Der spannenden Frage, ob Maschinen Maschinen bauen können, ging Jan Seyler, Leiter der Entwicklung für KI und Steuerungen bei der Festo SE & Co. KG, auf der ersten KI-Konferenz der Hannover Messe nach. Seine Antwort ist ein klares Ja, denn nichts anderes machen Roboter heute, wenn sie etwa in der Produktion ein Auto zusammenbauen.
KI entwirft Maschinen
Viel entscheidender ist dagegen für Seyler die Frage, ob KI Maschinen bauen kann? Sollte dies gelingen, würde das den gesamten klassischen Maschinenbau-Prozess umwälzen und wir könnten, so der KI-Experte, eine Renaissance der Ingenieurskunst erleben.
Seyler zufolge gibt es zwar noch Herausforderungen, doch er ist überzeugt, dass diese sehr bald gelöst werden. "In naher Zukunft wird KI Maschinen entwerfen, die in der realen Welt tatsächlich funktionieren", so der KI-Experte.
Ende des klassischen Maschinenbaus?
In diesem Szenario würde der Mensch nicht mehr wie im klassischen Maschinenbau eine zentrale Rolle spielen - unterstützt von digitalen Werkzeugen. Vielmehr könnte eine KI dann aktiv Vorschläge unterbreiten, wie eine Maschine aussehen könnte.
Auf der KI-Konferenz skizzierte der Festo-Manager wie ein solcher Entwicklungsprozess aussehen könnte. Ähnlich wie bei der Kommunikation mit ChatGPT steht auch hier zu Beginn die Definition einer Aufgabe - etwa "Konstruiere eine Maschine, die Schrauben in ein Gewinde dreht".
Das muss die KI können
Um diese Aufgabe bewältigen zu können, benötigt eine KI nach Meinung von Seyler drei Fähigkeiten:
Einen Überblick über Tausende von Einzelteilen,
Ein Verständnis für die Funktion dieser Teile und welche neuen Möglichkeiten sich durch das Zusammenspiel zweier Teile ergeben,
Die Möglichkeit, den eigenen Entwurf mit Hilfe von Simulationsmodellen zu testen.
Um einer KI dieses Know-how zu vermitteln, wäre eine präzise digitale Beschreibung aller notwendigen Einzelteile erforderlich. Egal, ob es sich beispielsweise um Gelenke und Segmente eines Roboterarms dreht, oder um die Antriebssysteme, die die Bewegung des Roboterarms steuern.
Revival der Ingenieurskunst?
Und zum Schluss muss die KI noch in der Lage sein, die von ihr entwickelte Maschine in einer Simulation auf ihre Funktionsweise zu testen. Hier sieht der Festo-Experte noch etliche Herausforderungen.
Allerdings ist Seyler zuversichtlich, dass diese bald gemeistert werden. Wenn dann KI Maschinen konstruiert, dürfte dies Auswirkungen auf das Berufsbild des Ingenieurs haben. Die Ingenieurswissenschaften, die heute die mathematische Lösung eines Problems offerieren, dürften dann, so Seyler, weniger entscheidend sein. Gefragt sei dagegen die klassische Ingenieurskunst, die kreative Ideen entwickelt, die dann die KI umsetzt.