Unterschiedliche Cloud-Tempi von Anwendern und SAP
Angesichts der offenen Fragen hat SAP nun eingelenkt. Man werde auch weiterhin Kunden unterstützen, die HCM in der On-Premise-Option für das Personalmanagement einsetzen. Jeder Kunde habe individuelle Anforderungen und möchte sein Tempo für einen Umstieg selbst bestimmen, hieß es von Seiten des Softwarekonzerns. Es sei daher verständlich, dass manche SAP-Kunden ihre HR-Lösung auf absehbare Zeit in einer On-Premise-Umgebung nutzen wollten.
Um diese Kundenanforderungen zu unterstützen, plant SAP eigenen Angaben zufolge, eine neue On-Premise-Option für das Personalmanagement anzubieten. Die Lösung soll auf SAP ERP HCM basieren und einen vergleichbaren Funktionsumfang bieten - ausgenommen die Anwendungen "SAP E-Recruiting" und "SAP Learning Solution". Die kommende HCM-Software werde SAP-Angaben zufolge auf einer separaten Instanz implementiert und eng mit SAP S/4HANA integriert sein. Das bedeutet, Anwender müssen die dafür notwendigen HANA-Lizenzen kaufen. Die Verfügbarkeit der Lösung ist für 2023 geplant, die Wartung soll mindestens bis 2030 laufen.
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Darüber hinaus will SAP seinen Kunden ein Programm zur Lizenzumstellung offerieren - um die bestehenden Investitionen zu schützen, wie es hieß. Details zu diesem Programm sollen SAP zufolge noch 2018 festgelegt werden. Die neue HCM-Lösung kann laut SAP erst mit deren Verfügbarkeit erworben werden. Zu diesem Zeitpunkt sollen Kunden die Möglichkeit haben, die neue Lösung zu lizenzieren und mithilfe geplanter Migrationswerkzeuge und -Services mit der Umstellung zu beginnen.
Die SAP-Verantwortlichen gehen davon aus, dass diese Umstellung ohne Unterbrechung des Geschäftsbetriebs erfolgen kann. "Kunden, die heute eine integrierte ERP- und HCM-Installation auf einer Instanz nutzen, sollen dann in der Lage sein, zu einem Betriebsmodell mit einer partitionierten Installation zu wechseln und das Angebot auf einer separaten Instanz zu nutzen", hieß es in einer offiziellen Mitteilung des Softwarekonzerns.
Anwender begrüßen SAPs HCM-Initiative, wollen aber kritisch bleiben
Vertreter der DSAG begrüßten die Entscheidung der SAP. Es sei erfreulich, dass der Softwarehersteller hier an einer langfristigen Lösung für die Anwender arbeite, hieß es. Mit der neuen Lösung komme SAP den Kunden entgegen, die ihr Betriebsmodell strategisch primär On-Premise sehen. Zudem erhielten Anwender mehr Zeit, um für sich zu klären, wie ein möglicher Umzug ihrer HCM-Lösung in die Cloud aussehen könnte.
Aber, so schränkten die Anwendervertreter im gleichen Atemzug ein, werde man kritisch beobachten, wie die neue Lösung im Hinblick auf die Kundenanforderungen konkretisiert wird. Unter Beobachtung stehen das Lizenzmodell, benötigte Funktionalitäten, die Abdeckung gesetzlicher Anforderungen, die kontinuierliche Weiterentwicklung und die Integrationsfähigkeit. Diesbezüglich bleibe die DSAG im Gespräch mit SAP.
Fokus der Innovationen liegt auf SuccessFactors
SAP wird trotz allem seinen Fokus klar auf die eigenen Cloud-Lösungen legen. SuccessFactors biete Kunden die besten Cloud-basierten Lösungen für das Personalmanagement auf dem Markt, betont man in der Chefetage der Walldorfer. Seit der Übernahme vor rund sechs Jahren habe sich die Zahl der SuccessFactors-Kunden fast vervierfacht.
"Wir erleben weltweit und in allen Branchen einen wachsenden Trend, HR-Prozesse in die Cloud zu verlagern", teilt der Softwarekonzern mit. Die eigene Investitionsstrategie werde sich an dieser Marktnachfrage orientieren. Logische Konsequenz: Der Großteil der geplanten Innovationen für das HR-Portfolio wird sich SAP zufolge auf SAP-SuccessFactors-Lösungen konzentrieren.
SAP will Kunden eine Brücke in die Cloud bauen
Um seinen Kunden den Weg in die Cloud schmackhaft zu machen, hat SAP das Programm "HCM Bridge to the Cloud" ins Leben gerufen. Anwenderunternehmen soll damit die Umstellung von einem klassischen On-Premise-HCM auf Cloud-basierte SAP-SuccessFactors-Lösungen erleichtert werden. Die im Programm enthaltenen Services und Tools würden dabei helfen, HR-Prozesse zu standardisieren und zu vereinfachen, versprechen die SAP-Verantwortlichen. Personalverantwortliche erhielten tiefere Einblicke und könnten so auch die Unternehmensziele besser unterstützen. Die neue Software binde zudem die Mitarbeiter stärker ein und erfülle damit die steigenden Erwartungen in der Belegschaft.
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Die HCM Bridge to the Cloud enthält SAP zufolge vordefinierte Konfigurationsbeschleuniger, Prozessbibliotheken sowie Werkzeuge für die Integration und die Migration der Daten. Für jedes Unternehmen werde individuell eine Roadmap für die digitale Transformation der Personalprozesse gebaut sowie ein Business Case entwickelt, der die Wertschöpfung für das Unternehmen aufzeige, hieß es. Zu guter Letzt sollen offenbar auch finanzielle Anreize die Kunden in die Cloud locken. SAP spricht von "attraktiven Geschäftsbedingungen, die vorhandene Investitionen berücksichtigen".
"Unser Ziel ist es, unseren Kunden zu helfen, zusätzlichen Mehrwert durch den Cloud-Betrieb zu erzielen", erklärte Greg Tomb, President von SAP SuccessFactors. "Den Umstieg machen wir ihnen so einfach wie möglich. Wir möchten, dass sie schnell von Innovation und Einblicken sowie höherer Benutzerfreundlichkeit profitieren." Das Beispiel HCM scheint der erste Vorstoß einer breiter anlegten Cloud-Kampagne zu sein, die SAP offenbar für das Jahr 2018 plant. Nach Angaben des Softwareanbieters werde es eine Reihe von Programmen geben, die On-Premise-Kunden beim Umstieg in die Cloud unterstützen sollen. Details dieser Angebote sollen im Laufe des Jahres bekannt gegeben werden.