Seitdem Kubernetes vor fünf Jahren den Hallen des Suchmaschinenriesen Google entsprungen ist, hat sich die Technologie zu einem der heißesten IT-Trends des ablaufenden Jahrzehnts gemausert. Inzwischen ist Kubernetes die Plattform der Wahl für Unternehmen, die Microservices ausrollen wollen. Diese kleinen Services laufen unabhängig in Containern und bilden im Verbund eine größere Applikation aus, die über verschiedene Infrastrukturen hinweg eingesetzt werden kann.
Kubernetes ist ein Orchestrierungs-Tool - es erlaubt Softwareentwicklern also, Container Workloads und -Services einzusehen, zu koordinieren und zu managen. Die Zielsetzung lautet dabei, Container zu lauffähigen Anwendungen zu verbinden. Kubernetes befähigt Unternehmen aller Größenklassen dazu, ihre Softwareentwicklung deutlich zu beschleunigen, Applikationen schneller auszuliefern und zu skalieren sowie ihre Technologielandschaft zu modernisieren.
Wie eine Untersuchung der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) zeigt, bringen bereits 40 Prozent von 5000 befragten Großunternehmen Kubernetes produktiv zum Einsatz. Allerdings betreibt die Mehrheit bislang nur eine Handvoll Applikationen mit Kubernetes, man muss sich der Technologie erst noch annähern. Die Richtung ist dennoch klar: Microservices auf Container-Basis sind die Zukunft - und Kubernetes liefert die Plattform dafür. Deshalb haben die drei großen Cloud Provider Amazon, Microsoft und Google Kubernetes-as-a-Service-Angebote im Programm. Auch Cisco, HP Enterprise, IBM/Red Hat, VMware/Pivotal und andere haben Kubernetes zu einem integralen Bestandteil ihrer Softwareangebote gemacht.
Wir zeigen Ihnen anhand dreier Beispiele, wie Großunternehmen Kubernetes in der Praxis nutzen, welchen Weg sie dafür zurücklegen und welche Hindernisse sie überwinden mussten.
Der frühe Kubernetes-Vogel
Bloomberg transferiert jeden Tag Milliarden von Datenpunkten - allein im Bereich der Finanzdienstleistungen. Seit 2015 setzt der Medienkonzern bereits auf Kubernetes. Das Container Tool befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Testphase. Nachdem diese 2017 abgeschlossen und alle notwendigen Anforderungen an Integration, Monitoring und Testing erfüllt waren, kam Kubernetes erstmals im Produktivbetrieb zum Einsatz.
Andrey Rybka, IT-Architekt bei Bloomberg, gab kürzlich im Rahmen der KubeCon/CloudNativeCon 2019 in San Diego Einblicke aus erster Hand, warum sich der Medienkonzern entschieden hat, schon früh auf Kubernetes zu setzen, wie der Umstieg verlaufen ist und welche Vorteile damit erschlossen wurden. Zudem sprach der Bloomberg-IT-Spezialist auch darüber, welche Entwicklungen er und sein Unternehmen sich für die Zukunft vom Einsatz des Container-Orchestrierungs-Tools erhoffen:
Wie in den meisten Unternehmen, die Kubernetes im Produktivbetrieb einsetzen, lag auch im Fall von Bloomberg eine der wesentlichen Herausforderungen in der Erstellung von Applikations-Manifesten mit YAML. Diese legen fest, wie Kubernetes Rechenressourcen verteilt. Deshalb entschied sich der Konzern, zunächst mit Basis-Manifesten zu arbeiten, die auf ein überschaubares Set von Kriterien limitiert waren. So konnten sich die Softwareentwickler Schritt für Schritt mit Kubernetes vertraut machen. Dazu bekamen sie die Möglichkeit, sich über diverse interne Schulungen weiterzubilden. Der Schlüssel zum Erfolg mit Kubernetes liegt nach Meinung von Andrey Rybka jedoch nicht in der Technologie selbst: "Was Sie in erster Linie brauchen, ist ein Expertenteam, das in Sachen Kubernetes, CNCF und dem zugehörigen Ökosystem wirklich fit ist. Sie können sich in diesem Fall nicht auf einen Anbieter verlassen, sondern müssen selbst alle Komplexitäten rund um Kubernetes verstehen."
Steven Bower, Data & Analytics Lead bei Bloomberg bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: "Kubernetes macht viele Dinger einfacher, aber nicht notwendigerweise simpler."