Neben dem Sieger 4U Baden-Württemberg hat die Jury vom CIO des Jahres 2022 auch vier weitere CIOs unter die Finalisten in der Kategorie Public Sector gewählt:
NRW digitalisieren - wie geht das? Für Andreas Meyer-Falcke, Chief Information Officer der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, spielen dabei nicht nur Technik, Infrastruktur, Mitarbeitende und Bürger eine Rolle. Auch Gesetze und Regeln müssen auf die digitale Realität abgestimmt werden.
Konkret zeigen sich diese Ambitionen im Projekt "Von der E-Akte zum digitalen Bürgeramt - Die Digitale Transformation der Landesverwaltung NRW", mit dem der CIO und sein Team im Frühjahr 2020 in die Umsetzung gestartet sind, und das Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Das Projektbudget: rund eine Milliarde Euro. EVA - also die elektronische Verwaltungsarbeit - bildet in NRW das Fundament der digitalen Verwaltung. Der Umfang des Projekts ist immens, da es auf die Digitalisierung der Arbeitsabläufe von 550 Behörden mit 120.000 Landesbeschäftigten abzielt. Zudem bieten mittlerweile diverse Internetportale den Bürgerinnen und Bürgern Zugang zur öffentlichen Verwaltung: digital-direkt.nrw, das Servicekonto.NRW sowie das Portal Beteiligung NRW mit dem Schwerpunkt Mitgestaltung. Seit Frühjahr 2022 werden schon mehr als 300 mindestens lokal verfügbare digitale Verwaltungsleistungen angeboten.
Kein Tempolimit für Die Autobahn GmbH
Mit der Reform der Bundesfernstraßenverwaltung liegt es seit dem 1. Januar 2021 in der Hand des Bundes, die deutschen Autobahnen zu finanzieren, zu bauen, zu betreiben, zu warten und zu verwalten. Dafür wurde Die Autobahn GmbH gegründet, bei der auch IT-seitig zum 1. Januar 2024 alle Fäden zusammenlaufen sollen. Dazu müssen die hochkomplexen heterogenen IT-Landschaften der 16 Bundesländer mit mehr als 2.000 verschiedenen Applikationen konsolidiert, IT-Infrastruktur und -Peripherie ausgebaut und Prozesse vereinheitlicht werden.
Für CIO Andreas Gerhäuser und sein IT-Team eine Mammutaufgabe. Sie begann damit, die Aufbau- und Ablauforganisation der IT parallel zum Aufbau der Autobahn GmbH auf der grünen Wiese zu errichten - in nur neun Monaten. "Trotz der Überzahl an Skeptikern in Politik, Presse und der eigenen Organisation wurde der Go-live der Autobahn GmbH zum 1. Januar 2021 erfolgreich vollzogen. Darauf sind wir besonders stolz, da es uns nicht wie der Toll Collect oder dem Flughafen BER ergangen ist", schmunzelt Gerhäuser. Derzeit befindet sich das IT-Team in der heißen Phase der IT-Transformation: Bis Ende 2023 müssen nach und nach alle Einzellösungen der Bundesländer abgelöst und deren Netze in das der Autobahn GmbH integriert werden.
ZSVR geht auf Nummer sicher
In Deutschland darf verpackte Ware nur noch vertrieben werden, wenn ihre Hersteller im Verpackungsregister "LUCID" der Bundesbehörde Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) in Osnabrück registriert sind. Hintergrund ist das Verpackungsgesetz, das Hersteller von Produkten auch für deren Verpackung verantwortlich macht (Müllvermeidung, Verwertung).
Für das 2019 eingeführte Online-Portal LUCID, das inzwischen über 500.000 Anwender zählt, musste eine Neuauflage her. Die ZSVR hat das Projekt unter der Leitung von CIO Wolfram Nötzel selbst umgesetzt. Erreichbarkeit und IT-Sicherheit der Plattform waren dabei die entscheidenden, aber auch herausforderndsten Punkte. Das Portal verfügte zwar dank Firewalls, Antiviren-Scannern, Festplattenverschlüsselung, Anti-Spam und VPN bereits über grundlegende Sicherheitsmaßnahmen. Diese reichten jedoch "angesichts der Business-kritischen Datenlage" nicht aus, wie die Behörde mitteilt. Die Osnabrücker etablierten stattdessen ein cloudnatives 24x7-Security-Framework mit einem SOC-Dienst (Security Operation Center). Das erklärte Ziel: Isolation von Angreifern, im laufendem Betrieb und ohne Einschränkungen. Der Schwerpunkt lag dabei auf Prozess-Automation, Technologie und den Menschen.
GWG: Mieter-App macht Leben leichter
Im Management von Immobilien steckt viel Optimierungspotenzial. CIO Sebastian Drewes von der GWG Städtischen Wohnungsgesellschaft München schafft mit durchdachten digitalen Anwendungen mehr Transparenz für Mieter, Vermieter und Handwerker.
Und das geht so: Das Fenster in der Wohnung einer Mieterin klemmt. Über eine App informiert sie die Hausverwaltung, die beauftragt über das Mieterportal einen Handwerker, und auch den Termin vereinbaren beide Seiten digital. Anschließend wird die Rechnungsstellung ebenfalls über das Portal abgewickelt. Die GWG München bietet damit ihren rund 70.000 Bewohnerinnen und Bewohnern der mehr als 30.000 Wohnungen seit Januar dieses Jahres ein Mieterportal sowie eine mobile App an.
Die Wohnungsgesellschaft setzt auf digitale Dienstleistungen und will das Management ihrer Bestandsimmobilien weiter vereinfachen. Das Mieterportal, als App und Webanwendung verfügbar, ist ein Teil des größeren Projekts "360 Grad Immobilienmanagement". (kf)