Studie SAP S/4HANA 2022

Mit RISE with SAP den Transformationsturbo zünden

20.06.2022
Von 
Dr. Andreas Schaffry ist freiberuflicher IT-Fachjournalist und von 2006 bis 2015 für die CIO.de-Redaktion tätig. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Bereichen ERP, Business Intelligence, CRM und SCM mit Schwerpunkt auf SAP und in der Darstellung aktueller IT-Trends wie SaaS, Cloud Computing oder Enterprise Mobility. Er schreibt insbesondere über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen IT und Business und die damit verbundenen Transformationsprozesse in Unternehmen.
Immer mehr Unternehmen wechseln auf SAP S/4HANA, um Prozesse zu optimieren und die digitale Transformation voranzubringen. Bei der Einführung lauern jedoch Fallstricke.
Das "RISE with SAP"-Programm, das Unternehmen zum Um- beziehungsweise Einstieg in die SAP-S/4HANA-Welt in der Cloud "animieren" soll, gewinnt immer mehr Anhänger.
Das "RISE with SAP"-Programm, das Unternehmen zum Um- beziehungsweise Einstieg in die SAP-S/4HANA-Welt in der Cloud "animieren" soll, gewinnt immer mehr Anhänger.
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Die digitale Transformation verlangt Unternehmen ein Maß an Agilität und Effizienz ab, um bestehende Prozesse an Marktveränderungen schnell anzupassen und neue datenbasierte Geschäftsmodelle umzusetzen, die sich nur mit einer modernen IT-Landschaft erzielen lässt. Ihr Herzstück sollte in der Regel eine integrierte ERP-Software der neuesten Generation bilden. Im SAP-Umfeld übernimmt die ERP-Suite SAP S/4HANA diese Rolle, die mit In-Memory-Technologie arbeitet. Der Wille in den Unternehmen ist offensichtlich vorhanden, ihre IT- beziehungsweise SAP-Landschaft durch die Implementierung dieser ERP-Suite zu modernisieren.

35 Prozent der deutschen Unternehmen setzen SAP S/4HANA bereits ein, 37 Prozent planen die Implementierung. Das ist das zentrale Ergebnis der aktuellen Studie zu "SAP S/4HANA", die CIO, CSO und COMPUTERWOCHE zusammen mit den Partnern Scheer, SNP Schneider-Neureither & Partner, All for One Group, Celonis, Lufthansa Industry Solutions (LHIND) und SPIRIT/21 umgesetzt haben. An der Studie nahmen 340 C-Level-Geschäfts- und IT-Entscheiderinnen und -entscheider, IT-Leitende und Fachbereichsverantwortliche aus Unternehmen unterschiedlichster Branchen, Größen und Umsatzklassen in Deutschland teil.

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SAP-S/4HANA-Umstieg - zeitnah und unter Handlungsdruck

Weitere Ergebnisse der Studie: Knapp sieben von zehn Befragten (69 Prozent), die den Einsatz von SAP S/4HANA planen, wollen die ERP-Suite innerhalb der kommenden zwölf Monate einführen, knapp ein Viertel (23 Prozent) in zwei bis drei Jahren. Vorreiter sind große Unternehmen, die über eine Milliarde Euro Jahresumsatz erzielen (44 Prozent) oder 1000 und mehr Beschäftigte haben (41 Prozent).

Interessant ist, dass der Wechsel auf SAP S/4HANA bei 81 Prozent der Befragten unter "Handlungsdruck" stattfindet. Das lässt Spielraum für Interpretationen. Als Top-3-Gründe für den Umstieg auf die neueste ERP Suite von SAP werden genannt: Prozesse optimieren und geschäftliche sowie digitale Transformation vorantreiben (25 Prozent), neueste SAP-Funktionen nutzen (23 Prozent) und das vorhandene ERP-System ersetzen, weil die Wartung und/oder der Support auslaufen (17 Prozent). Das kann ein nicht zukunftsfähiges SAP-R/3-System sein, wie es 42 Prozent der Befragten offenbar noch nutzen, die veraltete ERP-Software eines Drittherstellers oder eine ERP-Eigenentwicklung.

Digitale Transformation entscheidend voranbringen

81 Prozent der Befragten sagen, dass der Einsatz von SAP S/4HANA für ihre digitale Transformation von "entscheidender", "sehr großer" oder "großer" Bedeutung ist. Das verwundert nicht, denn knapp drei Viertel der Unternehmen sind der Ansicht, dass diese ERP-Suite die Umsetzung digitaler End-to-End-Prozesse und datenbasierter Geschäftsmodelle maßgeblich unterstützt.

Für einen Großteil der Unternehmen ist der Einsatz von SAP S/4HANA bei der digitalen Transformation von "entscheidender", "sehr großer" oder "großer" Bedeutung.
Für einen Großteil der Unternehmen ist der Einsatz von SAP S/4HANA bei der digitalen Transformation von "entscheidender", "sehr großer" oder "großer" Bedeutung.
Foto: Research Services: erdenbuerger - kreative kommunikation

Passend dazu erwarten 87 Prozent der Befragten einen konkreten Mehrwert für ihr Business durch SAP S/4HANA: in erster Linie die schnelle und flexible Anpassung an neue geschäftliche Herausforderungen (57 Prozent), deutlich vereinfachte und effizientere Geschäftsprozesse (49 Prozent) und Kosteneinsparungen (47 Prozent), aber auch eine Verbesserung beim Datenmanagement (35 Prozent). Überraschend groß ist die Skepsis der Fachbereiche, von denen nur 29 Prozent mit einem "sehr großen" oder "großen" Mehrwert für das Business rechnen.

Fach- und IT-Wissen größte Challenge beim SAP-S/4HANA-Umstieg

All das zeigt: An diese ERP-Suite von SAP knüpfen die Unternehmen sehr hohe Erwartungen. Umso wichtiger ist es, dass der Umstieg möglichst glatt verläuft und mit Erfolg abgeschlossen wird. Sowohl eine System Conversion nach dem Brownfield-Ansatz als auch die Neuimplementierung nach dem Greenfield-Ansatz ist alles andere als trivial, sondern mit Herausforderung gespickt. 40 Prozent der Befragten sehen Fach- und IT-Wissen als größte Herausforderung für die Transformation auf diese ERP-Suite, allen voran die Fachbereiche (52 Prozent), 32 Prozent im (fehlenden) Know-how für den Betrieb von SAP S/4HANA. Bei 31 Prozent ist eine (unzureichenden) Expertise der Fachbereiche, was neue SAP-S/4HANA-Funktionen angeht, der größte Pain Point.

Die meisten Firmen gehen den Wechsel auf SAP S/4HANA strategisch an. 37 Prozent verfolgen sogar eine dedizierte Strategie beim Betrieb und bei der Weiterentwicklung dieser ERP-Suite, bei 17 Prozent ist eine solche in Planung. 41 Prozent vollziehen den Umstieg im Rahmen ihrer allgemeinen SAP-Strategie. Bei 86 Prozent der Unternehmen ist die Migration beziehungsweise Einführung dieser ERP-Suite auch Bestandteil eines Change-Programms. Das lässt den Schluss zu, dass sie einen wichtigen Baustein in der Geschäfts- und Digitalisierungsstrategie bildet.

37 Prozent der Unternehmen verfolgen eine dedizierte Strategie beim Umstieg auf SAP S/4HANA.
37 Prozent der Unternehmen verfolgen eine dedizierte Strategie beim Umstieg auf SAP S/4HANA.
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Wechsel am häufigsten mit hybridem Ansatz

Die Verantwortung für den Wechsel auf SAP S/4HANA liegt in erster Linie bei der internen IT-Organisation (56 Prozent). Fachabteilungen (13 Prozent) sowie Geschäftsführung und Vorstand (jeweils zwölf Prozent) spielen eine Nebenrolle. In den allermeisten Fällen ziehen Unternehmen hierfür auch einen oder mehrere IT-Dienstleister im SAP-Umfeld hinzu, langfristig (34 Prozent) oder für den Einführungszeitraum (44 Prozent). Offensichtlich ist ein Umstieg in Eigenregie zu umfangreich und komplex.

Auf dem Weg zu SAP S/4HANA bevorzugt ein Drittel der Befragten einen Mix aus Greenfield- und Brownfield-Ansatz, den sogenannten "Color-Field"-Ansatz, der die Vorteile beider Methoden vereint. 31 Prozent entscheiden sich für eine technische System Conversion (Brownfield-Ansatz), 22 Prozent für eine komplette Neueinführung (Greenfield-Ansatz). Letztere kommt für Firmen infrage, die bislang keine SAP-Software einsetzen oder für SAP-Anwenderfirmen mit einer Multi-ERP-Umgebung. Auffallend ist, dass vor allem die nach Größe (bis 499 Beschäftigte) und Umsatz (bis 99 Millionen Euro) kleineren Betriebe SAP S/4HANA nach dem Greenfield-Ansatz neu einführen. Das spricht dafür, dass dort bislang keine SAP-Software im Einsatz war.

RISE with SAP wird zum neuen Normal

Besonders interessant: Das "RISE with SAP"-Programm, das Unternehmen zum Um- beziehungsweise Einstieg in die SAP-S/4HANA-Welt in der Cloud "animieren" soll, gewinnt immer mehr Anhänger. Zur Wahl stehen eine SaaS-Lösung in der Public Cloud und eine Private Cloud Edition. Nutzen gegenwärtig 29 Prozent der Befragten dieses Business-Transformation-as-a-Service-Programm, planen 42 Prozent dies für die Zukunft, allen voran in Bezug auf Größe und Umsatzklasse kleinere und mittelgroße Firmen.

Für diese Firmen scheint das RISE-with-SAP-Angebot besonders attraktiv zu sein. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass es eine schnellere Einführung verspricht als klassische Methoden (Colorfield, Brownfield, Greenfield) und die einzelnen Komponenten in einem einzigen Paket (one offer) und Vertrag (one contract) gebündelt sind. Dafür spricht, dass Firmen, die RISE with SAP bereits nutzen, besonders das Preis-Leistungs-Verhältnis (46 Prozent) und den einfacheren SAP-S/4HANA-Umstieg beziehungsweise -Einstieg (43 Prozent) schätzen.

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg einer SAP-S/4HANA-Migration oder -Einführung ist gute Vorbereitung. Dazu zählen unter anderem Prozess- und Workflowanalysen im Vorfeld. Mehr als neun von zehn Befragten (91 Prozent) führen solche Analysen durch, ein Drittel davon durchleuchten Prozesse und Workflows sogar "grundlegend". Auffallend ist, dass der Anteil kleinerer Betriebe (bis 499 Beschäftigte), die Prozesse und Workflows "grundlegend" analysieren mit 37 Prozent deutlich höher ausfällt als bei großen Unternehmen (1000 und mehr Beschäftigte; 28 Prozent) und mittleren Firmen (500 bis 999 Beschäftigte; 26 Prozent).

91 Prozent der Befragten führen Prozess- und Workflow-Analysen im Vorfeld einer SAP-S/4HANA-Migration durch.
91 Prozent der Befragten führen Prozess- und Workflow-Analysen im Vorfeld einer SAP-S/4HANA-Migration durch.
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Die Rolle der SAP BTP - heute und in Zukunft

Die Studie beleuchtet auch die Rolle der SAP Business Transformation Platform (SAP BTP). Gegenwärtig wird die SAP BTP in erster Linie zur Integration standardisierter Business-Services genutzt (43 Prozent). Jeweils 35 Prozent der Befragten entwickeln auf Basis dieser Plattform neue Cloudlösungen, die den ERP-Kern erweitern, oder nutzen die bereitgestelltem Data-Warehouse- und Analysetools (SAP Analytics Cloud, SAP Data Warehouse Cloud, SAP HANA Cloud). 32 Prozent setzen Tools und Services der SAP BTP für künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen (ML), robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) oder das Internet der Dinge (IoT) ein. 28 Prozent verwenden ihre Integrationsservices, um Drittsoftware zu integrieren. Nur sechs Prozent der Befragten planen gegenwärtig keinen SAP-BTP-Einsatz.

Geht es um die Entwicklung neuer Cloud-Lösungen, etwa im Rahmen von Digitalisierungsvorhaben, finden die wichtigsten IT- und Software-Innovationen nur zum Teil innerhalb der SAP-Welt statt. In vielen Fällen nutzen Unternehmen dafür Entwicklungswerkzeuge außerhalb der SAP-Welt, beispielsweise eine No-Code- oder Low-Code-Plattform.

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Studiensteckbrief

Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE

Platin-Partner: Scheer GmbH; SNP Schneider-Neureither & Partner SE

Gold-Partner: All for One Steeb c/o All for One Group SE; Celonis Deutschland GmbH; Lufthansa Industry Solutions GmbH & Co. KG; SPIRIT/21 GmbH

Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen in der D-A-CH-Region: strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs), IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich

Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die Entscheiderdatenbank Entscheiderdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie - zur Erfüllung von Quotenvorgaben - über externe Online-Access-Panels

Gesamtstichprobe: 340 abgeschlossene und qualifizierte Interviews

Untersuchungszeitraum: 30. März bis 6. April 2022

Methode: Online-Umfrage (CAWI)

Fragebogenentwicklung & Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Abstimmung mit den Studienpartnern