Microsoft Hyper-V, VMware ESXi, Citrix XenServer und KVM

Kostenlose Virtualisierungssoftware im Vergleich

16.03.2016
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.

KVM

Im Fahrwasser von Xen ist KVM als weiterer Open-Source-Hypervisor groß geworden und macht ersterem bereits seit längerem den Titel des führenden quelloffenen Virtualisierungssystems streitig. Die "Kernel-based Virtual Machine" ist als Modul direkt in den Linux-Kernel integriert. Ein separater Hypervisor und eine gesonderte virtuelle "Partition" für den Betrieb virtueller Maschinen sind nicht erforderlich. Der Linux-Kernel selbst stellt unter anderem Scheduling, Memory Management und Treiber zur Verfügung.

Neben den Kernelmodulen benötigt die KVM-Umgebung die Emulationssoftware QEMU. Diese ist für die virtualisierte Bereitstellung von Geräten auf den Gastsystemen zuständig und bietet gleichzeitig die Ablaufumgebung der VMs.

Einfach: Mit oVirt lassen sich komplexe KVM-Virtualisierungsumgebungen vom Webbrowser aus managen.
Einfach: Mit oVirt lassen sich komplexe KVM-Virtualisierungsumgebungen vom Webbrowser aus managen.
Foto: RedHat

KVM präsentiert sich bereits bei der Installation sehr schlank und einfach: Es sind im Wesentlichen die Kernel-Module zum bestehenden System dazuzuinstallieren sowie Qemu und Management-Tools einzurichten. Damit kann auch ein bereits vorhandener Linux-Server nachträglich zum Virtualisierungssystem aufgerüstet werden.

Auch beim Handling finden sich Linux-Administratoren sofort zurecht: Jeder Gast beziehungsweise jede virtuelle CPU verhalten sich wie ganz gewöhnliche Linux-Prozesse und können so beispielsweise auch über normale Kommandos wie top oder kill kontrolliert und gesteuert werden. Dies gilt auch für die Gerätelandschaft - speziell für Speichergeräte. Da hier die normalen Linux-Treiber genutzt werden, ist eine Umgewöhnung nicht nötig. Zugleich wird damit klar, dass für den Aufbau und den Einsatz von KVM-basierten Umgebungen tiefer gehendes Linux-Know-how unabdingbar ist.

Die Zahl unterstützter Gast-Betriebssysteme ist ansehnlich: Sämtliche wichtigen Windows-Varianten sind dabei, darüber hinaus natürlich Linux, Solaris, BSD, FreeBSD und einige eher exotische wie etwa ReactOS. Dabei ist die Software eindeutig auf den Betrieb (nicht-grafischer) Server-Systeme ausgerichtet.

Beim Management zeigt sich, wie stark die Marktposition des Open-Source-Hypervisors geworden ist. Eine Fülle von Administrationswerkzeugen ist verfügbar, zudem wird KVM in vielen Virtualisierungslösungen und Cloud-Plattformen als Antrieb eingebaut.

So ist KVM in vielen Linux-Distributionen als Sammlung von Paketen bereits mit an Bord. Zum Standard gehören hier zum Beispiel bei Ubuntu der grafische virt-manager sowie die Kommandozeilen-Toolbox virsh. Beide laufen auf Basis des Hypervisor-übergreifenden Schnittstellenpakets libvirt. Remote-Management ist damit möglich, jedoch keine "Orchestrierung" ganzer Pools virtueller Maschinen mit weitergehenden Funktionen wie Failover, High Availability und dergleichen.

Grundlagen: RHEV als umfassende Virtualisierungslösung auf Basis offener Software und Linux nutzt ebenfalls KVM als Hypervisor.
Grundlagen: RHEV als umfassende Virtualisierungslösung auf Basis offener Software und Linux nutzt ebenfalls KVM als Hypervisor.
Foto: Red Hat

Hier springen Drittprojekte sowie Softwarehersteller in die Bresche, typischerweise allesamt aus dem Open Source Lager. Dazu gehören Stand-alone-Tools wie ConVirt (GUI oder Web) und oVirt sowie eine wachsende Liste von Cloud-Frameworks, die den KVM-Hypervisor integrieren, wie Ganeti, Enomaly, openQRM und Eucalyptus.

Aufbauend auf KVM als Virtualisierungs-Engine sind inzwischen verschiedene Komplettlösungen für die Servervirtualisierung am Markt angekommen, allen voran RHEV (Red Hat Virtualization): Das Lösungspaket enthält Komponenten für HA, Scheduling, Migration, Storage- und Energieverwaltung sowie für Monitoring. Auch Univention, Linux-Hersteller aus Bremen, integriert KVM als Hypervisor in seinen UCS Virtual Machine Manager (UVMM), auf Basis seiner Univention-Linux-Distribution. Proxmox VE als Open-Source-Paket bietet eine Out-of-the-Box-Virtualisierungsplattform für KVM und openVZ.

KVM - Pro und Contra

Vorteile:

  • Ausgereifter, leistungsfähiger Hypervisor

  • Breite OS-Unterstützung

  • Viele Managementalternativen

Nachteile:

  • Linux-Know-how notwendig

  • Leistungsumfang stark von den Management-Tools abhängig