Pilotprogramm in den USA

Mercedes-Benz baut ChatGPT in seine Fahrzeuge ein

16.06.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Künftig sollen sich Fahrerinnen und Fahrer mit ihrem Benz unterhalten können – über den Zielort, Küchenrezepte, oder warum der Benzinpreis so hoch ist.
Bei den Autobauern dreht sich immer mehr um Software und Services, Sprachsteuerung und KI.
Bei den Autobauern dreht sich immer mehr um Software und Services, Sprachsteuerung und KI.
Foto: Mercedes-Benz

Mercedes-Benz integriert den Konversations-Bot ChatGPT in die Sprachsteuerung seiner Fahrzeuge. Umgesetzt wird diese Integration über den Azure OpenAI Service aus der Microsoft-Cloud. Der deutsche Autobauer spricht von einem Betaprogramm, das zunächst nur für Kunden in den USA zugänglich sein und eine Testphase von voraussichtlich drei Monaten umfassen soll. Die Betaphase startete am 16. Juni für alle Modellreihen mit einem MBUX-Infotainment-System. Mercedes zufolge sind das mehr als 900.000 Fahrzeuge.

Die Teilnahme am Betaprogramm sei optional, hieß es. Interessierte würden über die App "Mercedes me" oder direkt aus dem Fahrzeug heraus instruiert. Um teilzunehmen, sagt die Fahrerin oder der Fahrer dem Auto: "Hey Mercedes, I want to join the beta program." Die Einführung soll dann over the air erfolgen.

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Mercedes-Benz verspricht seinen Kunden mit der Integration von ChatGPT eine bessere Interaktion mit dem Fahrzeug. Während die meisten Sprachassistenten auf vorkonfigurierte Aufgaben und Antworten eingeschränkt seien, nutze ChatGPT ein Large Language Model (LLM), was das Verständnis natürlicher Sprache deutlich verbessere. Auch die Vielfalt der Themen, auf die der Sprachassistent reagieren könne, werde viel größer.

Hey Mercedes ... hier ChatGPT

Mit ChatGPT könnten Fahrer Konversationen führen. Sie könnten beispielsweise Interessantes zu ihrem Zielort erfragen, sich Küchenrezepte vorschlagen lassen oder Wissensfragen klären. Alle Informationen gelangen via Spracheausgabe in den Innenraum des Fahrzeugs. Fahrerinnen und Fahrer könnten sich so jederzeit auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren. Die Hände blieben am Lenkrad.

Die Mercedes-Benz-Verantwortlichen sprechen im Zusammenhang mit der Integration von ChatGPT von einem Meilenstein. Das Auto soll zum Mittelpunkt des digitalen Lebens werden.
Die Mercedes-Benz-Verantwortlichen sprechen im Zusammenhang mit der Integration von ChatGPT von einem Meilenstein. Das Auto soll zum Mittelpunkt des digitalen Lebens werden.
Foto: Mercedes Benz

"Die Integration von ChatGPT gemeinsam mit Microsoft in unsere abgeschirmte Cloud-Umgebung ist ein echter Meilenstein auf unserem Weg, das Auto zum Mittelpunkt des digitalen Lebens zu machen", sagt Markus Schäfer, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG und Chief Technology Officer. Das Betaprogramm erweitere bestehende Hey-Mercedes-Funktionen wie die Navigationseingabe oder die Wetterabfrage. Es mache Gespräche in natürlichen Dialogen und mit Folgefragen möglich.

Mercedes verspricht seinen Kunden absoluten Datenschutz

Kunden können sich laut Schäfer darauf verlassen, dass der Schutz ihrer Daten sichergestellt ist. Sie würden immer erfahren, welche Informationen zu welchem Zweck erhoben werden und könnten darüber frei entscheiden. Mercedes-Benz schütze alle Kundendaten vor Manipulationen und Missbrauch. Der Autobauer behalte zudem stets die Hoheit über die IT-Prozesse im Hintergrund. Die Spracheingaben würden in der "Mercedes-Benz Intelligent Cloud" gespeichert, dort anonymisiert und dann analysiert.

Nutzer sollen die ChatGPT-Funktionen auch über die App "Mercedes me" aktivieren können.
Nutzer sollen die ChatGPT-Funktionen auch über die App "Mercedes me" aktivieren können.
Foto: Mercedes Benz

Der Konzern will über das Betaprogamm Erkenntnisse zu bestimmten Anfragen gewinnen, um dann in der Weiterentwicklung der Sprachsteuerung präzise Schwerpunkte setzen zu können. Ziel sei die Einführung eines eigenen Large Language Model in weiteren Märkten und Sprachen. Wann und in welcher Form das ChatGPT-Programm weiter ausgebaut wird, ist noch nicht bekannt.