IT-Trends 2023

Resilienz und Effizienz stehen auf der CIO-Agenda

06.01.2023
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Heiko Henkes ist Managing Director und Principal Analyst bei der Information Services Group (ISG)
Selten waren die Ziele von CIOs klarer als 2023. Sie müssen die digitale Resilienz ihrer Unternehmen stärken und zugleich Kosten senken.
Der digitale Wandel bringt auch 2023 nicht nur Chancen, sondern jede Menge Herausforderungen. CIOs müssen ihre Unternehmen dafür wappnen.
Der digitale Wandel bringt auch 2023 nicht nur Chancen, sondern jede Menge Herausforderungen. CIOs müssen ihre Unternehmen dafür wappnen.
Foto: Maxx-Studio - shutterstock.com

Sind die zentralen IT-Abteilungen in Unternehmen schon bald Geschichte? Diese Frage darf man stellen. Denn unter anderem wegen des anhaltenden IT-Fachkräftemangels werden viele Mitarbeiter aus den Fachabteilungen de facto zu Ingenieuren oder Softwareentwicklern - ohne umfassend dafür qualifiziert zu sein. Somit eröffnen sich Quereinsteigern große Chancen, beschleunigt durch Technologien wie Low-Code- und No-Code-Plattformen.

Doch trotz dieser "Demokratisierung" der IT und der flächendeckenden Nutzung Cloud-basierter Kollaborationslösungen bleibt die klassische IT-Abteilung zumeist weiter federführend. Zum Beispiel wenn es darum geht, den Spagat zwischen Branchenwissen und der hohen Geschwindigkeit des technologischen Wandels zu meistern.

Hinzu kommt, dass der Trend zur Migration in die Public Cloud ungebrochen ist, was Anwender oft überfordert und vor allem im Fall wenig standardisierter Prozesse zu weiteren (IT-)Herausforderungen führt. So ist das Outsourcing beliebter denn je. Denn es verschafft Unternehmen jene notwendigen Ressourcen und Zeit zum "Durchatmen", um Mitarbeiter auszubilden und sauber aufgesetzte Geschäftsprozesse zu definieren. Auch dies ist eine klassische Domäne von IT-Experten.

Für CIOs bedeutet dies, dass die aktuellen IT-Trends eine Renaissance altbekannter Themen wie Green IT, Digital Twin oder Customer Experience darstellen. Denn zum einen müssen Unternehmen gerade im aktuellen makroökonomischen Kontext effizienter werden und Kosten sparen. Zum anderen rückt die Resilienz von Geschäftsmodellen, der Organisation und von Technologien in den Vordergrund. Dies beinhaltet vor allem die Vorbeugung und Abwehr der immer häufigeren und bedrohlicheren Cyberangriffe.

Vieles deutet darauf hin, dass das Fahrwasser für Unternehmen auch mit dem Abklingen der Covid-Pandemie und selbst bei einer Abkühlung des Russland-Ukraine-Konflikts nicht unbedingt ruhiger wird. Die Zeichen stehen damit fast überall auf (digitaler) Resilienz und Kostenoptimierung. Vor diesem Hintergrund geben die IT-Trends für 2023 Aufschluss darüber, wie sich Unternehmen zum einen organisatorisch und zum anderen von ihrem Business her zukunftsfähig, robust und gleichzeitig kostensparend aufstellen können.

Trend 1: Digitale Nachhaltigkeit - ESG und Transformation der Lieferketten

Vor rund fünf Jahren war es das Thema "Digital Business", welches in den Jahres- und Geschäftsberichten zum guten Ton gehörte und erste Rückschlüsse auf den Reifegrad der Digitalisierung von Unternehmen gab. Heute sind es der CO22-Fußabdruck eines Unternehmens und sein Umgang mit ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance), die zeigen, wie es um den Stand der Digitalisierung bestellt ist.

Nachhaltigkeit ist zum Dauerbrenner für unterschiedliche Verantwortungsträger im Unternehmen geworden: CEOs beschäftigen sich vor allem damit, wie sie das Ziel der Nachhaltigkeit zu Innovationen in den Geschäftsmodellen nutzen können und wie die Nachhaltigkeitsstrategie in ihrem Unternehmen beschaffen sein sollte. CFOs treiben ESG-Initiativen voran, weil sie nach Möglichkeiten suchen, nicht-finanzielle Nachhaltigkeitsdaten zu monetarisieren und höhere Erträge aus nachhaltigkeitsorientierten Investitionen zu erzielen. COOs konzentrieren sich auf ein effizientes Ressourcenmanagement, um einen nachhaltigen Betrieb zu etablieren. CMOs wiederum haben vor allem das Nachhaltigkeits-Branding und die Umweltkennzeichnung von Produkten im Blick.

ESG-Reporting scheitert oft an der Datenqualität

Beim CIO hingegen geht es vor allem um das Datenmanagement für die Compliance-Systeme, Echtzeitanalysen in der gesamten Wertschöpfungskette sowie die Standardisierung der vorhandenen Daten, damit die Key Performance Indicators (KPIs) internationaler Rahmenwerke gemessen werden können. Denn nur wenn die Datenqualität stimmt, kann ein Unternehmen seine ESG-Aspekte auch messen, bewerten und verstehen. Dies setzt eine funktionierende und abteilungsübergreifende Datenintegration voraus. Oftmals scheitert es schon an dieser Stelle, wenn ein durchgängiges ESG-Reporting auf die Beine gestellt werden soll.

Eine wichtige Rolle spielen hier IT-Serviceanbieter, die über ESG-spezifische Angebote das Wachstum ihrer Kunden unterstützen können. Indem die Provider die Fähigkeiten bei ESG-Tools, -Beschleunigern und -Kompetenzen erweitern, tragen sie wesentlich zum Reifen dieses Marktes bei.

Das ist auch weiterhin dringend notwendig, denn ESG-Lösungen und -Services in deutschen Unternehmen stecken noch in den Kinderschuhen. Wegen des Energiepreisschocks liegt das Hauptaugenmerk hierzulande gerade auf grüner Energie, alternativer Energieversorgung, intelligenter Gebäudesteuerung und Energienutzung sowie auf Methoden zum Ausgleich und zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen. Zudem wird es im Rahmen der Transformation der Lieferketten immer wichtiger, nur noch auf hoch performante, weitgehend souveräne und energieeffiziente Infrastruktur- und Plattformbetreiber sowie künftig klimaneutrale Partner zu setzen.