Was Informatiker antreibt

Lust auf Innovation

11.11.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Sie arbeiten dort, wo sich viele Informatiker hinwünschen. Wir haben Young Professionals gefragt, warum sie sich für BMW, Microsoft, die Deutsche Telekom oder die Fraunhofer-Gesellschaft entschieden haben.

Miriam Ney, Microsoft

Wie kannst du nur für einen Monopolisten arbeiten?" Auch mit solchen Vorwürfen sieht sich Miriam Ney konfrontiert, wenn sie ihren Arbeitgeber nennt. Die Begeisterung für ihren Job als Beraterin bei Microsoft schmälert das nicht: "Ich habe erwartet, dass ich herausgefordert werde. Und das ist eingetreten. Jeder Tag ist spannend. Das ist cool." Mit den neuesten Technologien arbeiten, immer dazulernen, viele neue Menschen kennenlernen, reisen und auch internationale Kontakte knüpfen: Ney wusste genau, was sie wollte.

Miriam Ney, Microsoft: "Ich werde jeden Tag herausgefordert. Das ist spannend."
Miriam Ney, Microsoft: "Ich werde jeden Tag herausgefordert. Das ist spannend."
Foto: Microsoft

Während ihres dualen Bachelor-Studiums der Informationstechnik in Mannheim und dem Master in Informatik hatte sie für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gearbeitet. Das schärfte ihren Blick auf die berufliche Zukunft: "Ich wollte lieber in der Industrie als in einer staatlichen Einrichtung arbeiten", sagt die 25-Jährige. Von einem Freund erfuhr sie von MACH, dem zweijährigen Traineeprogramm von Microsoft. Eine Bewerbung, zwei Auswahlgespräche und ein Assessment Center später hatte Ney die Zusage für einen der begehrten Plätze in der Tasche. Jährlich 2500 Bewerbungen erhält der Softwarehersteller hierzulande für die insgesamt 40 Plätze. Ein harter Auswahlprozess? Nicht für Ney, die das Assessment Center als "angenehm" empfand: "Natürlich stand man anfangs unter Stress, aber das Klima war freundlich, die meisten Microsoft-Manager durften wir duzen, man entspannte sich schnell." Hilfreich war auch das Feedback danach.

Trainings und Netzwerkveranstaltungen in den USA, Paris und Prag prägten das erste Jahr des Traineeprogramms, das Ney hinter sich hat. Seit Februar ist sie als technische Beraterin für die Collaboration-Plattform Sharepoint im Einsatz. Vier Tage pro Woche ist sie beim Kunden vor Ort, einem Konzern, der für 200.000 Mitarbeiter Sharepoint einführen will. Mit ihren Kollegen schreibt Ney Guidelines für die Einführung und konzipiert Trainings für die Mitarbeiter. Sie lernt on-the-Job, hat einen Senior Consultant als Ansprechpartner zur Seite und kann die im Studium erworbenen Methoden gut einsetzen. Ähnlich wie in der Forschung fühlt sich die Informatikerin mit einem Arbeitgeber wie Microsoft vorne dran. Nur mit dem Unterschied, dass aus Technologien Produkte werden, die neu eingesetzt werden. Das macht für sie den Reiz aus, zumal sie die Praxis auf ihre Art herausfordert: "In den Teams haben, anders als im Studium, nicht alle den gleichen Kenntnisstand, sondern unterschiedlichste Erfahrungen." Diese gilt es zusammenzubringen.

Tobias Bergtholdt, Deutsche Telekom

Den Blick fürs große Ganze fand Tobias Bergtholdt in seinem früheren Job als IT-Berater bei Accenture nicht. Nach dem Studium der technischen Informatik in Mannheim beriet Bergtholdt TK-Firmen, die Softwarelösungen einführten. Ihm wurde klar, dass ihm der Fokus auf Technik nicht reichte: "Ich wollte weg vom technischen Detailwissen und mich mehr mit strategischen Themen beschäftigen. Dafür habe ich bei der Deutschen Telekom ein perfektes Umfeld gefunden." Seit zweieinhalb Jahren arbeitet er in der Produktentwicklung des TK-Konzerns.

Tobias Bergtholdt hat bei der Deutschen Telekom eine für ihn perfekte Kombination aus Technik und Strategie gefunden.
Tobias Bergtholdt hat bei der Deutschen Telekom eine für ihn perfekte Kombination aus Technik und Strategie gefunden.
Foto: Telekom

Als Senior Manager für Business Development im Bereich Cloud Computing kommt der 28-Jährige dem großen Ganzen näher. Aus welchen Komponenten soll eine Cloud-Plattform für mittelständische Firmen bestehen? Wie soll das Geschäftsmodell aussehen? Lässt sich das Modell auf andere Länder übertragen? Antworten auf diese und andere Fragen galt es zu finden. Bergtholdt und sein Team kümmern sich um die Weiterentwicklung der Cloud-Plattform "Business Market Place", die kleine und mittelständische Unternehmen als Kunden anvisiert, und um deren technische Schnittstellen.

Sein Fachwissen und die im Studium erworbene Fähigkeit, logisch und strukturiert vorzugehen, halfen dem Informatiker von Anfang an. Bergtholdt nennt ein Beispiel: "Wir mussten für den neuen Bereich Hosting Services eine Technologiestrategie ausarbeiten, die verschiedenen Optionen aufzeigen und sie bewerten. Da hilft es sehr, die große Strategie in kleinere Teilmodule herunterzubrechen." Neu ist für ihn die Dimension. Praxisarbeiten und Übungen an der Universität sind überschaubar, das an ihnen erprobte Handwerkszeug muss er nun in komplexen Projekten anwenden und unterschiedlichste Abhängigkeiten berücksichtigen. Er lernt jeden Tag etwas dazu, das gefällt ihm. Wie er sich früher in eine Programmiersprache schnell einarbeitete, erschließt er sich heute Methoden wie Scrum, mit der seine Abteilung arbeitet: "Scrum erlaubt, Projekte und Themen schneller voranzutreiben, das kommt mir sehr entgegen." Dass die Telekom mal ein Staatskonzern war, merkt Bergtholdt nur noch selten. Er hat sich bewusst für ein Großunternehmen entschieden, weil sich ihm hier mehr Weiterbildungsschancen eröffnen als in kleineren Firmen.