KI soll Humor lernen

Künstliches Lachen darf nicht künstlich wirken

20.09.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Lachen verbindet – ein leises Kichern oder ein lauter Lacher nach einem guten Witz sorgen für Empathie. Forscher in Japan arbeiten daran, einer künstlichen Intelligenz angemessenes Lachen beizubringen.
Richtig lachen ist gar nicht so einfach, wie japanische Forscher beim Lachtraining ihres Machine-Learning-Algorithmus herausgefunden haben.
Richtig lachen ist gar nicht so einfach, wie japanische Forscher beim Lachtraining ihres Machine-Learning-Algorithmus herausgefunden haben.
Foto: fizkes - shutterstock.com

Japanische Forscher wollen einem KI-gesteuerten Roboter die Kunst des Lachens lehren. Das ist jedoch nicht trivial. Schließlich hat menschliches Gelächter viele Nuancen. Die Palette reicht vom leisen Kichern bis zum ungehemmten Gröhlen. Dazu kommt, dass ein Lacher zur jeweiligen Gesprächssituation passen muss, wenn er nicht als peinlich empfunden werden soll. Auch die Entscheidung, ob und wann ein Roboter in menschliches Gelächter einstimmen soll, kann durchaus diffizil sein.

Lachen in der richtigen Art und Weise sowie zur angemessenen Zeit sei eine wichtige Funktion für Anwendungen rund um Conversational AI, sagt Koji Inoue von der Universität im japanischen Kyoto. Damit lasse sich das Gefühl von Empathie in einer Unterhaltung zwischen Mensch und Roboter erzeugen.

Inoue und sein Team haben für das Training ihres KI-Roboters "Erica" rund 80 Speed-Dating-Dialoge zwischen männlichen Universitätsstudenten und Robotern, die erst einmal von weiblichen Amateurschauspielerinnen gesteuert wurden, aufgezeichnet. In den Dialogen wurden verschiedene Varianten des Lachens kategorisiert und beschrieben. Anhand dieser Informationen sowie den entsprechenden Audiodaten haben die Wissenschaftler dann einen Machine-Learning-Algorithmus trainiert.

Lachen ist nicht gleich Lachen

Die größte Herausforderung dabei sei es gewesen, Situationen für gemeinsames Lachen zu identifizieren und zu entscheiden, welcher Typ Lacher dann angebracht sei, berichten die Forscher. Gerade soziales Lachen sei ein wichtiger Bestandteil in Dialogen. Das Problem dabei: Diese kleinen Gluckser seien subtil und leise, sie würden oft übersehen. Bisher entwickelte Dialogsysteme setzten eher auf laute Lacher, die jedoch an der einen oder anderen Stelle deplatziert wirken und für Irritationen sorgen können.

Nachdem Erica ihren eigenen Sinn für Humor entwickelt hatte, wurde der Algorithmus in vier Testdialogen auf den Prüfstand gestellt. 130 Beobachterinnen und Beobachter haben die Lacher in diesen Unterhaltungen bewertet - hinsichtlich Natürlichkeit, Verständnis, Einfühlungsvermögen und Passgenauigkeit. So wurde der Lach-Algorithmus weiter verfeinert.

Mit den weiteren Fortschritten im Erzeugen von Gelächter wird es möglich sein, Lacher für die unterschiedlichsten Situationen herzustellen, schreiben die Forscher in ihrem Bericht. Inoue dämpft indes zu hohe Erwartungen. Es werde mehr Sprach- und Videodaten für verschiedenste Dialogsituationen brauchen, um Lach-Algorithmen optimal trainieren zu können.

Generell werde es noch viele Jahre dauern, bis Roboter menschliches Lachen, aber auch Gesten und feine Sprachvariationen beherrschen werden. Erst dann könne die Rede davon sein, dass ihnen so etwas wie ein Charakter zugeschrieben werden könne. Das aber sei die Voraussetzung dafür, dass Menschen ein lockeres Gespräch mit einer Maschine führen könnten - vergleichbar mit einem Gespräch unter Freunden.