Nadella baut das Business um

Microsoft verliert COO Kevin Turner

08.07.2016
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Microsoft-COO Kevin Turner wird den Softwareriesen Ende Juli verlassen. Einen Nachfolger wird es nicht geben. Offenbar will Microsoft-Chef Satya Nadella den Betrieb des Softwaregeschäfts grundlegend ändern. Die Organisation soll flexibler und agiler werden.

Nach elf Jahren verlässt Chief Operating Officer (COO) Kevin Turner Microsoft. Das teilte CEO Satya Nadella in einer E-Mail allen Mitarbeitern des weltgrößten Softwareherstellers mit. Turner verlässt das Unternehmen Ende Juli und wird Chief Executive Officer (CEO) des Börsen- und Finanzhändlers Citadel Securies. Experten hatten eigentlich damit gerechnet, dass Turner bereits früher seinen Abschied nimmt. Nach dem Rückzug von Steve Ballmer vom Chefposten bei Microsoft war der Manager als Kandidat für dessen Nachfolge gehandelt worden. Nachdem er Anfang 2014 Nadella den Vortritt lassen musste, gingen Insider davon aus, dass Turner zügig geht.

Nun hat es Turner doch noch zweieinhalb Jahre bei Microsoft ausgehalten. Die Abschiedsbotschaft von Nadella lässt auch nicht auf Zwist innerhalb Microsofts Führungsebene schließen. Kevin habe in den vergangenen elf Jahren extrem viel bewirkt, lobte der Microsoft-CEO seinen scheidenden Top-Manager. Er habe den Umsatz mehr als verdoppelt und die Kundenzufriedenheit auf neue Rekordwerte gebracht. "Ich habe viel von Kevin gelernt und wünsche ihm das Beste für seinen neuen Job", schrieb Nadella.

Einen Nachfolger für Turner wird es Nadella zufolge nicht geben. Offensichtlich will der Microsoft-Chef den Geschäftsbetrieb des Softwarekonzerns komplett neu organisieren. "Wir müssen ein neues Level der Kundenorientierung erreichen, in allem, was wir tun - ob im Vertrieb, im Marketing, im Service oder in der Produktentwicklung", kündigte Nadella an. Es sei sehr wichtig, eine Feedback-Schleife zu haben über alle Teile des Unternehmens hinweg. Im Zentrum müsse dabei immer der Wert für den Kunden und die Kundenzufriedenheit stehen. "Das heißt, wir müssen gemeinsam das Geschäft vorantreiben, lernen und kontinuierlich verbessern."

Sales, Marketing und Services sollen gesamte Microsoft-Organisation durchdringen

Nadella verkündete, die Sales Marketing Services Group (SMSG) als eigenständige Organisationseinheit mehr oder weniger aufzulösen und die damit verbundenen Funktionen tiefer und enger in die anderen Bereiche von Microsoft zu verteilen und zu integrieren. In der Folge soll die Rolle des COO auf verschiedene Köpfe verteilt werden:

  • Judson Althoff wird das Enterprise- und das Partnergeschäft leiten.

  • Jean-Philippe Courtois soll den globalen Sales- und Marketing-Betrieb verantworten.

  • Chris Capossela leitet künftig das weltweite Marketing sowie das Consumer-Geschäft.

  • Kurt DelBene wird in Zukunft für die IT und den Geschäftsbetrieb verantwortlich zeichnen.

  • Amy Hood kümmert sich um die Finanzen inklusive Lizenzpolitik und das Pricing.

Nadella hofft, die Microsoft-Organisation damit flexibler und agiler aufstellen zu können. "Die Welt verändert sich", konstatierte der Microsoft-Chef. Um global wachsen zu können, gehe es heute vor allem darum, seine Lösungen speziell an lokale geografische Gegebenheiten anzupassen. Offenbar sollen die Länderorganisationen mehr Freiraum bekommen, ihre Märkte eigenständig zu adressieren.

Die neue Organisation dürfte für viel Gesprächsstoff auf der weltweiten Partnerkonferenz sorgen, die vom 10. bis 14.Juli im kanadischen Toronto stattfindet. Schließlich geht es auch darum, welche Rolle die Partner im künftigen Business-Kosmos von Microsoft spielen werden, der sich mehr und mehr um Cloud-Lösungen dreht.