Die Zeiten, als die deutsche Niederlassung von Microsoft stets zum beliebtesten Arbeitgeber gewählt wurde, sind vorbei. Beim letzten Wettbewerb "Great Place to Work" fiel der Softwaregigant um einige Plätze zurück. Die Ergebnisse, die ein externes Institut bei der anonymen Umfrage unter Beschäftigten ermittelte, schienen dem Management bitter aufzustoßen. Denn was man seinen Mitarbeitern abforderte, kam offenbar nicht mehr so gut an. Und wurde den Mitarbeitern gegenüber schlecht kommuniziert, wie Personalchefin Brigitte Hirl-Höfer einräumt.
Umfragen verstärken Rückhalt durch die Mitarbeiter
Kritik aus den eigenen Reihen sollten Unternehmen - dem Beispiel Microsoft folgend - ernst nehmen. Wer seine Mitarbeiter regelmäßig befragt und ihr Feedback in überzeugende Maßnahmen umsetzt, sichert sich großen Rückhalt im Betrieb, meint Armin Trost, Professor für Human Resource Management an der Fachhochschule Furtwangen. Er hält Mitarbeiterbefragungen deshalb für ein "extrem wertvolles" Instrument. Stehe etwa ein Personalabbau an, könne die Chefetage eruieren, ob "Mitarbeiter die Notwendigkeit der Maßnahmen verstehen, inwiefern sie sich davon betroffen fühlen und ob sie darüber hinreichend aufgeklärt werden".
Bei einer Fluktuationsquote von unter zwei Prozent bleiben Mitarbeiter im Durchschnitt rund sieben Jahre bei Microsoft, berichtete Hirl-Höfer auf dem Kongress "Personal im 21. Jahrhundert" Mitte Februar dieses Jahres in München. Doch dieses gute Ergebnis genügt der Personalleiterin nicht: "Wir wollen die Herzen der Mitarbeiter gewinnen." Neben der Teilnahme an Wettbewerben, in denen die Mitarbeiterzufriedenheit verschiedener Unternehmen verglichen wird, organisiert Microsoft seit 1994 auch eigene Befragungen. Weltweit wird einmal pro Jahr ermittelt, wie zufrieden Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsumfeld und ihren Vorgesetzten sind. Die Informationen fließen in einen "Work-Health-Index" ein, der zur leistungsbezogenen Vergütung von Managern herangezogen wird. "People-Management ist die zentrale Aufgabe unserer Führungskräfte", postulierte Hirl-Höfer in München. Wer hier die Erwartungen nicht erfüllt, muss Abschläge beim Gehalt hinnehmen.
Noch immer lehnen viele Firmen Befragungen ab
Laut einer gemeinsamen Studie der Unternehmensberatungen Kienbaum und Hewitt Associates richten immer mehr Unternehmen ihre internen Erhebungen an strategischen Fragen aus. Vier von fünf Firmen geht es um das "Commitment": Wie ausgeprägt ist die Bereitschaft von Mitarbeitern, Veränderungen mitzutragen und sich mit hoher Leistung einzubringen? Für Walter Bungard, Psychologieprofessor an der Universität Mannheim, besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Commitment und Prozessverbesserungen. "Zum Beispiel fühlen sich Patienten in Kliniken wesentlich wohler, in denen sie von leistungsbereitem Fachpersonal betreut werden."
Bungard richtet jedes Jahr einen Workshop aus, in dem Dax-Konzerne und andere Unternehmen ihre Mitarbeiterbefragungen präsentieren und mit Forschern diskutieren, wie das Instrument noch verbessert werden könnte. Das Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft, zumal viele Firmen Mitarbeiterbefragungen ablehnen oder sich nur zögerlich mit dem Thema beschäftigen. "Wir haben schon so viele Projekte, wir brauchen nicht noch ein weiteres", argumentieren deren Manager. "Eine Mitarbeiterbefragung ist nicht ein Projekt neben anderen", antwortet ihnen Bungard dann, "sondern ein Effizienzbarometer." Damit ließen sich auch andere Vorhaben im Betrieb besser beurteilen. "Verzichtet man auf dieses Evaluierungsinstrument, verzichtet man auf ein Korrektiv für andere Projekte", so der Professor.
Mitarbeiterbefragung - die Tabus
Wer seine Mitarbeiter befragt, kann auch viel falsch machen. Walter Bungard, Psychologieprofessor an der Universität Mannheim hat zusammengestellt, was sich Unternehmen besser sparen sollten:
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nur einmal die Mitarbeiter und nur in Schönwetterperioden befragen;
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thematische Beliebigkeit;
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Standardfragebögen ohne direkten Bezug zur Betriebsrealität;
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Ergebnisse als Geheim- und Chefsache behandeln;
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gezielte Verzerrung von Ergebnissen;
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Mitarbeiterbefragungen gegen Befragte verwenden.