KI und ML Trendthemen der Hannover Messe

Maschinenbauer transformieren zu Software-Anbietern

31.03.2019
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Die digitale Transformation ist auf der Hannover Messe Industrie unübersehbar. So wandeln sich klassische Anlagenbauer immer mehr zu Softwareanbietern und machen den klassischen IT-Playern ihr Revier streitig.
Die Hannover Messe, die für 2019 das Leitthema "Integrated Industry - Industrial Intelligence" ausgegeben hat, rechnet mit rund 6.500 Ausstellern.
Die Hannover Messe, die für 2019 das Leitthema "Integrated Industry - Industrial Intelligence" ausgegeben hat, rechnet mit rund 6.500 Ausstellern.
Foto: Deutsche Messe AG

Das Thema Digitalisierung hat mittlerweile die gesamte HMI erobert, weshalb die Messe AG, die mit rund 6.500 Ausstellern kalkuliert, für 2019 das Leitthema "Integrated Industry - Industrial Intelligence" ausgegeben hat. Und die Digitalisierung ist nicht länger nur ein Thema für die klassischen IT-Player, die ebenfalls zahlreich auf der Messe zu finden sind (siehe Artikel "IT-Branche nimmt Shopfloor ins Visier"). So dringen neben Siemens Unternehmen wie Festo, Bosch, Continental oder Beckhoff Automation im Zuge der Plattformökonomie und Digitalisierung immer stärker in das Software-Business vor.

Mit der CrimpIQ-Steuerung können die Schläuche aus der Ferne gewartet und Updates aufgespielt werden
Mit der CrimpIQ-Steuerung können die Schläuche aus der Ferne gewartet und Updates aufgespielt werden
Foto: Continental

Ein Beispiel dafür, wie klassisches Fertigungs- und Software-Know-how Hand in Hand gehen, ist etwa die CrimpIQ-Steuerung von Continental. Sie ist für die intelligente Steuerung für das Verpressen von Hydraulik- und Industrieschläuchen zuständig. Ferner können mit ihr Schläuche aus der Ferne gewartet und Updates aufgespielt werden. Um dies zu realisieren, hat Continental das eigene Kautschuk-Know-how mit seinem Softwarewissen zusammengeführt.

Federn werden smart

Ein anderes Beispiel ist eine smarte Luftfeder, die dank IT verlässliche Aussagen über Druck-, Temperatur- und Höhenzustand liefert. Ferner informiert die integrierte Sensorik permanent über den Betriebszustand in Echtzeit. Grundsätzlich steht der Messeauftritt von Continental ganz im Zeichen von Industrie 4.0 und KI, die man als "Schlüsselfaktoren auf dem Weg zur Mobilität von morgen" sieht. So veranstaltet das Unternehmen während der HMI auf seinem Stand in Halle 25 ein Summit, in dessen Rahmen Experten zu Trendthemen wie Industrie 4.0 und KI referieren.

Rund 4.000 Quadrameter umfasst der Siemens Hauptstand in Halle 9.
Rund 4.000 Quadrameter umfasst der Siemens Hauptstand in Halle 9.
Foto: Siemens

Mit gleich vier Messeständen unterstreicht Siemens unter dem Messemotto "Digital Enterprise - Thinking Industry Further" die Bedeutung der HMI für den Konzern. Neben dem 4.000 Quadratmeter umfassenden Hauptstand in Halle 9 ist das Unternehmen mit Themen wie e-Mobility in Halle 27, Industrial 5G in Halle 16 und Product Lifecycle Management in Halle 6 zu finden. Im Mittelpunkt des Messeauftritts stehen Erweiterungen des Digital-Enterprise-Angebots für die digitale Transformation der Fertigungs- und Prozessindustrie.

Dabei setzt Siemens auf zahlreiche branchenspezifische Lösungen, für die in Hannover auch Best Practices gezeigt werden. Ferner bringen die Münchner auf der Hannover Messe ein ganzes Produktportfolio an Lösungen, Apps und Devices für das Edge Computing. Hierzu gehört auch eine neue Generation an Industrie-PCs.

Siemens setzt auf Edge Computing

Siemens baut die MindSphere-Welt aus.
Siemens baut die MindSphere-Welt aus.
Foto: Siemens

Zu den Produktinnovationen rund um die digitale Prozesskette in der Produktion gehört eine neue Version der Software NX mit Machine-Learning (ML)- und Artificial-Intelligence (AI)-Funktionen. Das CAD/CAM/CAE-System kann anstehende Arbeitsschritte bei der Programmierung vorhersagen und die Benutzeroberfläche vorausschauend aktualisieren. Die Funktionen unterstützen laut Siemens den Benutzer dabei, die Software effizienter einzusetzen, um so seine Produktivität zu erhöhen. Ferner stellt Siemens mit dem Modul "Electrical Design" eine eigene E-CAD-Funktionalität für das mechatronische Engineering von Maschinen und Produktionslinien vor.

COMPUTERWOCHE und CIO präsentieren Studie Machine Learning 2019

Zumindest auf der Hannover Messe haben sich Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning einen festen Platz in Strategie und Produktportfolio der industriellen Aussteller erobert. Doch wie sieht die Realität in den deutschen Unternehmen im Frühjahr 2019 aus? Einen Faktencheck bietet die brandneue Studie „Machine Learning 2019“ von COMPUTERWOCHE und CIO, die wir im Rahmen des Forums tech transfer (Halle 2, Stand C02) am Mittwoch, den 3.April von 12.30 bis 13.30 Uhr präsentieren. Im Anschluss an die Präsentation diskutieren wir mit unseren Studienpartnern Siemens, IBM, Lufthansa Industry Solutions, In-integrierte Informationssysteme und A1 Digital die Frage "KI/ML zwischen Hype und Realität - wie nutzen deutsche Unternehmen die neue Technik".

Nicht fehlen darf auf dem Siemens-Stand natürlich das Thema Digital Twin, bei dem Siemens im weltweiten Vergleich nach Meinung vieler Experten eine Technologieführerschaft innehat. Ein Showcase aus dem Bereich Greenfield ist in Hannover die virtuelle Abbildung einer Chemischen Fabrik. Mit dem Digital Enterprise soll so Die Simulation einer kompletten Anlage mit Labor-, Automatisierungs- und Steuerungstechnologie für eine nachhaltige und ökologische Produktion von Polyamiden aus Biomasse möglich sein. Damit diese Simulation möglichst wirklichkeitsnah ist, arbeitet Siemens intensiv an der Datengewinnung aus Prozessleitsystemen wie der Simatic.

Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Schlüsselkompetenz für Bosch. Bis 2021 soll sich die Anzahl der 1.000 KI-Experten im Unternehmen auf 4.000 vervierfachen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Schlüsselkompetenz für Bosch. Bis 2021 soll sich die Anzahl der 1.000 KI-Experten im Unternehmen auf 4.000 vervierfachen.
Foto: Bosch

Ein anderes Beispiel, wie sehr sich die deutschen Unternehmen im Zuge der digitalen Transformation bereits verändert haben, ist Bosch/Bosch Rexroth. Das Unternehmen zeigt in Halle 17, wie seine Vision der vernetzten Fabrik Realität geworden ist: Autonome Transportfahrzeuge liefern Komponenten zu digitalen Arbeitsplätzen, Robotiksysteme unterstützen Mitarbeiter. Im Hintergrund sammeln, analysieren und visualisieren Softwareanwendungen Die Daten. Die Qualitätsprüfung wird dank KI immer präziser und dieKommunikation erfolgt über 5G nahezu in Echtzeit.