Kubernetes gegen IT-Fachkräftemangel
UK News - der britische Ableger des Mediengiganten News Corp. - beschäftigt sich seit 2017 mit Kubernetes. Das Unternehmen begann zunächst mit eigenen Clustern, setzt seit 2018 jedoch auf den Elastic Kubernetes Service von Amazon Web Services (AWS). Das stellt allerdings nur einen Teil des Technologie-Stacks von News UK dar - dazu gehören eine Reihe weiterer AWS Services - etwa der Elastic Container Service, Fargate, Batch und Elastic Beanstalk. Die erste Applikation, die im Produktivbetrieb innerhalb der gemanagten Kubernetes-Umgebung gelaufen ist, war ein Legacy-Java-System, das für die Zugangskontrolle zuständig ist. Nachdem sich die Umgebung als zuverlässig erwiesen hatte, begann das Unternehmen damit, nach und nach weitere Applikationen in die Managed-Kubernetes-Umgebung zu migrieren.
Marcin Cuber, Cloud DevOps Spezialist bei News UK gab im Rahmen der FutureStack19-Konferenz Einblicke in die praktischen Erfahrungen seines Unternehmens mit Kubernetes und wie eine erfolgreiche Plattform auf Basis des Container-Orchestrierungs-Tools entstehen kann. Dabei erklärte der IT-Spezialist unter anderem, warum er Kubernetes als "sexy" empfinde, ließ aber auch Herausforderungen und Probleme beim Einsatz des Tools nicht unerwähnt:
Wie das Beispiel von News UK zeigt, können Unternehmen nicht nur auf technischer Seite von Kubernetes profitieren. Das Orchestrierungs-Tool ist offenbar auch als Mittel geeignet, junge, ambitionierte IT-Spezialisten für sich zu gewinnen.
Kubernetes schlägt Mainframe
Das spanische Unternehmen Amadeus IT Group, Betreiber des gleichnamigen Flugreservierungs-Systems ist Kubernetes-Pionier und arbeitet bereits seit 2015 mit dem Container-Orchestrierungs-Tool. Allerdings wartete man zunächst die Entwicklung des Tools und seines Ökosystems ab, bevor geschäftskritische Applikationen damit betrieben wurden. Ende 2016 war es schließlich so weit und die erste Applikation (ein Verfügbarkeits-Check für Airlines) wurde mit einer Kombination aus Kubernetes und Red Hats Open-Shift-Plattform in den Live-Betrieb überführt. Dabei kam Amadeus sein Fokus auf Open Source zu Gute, wie IT Director Julien Etienne erklärt: "All unsere Apps basieren auf Linux, sind also von Grund auf Container-freundlich."
Der Umstieg auf Kubernetes passte gut zur IT-Strategie, von On-Premises-Lösungen in die Public Cloud zu wechseln. Ein Grund dafür war die saisonabhängig schwankende Nachfrage, die zu schwer kalkulierbaren Lastspitzen führte. Außerdem wollte das Unternehmen seine Infrastrukturkosten senken. Da Amadeus ein in Sachen Weiterbildung erfahrenes IT-Unternehmen ist, stellten die technischen Anforderungen kein nennenswertes Problem dar. Anders sah es auf unternehmenskultureller Ebene aus, wie Etienne berichtet: "Eine der wesentlichen Herausforderungen von Kubernetes ist der Shift in Sachen Mindset: Was bedeutet der Umstieg für die Softwareentwickler? Die hatten sich bislang viele Gedanken über das System gemacht, auf dem ihre Applikation lief. Nun war plötzlich alles anders, das System nicht mehr wichtig - stattdessen hängt nun alles von der Konfiguration mit YAML ab."
Auch bei Amadeus hat man neben den technischen Vorteilen die Anziehungskraft des Container-Orchestrierungs-Tools auf Nachwuchs-IT-Spezialisten erkannt und setzt das auch gezielt im Recruiting ein. "Sich mit neuen Technologien wie Kubernetes zu beschäftigen, ist für gestandene Entwickler eben wesentlich attraktiver, als an einem Mainframe zu arbeiten", resümierte Dietmar Fauser, ehemals IT-Manager bei Amadeus im Rahmen eines Interviews Anfang 2019.
- Die Generation Y ...
... hat eine andere Einstellung zu Arbeit und stellt Personaler und Führungskräfte vor neue Herausforderungen. - Katja Loose, Hamburger Management- und Karriereberaterin, ...
empfiehlt: "Regelmäßige Feedback-Gespräche sind eine wirksame Möglichkeit, Generationenkonflikte zu entschärfen und sich gegenseitig besser zu verstehen." Sie hat zehn Ratschläge in petto: ... - Bereiten Sie sich inhaltlich und persönlich optimal vor:
Was ist Ihre Zielsetzung? Was möchten Sie positiv oder kritsch zurückmelden? - Verpacken Sie das Feedback als Geschenk:
Nehmen Sie eine wertschätzende Haltung ein, dann kommt Ihre Botschaft an. - Seien Sie fair:
Kritisieren Sie nie den Menschen als Ganzes, sondern nur den Aspekt, der Sie stört. - Keine Angst vor Tränen:
Der Ypsiloner kann oft schlecht mit Kritik umgehen. Mit Gelassenheit und Verständnis für die neue Generation meistern Sie auch schwierige Themen. - Schließen Sie nicht von sich auf andere:
Erklären Sie dem jungen Mitarbeiter ungeschriebene Gesetze und Verhaltensregeln im Unternehmen - wenn nötig immer wieder neu. - Eigenverantwortung durch Fragen
Bringen Sie Ihren Youngster in Eigenverantwortung, indem Sie ihn durch Fragen lenken und ihn selbst passende Lösungen finden lassen. - Ziele und Leitplanken
Geben Sie Ziele und Leitplanken vor, aber lassen Sie Ihren Mitarbeiter den Weg dorthin möglichst frei gestalten. - Talente aufspüren
Konzentrieren Sie sich auf die Talente, denn da liegt das Potenzial: Fragen Sie nach Hobbys und Interessen des Ypsiloners, um mehr über seine Begabungen zu erfahren. - Definieren Sie Ihre Rolle als Vorgesetzter:
Wollen Sie zum Beispiel Leuchtturm, Herbergsvater, oder Mutter Courage für den jungen Menschen sein? - Nicht von oben herab
Bleiben Sie auf Augenhöhe und halten Sie die bekannten Feedback-Regeln ein: zeitnahe Rückmeldung, ICH-Botschaften, konkret und konstruktiv formulieren!
Bereit für die Kubernetes-Zukunft?
Diese Beispiele für den Produktiveinsatz von Kubernetes zeigen, dass Unternehmen aller Größen und Branchen mit einem massiven Umbruch im Softwarebereich zu kämpfen haben: Die Art und Weise, wie Applikationen geschrieben und ausgeliefert werden, hat sich bereits maßgeblich verändert. Die Use Cases zeigen jedoch auch, dass viele Unternehmen bereit sind, kulturelle Veränderungen anzugehen - allein schon, um im "War for Talents" gegen Internet-Riesen wie Google und Facebook bestehen zu können. Außerdem gibt es klare Vorteile, die sich in allen Use Cases manifestieren: Die Entwicklungszyklen werden kürzer, die Kosten und Ausfallzeiten sinken, der Mehrwert für die Kunden steigt.
Es ist also keine Übertreibung, zu sagen, dass Unternehmen, die sich nicht mit Containern und Kubernetes auseinandersetzen wollen oder können, in der neuen, Software-getriebenen Welt einen schweren Stand haben werden.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.