Übernahme von PLAT.ONE und Fedem

SAP pumpt Milliarden in sein IoT-Geschäft

28.09.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
SAP will zwei Milliarden Euro in den Ausbau seiner IoT-Plattform stecken. Auf Basis von HANA sollen Kunden vorkonfigurierte Pakete für ihren Weg in das neue Industriezeitalter erhalten. Dabei helfen sollen auch Übernahmen, wie die von PLAT.ONE und Fedem Technology.

SAP will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Euro in die Entwicklung seines Portfolios für das Internet of Things (IoT) stecken. Ziel ist, den eigenen Kunden dabei unter die Arme zu greifen, Daten aus verschiedensten Geräten und Sensoren zu sammeln, diese auszuwerten und mit Hilfe der aus den Analysen gewonnenen Informationen das eigene Geschäft voranzubringen. Dafür wollen die Softwerker aus dem Badischen ihre IoT-Anstrengungen unter dem Namen "SAP IoT" bündeln. Dies umfasst neben der Produktentwicklung auch die dazugehörigen Marketing- und Vertriebsaktivitäten sowie Einheiten für Support, Co-Innovation sowie den Aufbau eines Ökosystems mit Partnern und Startups.

Im Internet der Dinge lockt ein Milliarden-Geschäft

"Mit Milliarden von vernetzten Devices haben wir die Möglichkeit, Gesellschaft und Wirtschaft neu zu gestalten", konstatierte SAP-CEO Bill McDermott. Im gleichen Atemzug verweist der US-amerikanische SAP-Chef auf die eigene Expertise sowie die SAP HANA-Plattform als grundlegende Datendrehscheibe für das Internet der Dinge. Der Softwarekonzern wittert in diesem Umfeld offenbar gute Geschäfte. Das globale Marktvolumen rund um IoT taxieren die Walldorfer bis zum Jahr 2020 auf etwa 250 Milliarden Euro.

Mit Hilfe von SAP IoT sollen Anwenderunternehmen in die Lage versetzt werden, große Datenmengen, die in verschiedenen Lokationen, Geschäftsabteilungen und Teams tagtäglich entstehen, zu erfassen und mit den Business-Kernanwendungen wie S/4HANA zu verknüpfen. Die Plattform beinhaltet SAP-Angaben zufolge Lösungen, die Mitarbeiter, Kunden, Partner, Dinge und die gesamte physische Umgebung eines Unternehmens miteinander verbindet. Die so in Echtzeit gewonnenen Einblicke könnten direkt in die Geschäftsprozesse einfließen. Die Verantwortlichen seien damit in der Lage, neue Geschäftschancen schneller zu erkennen, die eigenen Prozesse auf mehr Effizienz zu trimmen und das Business-Modell, Abläufe, Produkte und Services laufend an das sich ständig verändernde Umfeld anzupassen.

Tanja Rückert, Executive Vice President IoT & Customer Innovation bei SAP, kündigte an, dass sich der Konzern im IoT-Umfeld gezielt nach weiteren Akquisitionen umschauen werde, um die eigene Plattform funktional und technisch zu verstärken.
Tanja Rückert, Executive Vice President IoT & Customer Innovation bei SAP, kündigte an, dass sich der Konzern im IoT-Umfeld gezielt nach weiteren Akquisitionen umschauen werde, um die eigene Plattform funktional und technisch zu verstärken.
Foto: SAP

SAP schnürt vorkonfigurierte IoT-Pakete

SAP hat darüber hinaus spezifische Industrie-4.0-Pakete vorgestellt. Das "Jumpstart Package" enthält grundlegende Funktionen, um verschiedene Informationsquellen im eigenen Unternehmen zu verknüpfen und die Effizienz der Prozesse im Blick zu behalten. Das "Accelerator Package" bringt darüber hinaus zusätzliche Werkzeuge mit, um Produktionsabläufe besser planen und überwachen zu können, sowie Analyse- und Wartungsfunktionen für Produktionsanlagen. Beide Pakete sind SAP-Angaben zufolge ab sofort verfügbar.

Im kommenden Jahr soll das "Advanced Package" als Industrie-4.0-Lösung folgen. Dieses beinhaltet weitergehende Funktionen, um Produktionsprozesse besser steuern zu können. Außerdem sollen Werkzeuge für Machine Learning, Predictive Analytics und Qualitätssicherung enthalten sein. Über diese drei Packages hinaus plant der Softwarehersteller weitere IoT-Pakete beispielsweise für Behörden sowie die Energie- und Landwirtschaft.

Zukäufe sollen IoT-Initiativen beschleunigen

Um die Entwicklung des eigenen IoT-Portfolios zu beschleunigen, setzt SAP auch auf Übernahmen. So schluckt der deutsche Softwarekonzern PLAT.ONE. Der in Norditalien gegründete Softwareanbieter offeriert eine Plattform, auf der Anwender auch komplexe IoT-Lösungen entwickeln und betreiben könnten. Dazu zählen beispielsweise Funktionen, um verschiedenste Geräte miteinander zu verbinden, den Lebenszyklus der Devices zu steuern und zu überwachen sowie für die Sicherheit von IoT-Netzen und die Entwicklung entsprechender Anwendungen. Wie viel Geld die Walldorfer für den IoT-Spezialisten auf den Tisch gelegt haben, wurde nicht bekannt gegeben.

Außerdem hat SAP kürzlich den norwegischen Anbieter Fedem Technology übernommen. Die Norweger sind darauf spezialisiert, Sensordaten aus Industrieanlagen zu sammeln und auszuwerten, um auf diese Basis beispielsweise digitale Avatare zu bauen. Anwender könnten damit einen effizienteren Betrieb ihrer Anlagen gewährleisten und die dazugehörige Wartung zum Beispiel mit Hilfe von Predictive Maintenance besser planen und abwickeln. Tanja Rückert, Executive Vice President IoT & Customer Innovation bei SAP, berichtet von einem Hersteller von Windkraftanlagen, die sich als digitaler Avatar virtuell warten lassen.

Die Lösungen von PLAT.ONE und Fedem Technology sollen in SAPs IoT-Portfolio integriert werden, kündigte SAP-Managerin Rückert an. Die Managerin stellte darüber hinaus weitere gezielte Akquisitionen in Aussicht, um das eigene IoT-Portfolio auszubauen.

Darüber hinaus will SAP weltweit IoT-Labs aufbauen, in denen der Austausch zwischen SAP, Kunden und Partnern zu Themen wie IoT und Industrie 4.0 forciert werden soll. Hier sollen beispielsweise Konzepte erläutert und Modell-Lösungen gezeigt werden. Für einen besseren Wissenstransfer will SAP zudem in mehr Beratungs-Knowhow investieren. Geplant sind diese Labs aktuell in Berlin, Johannesburg (Südafrika), München, Palo Alto in Kalifornien, dem brasilianischen Sao Leopoldo und Shanghai in China. In den verschiedenen Zentren soll spezifisch auf die Charakteristika und die unterschiedlichen IoT-Anforderungen der jeweiligen Märkte eingegangen werden.