel in den digitalen Assistenten Siri, Google Now oder Cortana. "Wenn Sie da unseren smarten Würfel anlegen, können sie den Grad der Smartness genau bestimmen und wissen, welche Fähigkeiten genau die Schlauheit der Assistenten definieren. Damit können wir smarte Services vergleichen", freut sich der Service-Experte. Wenn ein Anwenderunternehmen vor der Wahl stehe, brauche es objektive Kriterien, mit denen sich smarte Services vergleichen lassen. "Das liefert unser Referenzmodell."
Doch nicht nur beim Bewerten hilft das Modell des SOA Lab, sondern auch beim Entwickeln. "Es hilft, festzulegen, welche Fähigkeiten ein Service braucht und es unterstützt die Entscheidung, ob bestimmte Fähigkeiten selbst entwickelt werden müssen oder nicht", erklärt Riegg. Er geht davon aus, dass sich der Markt für Smart Service schnell weiterentwickelt und viele Teilnehmer hineindrängen werden. "Das wird wahrscheinlich ein sehr arbeitsteiliger Markt, in dem die Rollen von Anbieter und Nutzer immer wieder wechseln können. Die Marktteilnehmer brauchen Orientierung, die können wir mit dem Referenzmodell liefern."
Eine detaillierte Herleitung und Erklärung für das SOA Lab Referenzmodell Smart Services finden Sie hier: https://soa-lab.de/fileadmin/pdf/Whitepaper_Smart_Services_SOA_Innovation_Lab.pdf