Super-App-Herausforderungen
Unternehmen, die nach diesem Vorbild verfahren - oder eigene Super-Apps entwickeln - möchten, müssen sich allerdings auch auf Herausforderungen einstellen, wie Rimini-Street-CTO Helmer unterstreicht: "Unternehmen, die sich dafür entscheiden, eigene Super-Apps zu entwickeln, müssen zuerst einen Wandel in Sachen Kultur und Development vollziehen. Super-Apps basieren auf äußerst strengen Standards und Frameworks, denen sich jeder innerhalb des Ökosystems verpflichten muss."
Zudem könne es kostspielig werden, ein solches Projekt zu verwirklichen, meint der Technologieentscheider. Der Grund, so Helmer: "Kontinuierliche Weiterentwicklung und fortlaufender Support sind das A und O. Wenn man sich darauf einlässt und 20.000 Mitarbeiter auf eine Plattform bringt, ist man von dieser abhängig. Damit sie nicht zum 'Single Point of Failure' wird, müssen Super-Apps von Beginn an auf Ausfallsicherheit und Redundanz optimiert werden. Das erhöht nicht nur die Kosten sondern auch die Komplexität."
Helmer zufolge spiele es keine Rolle, ob Unternehmen Super-Apps selbst entwickeln oder einkaufen - solange diese die erforderlichen Standards und Frameworks einhalten. Allerdings warnt Craig Shue, Professor für Informatik am Worcester Polytechnic Institute, davor, sich zu eng an einen Anbieter zu binden: "Sobald ein Unternehmen eine Anwendung lizenziert und einsetzt, kann es von ihr abhängig werden. Das ist ungünstig, wenn sie das Ökosystem dieser Anwendung einmal verlassen wollen."
Fazit ausstehend
Was die tatsächliche Dynamik des Themas Super-App im Enterprise-Umfeld angeht, gehen die Meinungen auseinander. Laut Digitalberater Shakitko haben Super-Apps das Potenzial, mehrere traditionelle Unternehmensanwendungen zu ersetzen.
Das sieht Andrew Cornwall, Senior Analyst bei Forrester, ganz anders: "Viele Unternehmen bevorzugen eine einzelne Mitarbeiter-App und werden durch den Integrationsschritt nicht wesentlich behindert. Wenn es mehr als eine App gibt, können Entwickler auch eine einheitliche Benutzeroberfläche und Logik erreichen, indem sie gemeinsame Bibliotheken und Frameworks nutzen. Eine traditionelle, portalbasierte Web-Applikation ist Entwicklern zudem geläufiger als eine Super-App."
In der Praxis wird es für Unternehmen wie in den meisten Fällen darauf ankommen, die Vor- und Nachteile von Super-Apps für ihre jeweiligen Bedürfnisse und Anforderungen abzuwägen. (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.