Verbraucher werden geprellt

Preisabsprachen unter Algorithmen

08.05.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Im Online-Handel bestimmen Algorithmen die Preise. Forscher in Oxford haben nun herausgefunden, dass starke KI-Modelle schwächere manipulieren können – zum Nachteil der Konsumenten.
Von wegen 'Beste Price' - im Online-Handel gaukeln die Marktplätze den Konsumenten gute Deals vor, während im Hintergrund die Algorithmen die Preise in die Höhe treiben.
Von wegen 'Beste Price' - im Online-Handel gaukeln die Marktplätze den Konsumenten gute Deals vor, während im Hintergrund die Algorithmen die Preise in die Höhe treiben.
Foto: Elnur - shutterstock.com

Viele Händler nutzen dynamische Preisgestaltung, um den besten Preis für ihre Produkte im Online-Handel zu ermitteln. Dabei kommen ausgefeilte Algorithmen zum Einsatz, die konkurrierende E-Commerce-Plattformen im Auge behalten und beobachten, wie sich die Preise vergleichbarer Produkte dort entwickeln. Sobald sich etwas tut, werden die eigenen Preise angehoben oder gesenkt. Ziel ist es, den höchstmöglichen Gewinn für den Anbieter herauszuholen.

Doch dabei scheint es nicht immer mit rechten Dingen zuzugehen. Ein Forscherteam unter Leitung von Luc Rocher an der Universität Oxford hat herausgefunden, dass stärkere Algorithmen schwächere Modelle so manipulieren können, dass am Ende höhere Preise für alle herausspringen würden. Die Zeche zahlten die Konsumenten.

Algorithmen untergraben subtil den Wettbewerb

Ihre Erkenntnisse haben die Forscher in dem Paper "Adversial Competition and Collusion in Algorithmic Markets" im Wissenschaftsmagazin Nature Machine Intelligence veröffentlicht. "Um mit Konkurrenten mithalten zu können, setzten Marktplatz-Betreiber ausgeklügelte Algorithmen ein, so Rocher. Es gehe darum, möglichst in Echtzeit auf Preisanpassungen der Wettbewerber zu reagieren. "Unsere Forschung zeigt, wie intelligente maschinelle Lernalgorithmen Schwachstellen im System finden können. Ausgefeilte Algorithmen können schwächere manipulieren, um die Preise für alle zu erhöhen."

KI-Regulierung: AI Act zwischen Innovation und Verbraucherschutz

Sein Kollege Yves-Alexandre de Montjoye ergänzt: "Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit für die Regulierungsbehörden in Großbritannien, den USA und der Europäischen Union, sich damit zu befassen, wie algorithmische Preisbildungsmechanismen die Wettbewerbsfähigkeit von Online-Märkten subtil untergraben und den Verbrauchern schaden könnten." Politische Entscheidungsträger und die Regulierungsbehörden müssten in Betracht ziehen, dass Wettbewerber die algorithmische Preisbildung manipulieren könnten. Automatisierte Absprachen würden von den Wettbewerbsgesetzen zu wenig beachtet oder nicht ausreichend bekämpft.