Hyperforce EU Operating Zone

Salesforce will Kunden mehr Datenkontrolle bieten

07.03.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit einer eigens eingerichteten EU-Cloud will Salesforce Datenschutzbedenken seiner Kunden aus dem Weg räumen. Damit ließen sich alle Regeln der DSGVO einhalten, verspricht der Anbieter.
Nach Microsoft und Oracle baut nun auch Salesforce eine spezielle EU-Cloud, um europäischen Kunden einen besseren Datenschutz bieten zu können.
Nach Microsoft und Oracle baut nun auch Salesforce eine spezielle EU-Cloud, um europäischen Kunden einen besseren Datenschutz bieten zu können.
Foto: Ivan Marc - shutterstock.com

Salesforce hat seine Hyperforce EU Operating Zone gestartet. Kunden könnten nun ihre Daten innerhalb der Europäischen Union und gemäß den Compliance-Regeln der EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) speichern und verarbeiten, versprechen die Verantwortlichen des Software-as-a-Service- (SaaS-)Anbieters.

"Unsere Strategie zielt darauf ab, Kunden beim Erreichen ihrer Geschäftsziele zu unterstützen und dabei ihren regulatorischen Herausforderungen Rechnung zu tragen", sagte Ed Britan, Head of Global Privacy bei Salesforce. Die Hyperforce EU Operating Zone sei ein klares Bekenntnis zu "Data Residency". Anwenderunternehmen erhielten die nötige Wahlfreiheit und Kontrolle, um ihre Daten innerhalb der EU zu halten.

Die Hyperforce EU Operating Zone bietet verschiedene Sicherheits- und Datenspeicherungsdienste, einschließlich Zero-Trust-Prinzipien und Verschlüsselung. Damit sollen Kunden Kontrolle darüber erhalten, wann, wo und wie sie auf ihre Daten zugreifen können. Technische Grundlage für die EU-Cloud von Salesforce bildet die Plattform Hyperforce, die der Hersteller auf der Dreamforce 2020 vorgestellt hatte. Sie ist darauf ausgelegt, das Customer-360-Angebot von Salesforce einschließlich Sales Cloud, Service Cloud, Marketing Cloud, Commerce Cloud und Industrie-Lösungen in den relevanten Public Clouds von AWS, Google und Microsoft bereitzustellen.

Hyperforce - Schicht zwischen der Cloud und Salesforce-Applikationen

Hyperforce soll Anwendern einen sicheren und flexiblen Zugriff auf alle Salesforce-Anwendungen und -Plattformen von jedem beliebigen Ort aus erlauben. Die Plattform ermögliche eine schnelle und einfache Bereitstellung von Ressourcen in der Public Cloud und verkürze die Implementierungszeit erheblich, versprechen die Verantwortlichen. Eine integrierte Sicherheitsarchitektur helfe, die Zugriffsrechte auf Kundendaten zu steuern und sensible Informationen besser zu schützen. Daten würden sowohl im Ruhezustand als auch während der Übertragung verschlüsselt.

Darüber hinaus könnten Anwender mit Hyperforce Speicherorte für ihre Daten festlegen, und so die für ihr Unternehmen, ihre Branche und ihre Region gültigen Vorschriften und Regelungen einhalten. Salesforce baut die Reichweite von Hyperforce laufend aus. Die Plattform ist derzeit in zwölf Ländern weltweit verfügbar, unter anderem in Deutschland. Bis Ende 2023 soll sie an vier weiteren Standorten eingeführt werden.

Salesforce kombiniert die Hyperforce-Plattform mit einem Rund-um-die-Uhr-Support innerhalb der Europäischen Union. Nur in der EU ansässige Mitarbeiter hätten Zugriff auf die Daten, verspricht der Anbieter. "Wir arbeiten mit Anbietern von öffentlichen Clouds zusammen, um die Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen und gleichzeitig eine bessere Kontrolle über die Residenz und die Einhaltung von Vorschriften zu bieten", sagte Salesforce-Manager Britan. Dafür richte man Rechenzentren an Standorten ein, die die Datenverfügbarkeit und -leistung sowie die erforderliche lokale Compliance und Zertifizierungen gewährleisteten.

Ziemlich beste Cloud-Freunde

Salesforce pflegt Cloud-Partnerschaften mit allen großen Hyperscalern, wobei in den vergangenen Jahren vor allem die Kooperationen mit AWS und Google öffentlichkeitswirksam hervorgehoben wurden. Das Verhältnis zu Microsoft ist seit den Übernahmequerelen rund um LinkedIn immer noch etwas angespannt. Microsoft hatte das Business-Netzwerk 2016 für über 26 Milliarden Dollar gekauft. Auch Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff hatte ein Auge auf LinkedIn geworfen, konnte aber beim Preis nicht mithalten. Nach seiner Niederlage trat Benioff nach und forderte die Wettbewerbsbehörden auf, den Deal zu verbieten - was allerdings nicht gelang.

Nichtsdestotrotz laufen die SaaS-Angebote von Salesforce auch auf Microsoft Azure. Für Salesforce ist es wichtig, alle wichtigen Public-Cloud-Infrastrukturen zu unterstützen. Der SaaS-Spezialist wird nicht müde zu betonen, wie elementar der Schutz von Kundendaten sei, und verweist dabei unter anderem auf die Mitgliedschaft im EU Cloud Code of Conduct. Dabei handelt es sich um eine 2017 gegründete Vereinigung von Anbietern von Cloud-Plattformen und -Anwendungen, die sich den Datenschutz auf die Fahne geschrieben haben. Neben Google und Microsoft sind große Anwendungsspezialisten wie SAP, ServiceNow und eben Salesforce mit dabei, allerdings nicht AWS.